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UruguaySmall Country With a Long Beach

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10 February 2005 - 3 March 2005
Traveling day no. 509 - 530


NOTE : The travelogues are available in German only. Sorry buddy!

colonia del sacramento - montevideo - la paloma - piriapolissommerferien wie in rimini

ehe wir uns versahen waren wir bereits in uruguay eingereist. dabei waren wir doch noch auf argentinischem boden. die grenzformalitäten am hafen von buenos aires liefen subito, die uruguayaner wollen wohl dem so wichtigen touristenstrom aus ihrem grossen nachbarstaat keine knüppel in den weg legen. wir waren denn auch sozusagen die einzigen europäischen touristen unter tausenden von porteños (buenos airier). die einheimischen fragten uns häuftig, wie wir darauf kämen, ihr land zu besuchen. mehr aus zufall, weil wir noch ein bisschen an den strand wollten und weil uruguay eben gerade vis-à-vis von buenos aires liegt. das sagten wir ihnen natürlich nicht. nach der steifen brise in patagonien und feuerland und vor den luftigen höhen(winden) in den anden wollten wir noch einmal eine kleine tour an der wärme unternehmen. und da wir so viel schönes von uruguay gehört hatten, entschieden wir uns, hier ein paar gemütliche radel- und strand-tage zu verbringen.

die überfahrt über den rio de la plata dauerte etwa drei stunden und in colonia del sacramento fuhren wir mit unserem göppel aus dem bauch der fähre quasi direkt auf das kopfsteinpflaster des alten städtchens. alles war bestens organisiert hier! innert zwei tagen erkundeten wir so ziemlich jedes gässchen dieser herausgeputzten touristischen kostbarkeit, klopften die zahlreichen cafés ab und probierten das einheimische "patricia"-bier. lecker - selbst für nicht-biertrinkerinnen.

von da an gings endlich mal wieder mit dem tandem weiter. in voller montour radelten wir richtung osten. die anfängliche euphorie, endlich wieder im sattel zu sitzen, wich bald einmal. nicht, dass die bald fünfmonatige radelabstinenz (unglaublich, aber wahr!) derart ihren tribut zollte, aber die monotonie der strecke, der ewige gegenwind und die teils schnurgeraden autobahnen hauten uns nicht gerade aus den pedalen. dabei hatte alles so schön angefangen. eine mit baumalleen gesäumte landstrasse, die durch sanft geschwungene hügel führte und autofahrer, die äusserst rücksichtsvoll und sogar tagsüber mit abblendlicht fuhren (mancherorts, auf dem schwarzen kontinent zum beispiel, hielten sie es ja nicht mal für nötig, nachts mit standlicht zu fahren). das tönt jetzt alles bestimmt ganz so, als dass es uns womöglich gar keinen spass machte. so schlimm war es aber doch nicht, denn je weiter weg wir von den vierspurigen strassen und je näher wir der küste kamen, desto mehr radelfeeling kam auf. eigentlich hätten wir ja gar nicht auf den schnellstrassen fahren dürfen, aus mangel an alternativen aber, winkte uns die polizei jeweils freundlich durch. andere radler trafen wir selten. obwohl die strassen mit den breiten pannenstreifen geradezu zum velölen einluden. alejandro aus montevideo mit seinem sohn und dem anhänger marke eigenbau war in entgegengesetzer richtung unterwegs, ebenso wie edson aus brasilien mit rastalocken, strandmatte, ersatzpneu und rollbrett auf dem gepäckträger. so hat jeder seinen eigenen stil und manchmal kommen wir uns schon fast etwas "büenzlig" vor mit unserem perfekten und wohlgeordneten equipment. aber praktischer ist es allemal, nicht jeden morgen alles mit schnüren, schletzgummi und klebstreifen irgendwo am göppel festzubinden.

praktisch waren auch die vielen "ancap"-tankstellen (wohl so 'ne staatliche kette), die die strecke säumten. sie luden geradezu zu pinkel- und kaffee-stops ein. in diesen vielfach zu "all-you-need"-centern erweiterten läden konnte man natürlich nicht bloss den tank seines gefährts oder die veloschläuche füllen, sondern, was zumindest für uruguayaner wichtiger war, auch seine thermoskanne mit heiss wasser. denn uruguayaner sind, mehr noch als ihre argentinischen nachbarn, geradezu süchtig nach "maté", so einer art bitteren grüntees. kaum jemand verlässt das haus ohne sein "baby", sprich thermos unter dem arm und der maté-kalebasse in der hand. am strand, im bus, auf der strasse, im supermarkt, keinen schritt tun die hier ohne ihr lebenselexier. das dies nicht bloss durst stillend, sondern ein richtiges zeremoniell mit entsprechend schönen utensilien ist, versteht sich von selbst.

inmitten saftiger wiesen und fetter kühe lag "nueva helvecia", dem wir natürlich einen besuch abstatten mussten. überhaupt schienen die uruguayaner einen narren an uns eidgenossen gefressen zu haben. "colonia suiza", "hotel suizo", "paraiso suizo", "pollo a la suiza",... aber meistens war ehrlich gesagt nicht viel schweizerisches darin zu erkennen. ausser in nueva helvecia eben, wo an häusern und tafeln schweizer kantonswappen prangten und auf dessen hauptplatz ein original schweizer wander-wegweiser in richtung eines kleinen landes am anderen ende der welt stand. vielleicht ist es diese verwandtschaft (kleines land mit fetten kühen), welche uruguay das attribut "schweiz südamerikas" eingetragen hat. oder ganz einfach das fondue, das wir dort spachtelten und rekordverdächtig lecker war.

vor der hauptstadt montevideo erreichten wir wieder die küste. eigentlich war's ja bloss das flussufer des hier allerdings bereits mächtig breiten rio de la plata. wir fuhren auf der westseite in die stadt hinein und auf der gegenüberliegenden wieder heraus. unterschiedlicher könnten diese beiden stadtteile nicht sein: im westen bestimmten wellblech-hütten, abfallberge, stinkende kloaken und eselskarren das bild, während im osten eine zwanzig kilometer lange, mit joggern bevölkerte rambla protzte, mit ausgedehnten stränden, schmucken villen und gestylten hochhäusern. mittendrin, im zentrum wo wir logierten, mischten sich diese beiden welten und gaben der stadt ein gemütliches ambiente mit geschäftigen strassen, grünen plätzen und vielen kleinen baren.

die uruguayaner scheinen richtige leseratten zu sein. an der haupt-einkaufsstrasse reihte sich buchladen an buchladen, wogegen man sie in argentinien doch eher suchen musste. wir stöberten in den regalen rum und hofften etwas unkompliziertes zu finden, um unser "castellano" ein bisschen zu testen. als wir die markthalle besuchten, stellten wir fest, dass dieses schöne alte stahlgebäude zur fresshalle umfunktioniert wurde. na gut, es war mittag und wir genehmigten uns was. die auswahl lag nicht in den speisen, sondern darin, an welcher parrilla (grill) man sich den bauch mit fleisch vollschlagen wollte. die riesigen steaks legten uns dann für den rest des nachmittages lahm. in einem reisebüro in dem wir uns nach estancias (landgüter), die reitferien anboten erkundigten, kamen wir uns dann ein bisschen deppert vor, als der angestellte uns lange und breit erklärte, dass die estancias auf dem land seinen (ahaaa) und dass es dort bäume gebe (wow) und gemüse und getreide angebaut werde (donnerwetter) und schafe und kühe hätten sie auch (nein, so richtig wie im zoo?) und man könne sogar noch traktor fahren, das sei so ein grosses auto mit grossen rädern - hey, willst du uns verarschen oder was? ansonsten waren die gespräche mit den einheimischen doch etwas fruchtbarer. die leute in uruguay waren sehr offen und interessiert und die politik gab immer zu reden. der eben eingesetzte präsident (der erste linke präsident seit uruguays unabhängigkeit vor gut hundertsiebzig jahren) weckte in der ganzen bevölkerung enorme hoffnungen und die freude über die wahl war im ganzen land spürbar.

der verkehr auf uruguays strassen war das pure gegenteil von argentinien. die autos stoppten vor den fussgängerstreifen und liessen den schwächsten verkehrsteilnehmern den vortritt, überland wurde in gemächlichem tempo gefahren und mit gebührendem abstand überholt. doch ein bisschen schweizerisch eben. uruguay wäre ein el dorado für autosammler. hier verkehren autos aus einem ganzen jahrhundert. oldtimer, die dem verkehrshaus das wasser im munde zusammen laufen lassen würden, verkehrten hier neben vw-bussen aus den fünfzigern, die uns das wasser im munde zusammen laufen liessen und neuen bmw's die vermutlich allen anderen das wasser im munde zusammen laufen liessen. mal zottelten eselskarren vorbei, mal tuckerten die "waltons" in ihrem truck daher, es stotterten die alt-achtundsechziger-opis mit ihren klapprigen vw-bussen des weges und dröhnten die möchtegerns in den neusten sport-coupés an uns vorbei.

auf (mehr oder weniger) küstenstrassen gings weiter richtung punta del este, der mondänen feriendestination, die sich mit st. tropez zu vergleichen anmasst. nicht, dass wir schon mal da gewesen wären (in st. tropez natürlich), aber wir wagen mal zu bezweifeln, dass punta del este dem südfränzösischen high-society-mekka das wasser reichen kann. uns gefiel's viel besser in piriapolis, einem kleinen badeort ganz à la rimini. bloss, dass man sich hier am strand seinen platz selber aussuchen durfte. es war so richtig gemütlich und übersichtlich: eine strandpromenade, ein paar eisdielen, zwei flipperkasten-spielhöllen, ein paar restaurants und läden. wir kamen uns vor, wie in den sommerferien an der adria. patrizia liess sich am strand braten und steckte die nase in die spanische edition von miss marples spürsinnig gelösten fällen, während brö im schatten herumschlich und die nase anderweitig herumstreckte, in erster linie in kaffeetassen. jeder nach seinem geschmack also. abends stand immer irgendwo touristen-unterhaltung auf dem programm. feuerwerk, die guggemusig-mässige jugendmusik mit den kecken majoretten auf der rambla defilierend, open-air gaucho-musik und tanzvorführungen. auf einer sesselbahn hätte man gemütlich auf einen fünfzig meter hohen hügel gondeln können und sogar der sonnenuntergang wurde hier zum erlebnis. wenn der glühend-rote ball im meer versank, applaudierten die vielen strandbesucher voller wonne. eigentlich ganz schön, wenn man dieses schauspiel, das sich seit jahrmillionen wiederholt, mit solcher dankbarkeit schätzen und geniessen kann.

da erstaunt es wohl wenig, dass wir das plumpe punta del este (okay, wir gaben ihm eigentlich gar keine chance, sich zu profilieren) links liegen liessen und weiter fuhren, bis wir beim nächsten grösseren badeort mit dem wohlklingenden namen "la paloma" ankamen. dazwischen hiess es aber nochmals busch-zelten, mitten im kilometerlangen menschenleeren küstenstreifen am atlantik, denn die kleinen orte waren teilweise so klein, dass sie wohl gar nicht existierten. das selbe passierte auch mit der routa diez, die dieser küste entlangführte und sich plötzlich in luft auflöste. die strassenbauer liessen sich von den grossen lagunen jämmerlich ins bockshorn jagen. einmal wurde das fehlende strassenstück mit einer fähre überbrückt, ein anderes mal hiess es schieben unter der glühenden sonne, dem dünenkamm entlang, bis wir wieder auf die unbefestigte strasse trafen. der name "la paloma" liess in uns natürlich gewisse erwartungen keimen, die der ort selber nicht ganz zu befriedigen vermochte. das balneario hatte seine blüte wohl schon seit einigen dekaden hinter sich und präsentierte sich in hitze-flirrendem asphalt, ausgedörrten parkanlagen, verrammelten restaurants, heruntergekommenen gebäuden und einem strand, der nicht mal patrizia zum bade einzuladen vermochte. wir kehrten um und fuhren in zwei überland-etappen zurück - wohin wohl? - nach piriapolis. wiederum durch saftiges weideland, auf dessen wiesen sich kühe, schafe und fast noch mehr pferde tummelten. gaucho-land, echte pampa wie sie im buche steht. schon praktisch, wenn hier die melk-, strick- und reitgelegenheiten direkt vor dem haus stehen, denn die tiere waren nicht nur auf dem land anzutreffen, sondern grasten auch in den gärten der wohnhäuser in den kleinen städten und dörfern.

uruguay erlebten wir als aufgeräumt, "relaxed" und sicher. darin waren sich auch die einheimischen mit uns einig ("aber passt dann auf euch und euer hab und gut auf in brasilien..."). so weit wollten wir ja gar nicht, obwohl unser spanisch vielleicht manchmal etwas portugiesisch klang. die touristen-polizei war zwar auch in montevideo omnipräsent und nachts hallten die schreie "policia - ladron (dieb)!" durch die gassen, aber das gehört wohl zu einer metropole südamerikas oder besser gesagt, überall auf der welt. ausserhalb hätte man das tandem getrost unbeaufsichtigt stehen lassen können, ohne dass sich jemand daran vergriffen hätte. die uruguayaner waren ja so etwas von freundlich und höflich. sogar die bettelnden kinder entschuldigten sich jeweils für die störung und die aufschwatzer waren so diskret, dass ein simples "no gracias" genügte, damit sie mit den besten wünschen für einen wundschönen tag davonzogen. einzig die vielen lautsprecherwagen in gewissen ortschaften waren ein wenig penetrant. mit presslufthammer-verdächtiger dezibelzahl beschallten sie die strassen mit den neusten sonderangeboten im supermercado (wo man selbst ein paar unterhosen per kreditkarte bequem in sechs monatsraten abstottern konnte) oder wo die heisseste party des abends abging. à propos durchsagen: im rundfunk gibt es hier zwei ganz unterschiedliche spezies von moderatoren: die nachrichtensprecher, die vermutlich ihren eigenen lottogewinn mit der selben emotionslosen monotonie kommentieren würden, wie die börsendaten und auf der anderen seite die sport- respektive fussballkommentatoren (wobei das hier eigentlich auf das selbe rauskommt), deren gunst beim publikum davon abzuhängen scheint, wie lange sie das "o" in "goooal!" aushalten können.

irgendwie konnten wir uns noch nicht so ganz mit dem urugayanischen tagesrhytmus aufsynchronisieren. nur schon fürs nachtessen mussten wir bis halb zehn ausharren und waren meistens bei weitem die ersten, die sich im restaurant einfanden. das gros trudelte so gegen halb elf, elf ein. daran muss sich ein "am-sächsi-am-obe-ged's-z'nacht"-magen zuerst mal gewöhnen! dafür war das essen meistens sehr lecker, denn dann und wann schimmerte die mediterrane küche in den oft nicht sehr abwechslungsreichen speisekarten durch. dank den lokalen fischern fand ab und zu auch mal was aus dem meer den weg auf unsere teller und so brauchten wir uns nicht mit der zweifelhaften spezialität uruguays "chivito" (verkappter steak-hamburger) zu begnügen.

obwohl wir von uruguay bloss den süden gesehen hatten, beschlossen wir, wieder zurück nach buenos aires zu fahren. das equipment musste noch ein bisschen aufgepäppelt werden und unser spanisch wohl auch. und wer weiss, vielleicht entstehen ja dort endlich mal die lange aufgeschobenen berichte aus südafrika und der antarktis ;-).



17.11.11 Geraldton, Australia

Western Australia – this is pure nature! Apparently, in endless dimensions at that! Not only ...
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