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MadagascarMora mora - Travelling in Slow Pace

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25 October 2003 - 11 January 2004
Traveling day no. 35 - 113


NOTE : The travelogues are available in German only. Sorry buddy!

toamasina - sonierana-ivongosalut vazaha!

der einreisestempel hat sich irgendwie von selbst in unsere pässe geschlichen, sodass wir doch nicht in die knapp 400km entfernte hauptstadt mussten, wo uns der zöllner zuerst hinschicken wollte. auch auf einen fahrausweis für unser tandem bestand er nicht wirklich lange. es war der 25. oktober 2003 und bereits unser zweite tag in madagaskar. tags zuvor machten wir bloss einen kleinen "landgang", konnten diversen souvenir-aufschwatz-versuchen widerstehen, assen langusten in einem strandbeizli und kehrten als multi-millionäre auf's schiff zurück. was wir daraus lernten? tausche geld lieber auf dem schwarzmarkt als auf der bank, denn da kriegt man erstens den besseren kurs, zweitens ist das geschäft binnen zwei minuten erledigt, drittens wird man nicht an drei verschiedene schalter verwiesen und viertens brauchen die strassenhändler keinen taschenrechner, um unsere aussage: 6 scheine à 50 euro seien 300 euro, zu überprüfen. dass hier zwei verschiedene währungen in umlauf sind, machte die sache auch nicht gerade einfacher.

wie wir mit unserem tandem durch taomasina (tamatave) und um die schlaglöcher kurvten, staunten wir wieder von neuem, wie ganz anders die menschen auf radeltouristen reagieren als auf "fussgänger". sie lächelten uns zu oder staunten einfach über unser "long-vehicle" bis wir schon fast vorbei waren und begannen dann lauthals zu lachen. auf erstaunlich guten strassen fuhren wir aus der hafenstadt, vorbei an dutzenden von strassenständen, coiffeur-hüttchen, veloflick-stationen und mikro-kiosken richtung norden. unser zelt schlugen wir ein paar kilometer abseits der hauptroute, mitten im wald am rande eines kleines sees auf. vor dem einschlafen lauschten wir den verschiedensten geräuschen um uns herum und genossen die erste nacht in madagaskar. wir kamen uns vor wie im paradies!

am folgenden morgen besuchten wir den 1898 eröffneten zoo von ivoloina, wo heute in erster linie tiere, die schmugglern und illegalen händlern abgenommen wurden, wieder aufgepäppelt und an die freiheit gewöhnt werden. verschiedene lemurenarten (halbaffen, die nur auf madagaskar vorkommen) turnten in gehegen und teilweise auch im freien vor unserer kameralinse herum. die schildkröten, boas und chamäleons liessen unserem autofokus da schon etwas mehr zeit zum scharfstellen.

am strassenrand klopften die leute (frauen und männer) steine verschiedenster grösse. vom kieselstein bis zum grossen quader wurde alles fein säuberlich in haufen sortiert. vor einer kirche schauten wir einer schar mädchen beim tanzen zu und es dauerte nicht lange, bis die beiden fremden interessanter waren als "ringel-reihen". innert kürze waren wir umringt von dutzenden von kindern mit grossen augen und als brö die kamera zückte, stellten sie sich vor und hinter patrizia und das tandem (welches in der menge verschwand), jedes darauf bedacht, auch ja gut ins bild zu kommen. es wäre schön, auch gleich noch einen drucker mit dabei zu haben, oder eine polaroid, um einen abzug hier zu lassen. aber vielleicht brauchen auch nur wir "sinn-überfluteten" europäer solche gedankenstützen um uns an derart eindrückliche momente zurück zu erinnern.

das asphaltband zog sich durch sattgrüne landschaften, gesäumt von verschiedensten gewächsen: palmen in allen variationen, nadelhölzer, laubbäume, bananen- und weiss der geier was für bäume und stauden. immer wieder passierten wir kleine dörfer, in denen wir begeistert empfangen wurden. "salut vazaha!" ("hallo fremde!") tönte es lauthals aus den kehlen der kinder und der erwachsenen. das winken und lächeln spornte uns an und bald werden wir wohl muskelkater in den lachmuskeln kriegen, wollen wir doch ihre begeisterung erwidern. vielfach artete das lächeln in lauthalses lachen, tief aus dem bauch heraus, aus. sie scheuten sich auch gar nicht, uns in allen tönen auszulachen, wenn uns mal ein malheur passierte. aber meistens war ihr lachen wohlwollend, drücken sie hierzulande doch damit staunen, verwunderung oder aber auch scheu und angst aus. zugegeben, manchmal konnte das schon etwas nervig sein, wenn man einfach so durch die gegend schlenderte und grundlos "ausgelacht" wurde.

die strecke schlängelte sich meist durch's landesinnere, über kleine hügel, manchmal auch dem meer entlang. fast immer erreichten wir unser etappenziel trockenen hauptes und einmal fanden wir dort sogar ein schmuckes bungalow mit allen schikanen und einer hängematte auf der veranda - nur 20m vom strand. ansonsten fühlten sich in den kammern eher die kakerlaken wohl, sodass wir unsere stoffbehausung vorzogen.

oftmals hatten wir begleitung von einem oder mehreren mitstramplern, welche in die pedalen traten was der drahtesel hergab, nur um uns einzuholen oder bergauf locker neben uns herzuradeln. und war mal kein velo zur hand spurteten die kinder neben uns her. 18.5km/h schafften sie locker - barfuss! die fussbekleidung hier ist überhaupt spärlich. höchstens flip flops (die kinder meistens zu grosse, die erwachsenen zu kleine - scheint hier nur einheitsgrössen zu geben, dafür in allen farben). die kleider oftmals bis fast zur unkenntlichkeit zerschlissen und abgetragen, häufig aus dem "tex aid"-sack. in grösseren ortschaften manchmal fast schon chic, in allen erdenklichen stilrichtungen. sogar ein pyjama ist hier tagsüber salonfähig. besonders schön sind die in traditionelle tücher gehüllten frauen. schüler erkennt man an ihren farbigen "arbeitskitteln" und den geflochtenen schulränzen oder modernen schulrucksäcken - je nach ort und schule. von barfuss und lumpen bis high-heels und kravatte ist in madagaskar alles vertreten - wie bei uns, nur ist das spektrum hier viel grösser und definitiv anders verteilt.

nosy boraha (st. marie)gestrandet auf der pirateninsel

diese nacht hatte es gegossen wie aus kübeln, was unserem ursprünglichen vorhaben, weiter richtung norden zu radeln den gnadenstoss versetzte. die strecke sei, versehen mit kilometerlangen sandpassagen (= schieben!), wenn überhaupt, nur in furzfüdli-trockenem zustand befahrbar. als alternative setzten wir in einer zweieinhalb-stündigen bootsfahrt auf die insel nosy boraha über, die früher als piratenstützpunkt diente. die franzosen benutzten das eiland als gefangeneninsel und heute schwänzeln hier ein paar touristen rum (über welche besucher sich die einheimischen wohl am meisten freuten?). deshalb existiert hier auch eine recht ansprechende touristische infrastruktur mit einigen bungalow-hotels, flughafen und sogar einem tauchcenter. viele der unterkünfte, wunderschön gelegen und einst wohl auch recht gut in schuss, stehen leer, weil die touristen fehlen. seit den letzten (von unruhen begleiteten) präsidentenwahlen bleiben vorallem die touristen aus frankreich aus, welche zwar trotzdem noch immer das gros ausmachen. somit fehlt das geld für investitionen: die umgebung ist meistens pickfein hergerichtet, an den gebäulichkeiten nagt jedoch der zahn der zeit. arbeit kostet hier fast nichts, baumaterialien eben schon. um z.b. einen wegweiser neu zu beschriften, kann man sich gut und gerne einen tag zeit lassen: zuerst wird die braune farbe (hintergrund) fein säuberlich mit einer glasscherbe um die schrift herum abgeschabt, dann die weisse schrift nachgemalt und anschliessend der hintergrund wieder nachgepinselt. das gibt mit der zeit ein schmuckes relief.

wir durften unser zelt am strand im park eines wunderschönen bungalow-hotels aufstellen, deren wc und duschen benutzen und nebenbei passte sogar noch jemand auf unseren karsumpel auf wenn wir weg waren. als gegenleistung assen wir jeweils in ihrem restaurant z'nacht. immer vier-gänger, dessert und rhum. immer frischen fisch und meeresfrüchte und vorallem immer äusserst lecker. so lässt sich's leben! und sogar patrizia wird langsam zur absoluten extrem-fischliebhaberin (und das will was heissen - da wird sich die "mamma" aber freuen!), essen wir doch seit beginn unserer reise kaum etwas anderes.

zur abwechslung mal ohne gepäck umrundeteten wir die halbe insel, was zeitweise in eine ausgewachsene mountainbike-tour ausartete. ein andermal wanderten wir auf schmalen pfaden zur anderen seite der insel, durch kleine dörfer, vorbei an vanilleplantagen, maniokfeldern, nelkenbäumen und einer zuckerrohr-schnaps-presserei, die wir gegen ein almosen von fmg 5000 (ein schweizer franken entspricht etwa fmg 4000 (francs malagasy)) sogar hätten fotografieren dürfen. schon recht traurig, wie der tourismus die menschen verändert. unterwegs riefen uns die kinder dann auch statt "salut vazaha" "donne-moi un gadeau" "donne-moi l'argent" oder ganz dreisterweise "donne-moi un velo" zu. als wir zu fuss unterwegs waren, nota bene. nachvollziehbar irgendwie, aber schade. denn somit änderte sich leider eben auch unser verhalten ihnen gegenüber. gewollt oder ungewollt.

nach einer pirogenfahrt durch einen mangrovenwald fanden wir einen kilometerlangen sandstrand mit türkisfarbenem wasser. weit und breit keine menschenseele - nur ab und zu ein fischer in seinem einbaum, welcher im schutz der riesigen lagune unser abendessen aus dem meer zog. auf dem rückweg entlang der piste sehnte sich vor allem patrizia nach unserem fahrbaren untersatz, hätte man damit immerhin etwas fahrtwind um die ohren. wenn wir mal nicht unterwegs waren, verbrachten wir die zeit mit schreiben, lesen, waschen, nähen, flicken, baden und durften sogar den hotel-compi benutzen.

nach ein paar tagen des inseldaseins wollten wir weiter richtung norden. wie bereits bei unserer ankunft auf der insel eröffneten sie uns am hafen erneut, dass es jeden tag schiffe nach maroansetra habe, aber gerade heute eben nicht... so suchten wir uns am abend erneut eine bleibe und versuchten unser glück am folgenden tag. am morgen käme bestimmt eines, und gestern hätte es auch welche gehabt, und abends gibt es sowieso immer boote... und trotzdem verbrachten wir auch diesen langen tag nur wartend und übersahen wohl all die vielen schiffe! wir haben ja zeit. wir sind schon soweit, dass wir stundenlang einfach nur rumsitzen und plaudern können - ein gutes zeichen! am dritten tag standen wir wieder um sieben am hafen, liessen uns von allen irgendwelche märchen erzählen und harrten zum glück bis am abend aus, als dann gleich drei schiffe miteinander eintrafen. wir änderten kurzerhand unsere pläne und bestiegen ein kleines frachtschiff richtung mananara (weil es von da aus täglich mehrere schiffe nach antalaha, unserem endziel, gäbe - von maroansetra aus sei dies bedeutend schwieriger. wer's glaubt wird selig!).

mitten in der nacht legten wir ab und kuschelten uns auf dem dach des schiffes in unsere schlaftüten. wir machten kaum ein auge zu, weil es eine wunderschöne vollmond nacht war, wir uns wegen eines kleinen technisches problems ohne motor längs zu den wellen legten, einen überwältigenden sonnenaufgang sahen, verregnet wurden, aber in erster linie weil wir immer schauen mussten dass unsere schlafsäcke samt inhalt wegen des wellengangs nicht über bord kippten. aber immer noch besser als im innern mit einer benzinvergiftung auf den reissäcken zu entschlafen.

unser ziel erreichten wir morgens um sieben, konnten jedoch erst nach dem mittag in den hafen einlaufen weil gerade ebbe war. na ja, irgendwie wäre das ja vorausberechenbar, dachten wir uns. aber was solls: "mora-mora" (immer mit der ruhe), wie alles hier. irgendwann wurden die reissäcke (aus indien und pakistan - der qualitativ bessere reis aus madagaskar wird grösstenteils exportiert) auf ein kleineres boot verladen. zehn junge männer, muskulös und durchtrainiert, wie fast alle leute hier, arbeiteten eher weniger als mehr hand in hand. als ob sie dies zum ersten mal machten. organisiertes, speditives oder exaktes arbeiten haben wir hier sowieso noch nicht gesehen. es wird einfach mal angepackt und irgendwie kommt man dann schon ans ziel. "mora-mora" eben... wir ergriffen die gelegenheit, luden unser zeugs ebenfalls um und fuhren in den hafen von mananara.

mananaradrei telefone und keine karte dazu

ein boot, welches uns am nächsten morgen nach antalaha bringen sollte fanden wir schnell, auch wenn sich die preisverhandlungen etwas schwierig gestalteten. wie verabredet standen wir um halb fünf in der früh am hafen und nach einem regen wortwechsel verliess das überfüllte boot den hafen - ohne uns! der nette herr kapitän zog es wohl doch vor, sein boot mit landsleuten zu bestücken. mist! also bezogen wir nochmals unsere bleibe und schliefen fertig aus. wir versuchten später erneut eine fahrgelegenheit zu ergattern. dies sollte nach "nur" weiteren fünf tagen, vielen leeren versprechungen und verschiebungen dann auch wirklich klappen... es brauchte dazu jedoch täglich mehrere spaziergänge zum hafen und brö war im dorf langsam bekannt wie ein bunter hund - nicht bloss weil wir hier einmal mehr die einzigen touristen waren.

da wir immer auf "stand-by" bleiben mussten, konnten wir leider das biospährenreservat nicht besuchen und begnügten uns mit einem nächtlichen kurztripp auf eine flussinsel, um das ausgestorben geglaubte fingertier ("aye-aye") zu entdecken und von unseren zwei kleinen führern (die kein wort französisch sprachen) mit allerhand leckeren früchten verwöhnt zu werden. ansonsten klapperten wir den markt ab, assen baguette mit vache-qui-rit (ein hoch auf die französischen ex-kolonien) und versuchten zu telefonieren. ein dreitausend-seelendorf mit flughafen und drei telefonen, aber leider ohne die notwendigen telefonkarten! zum glück klappte wenigstens die versorgung mit three horses beer. patrizia nutzte die zeit, um sich während fünf stunden unzählige zöpfchen in die haare flechten zu lassen. stand ihr eindeutig besser als brö sein "glatzen-experiment" vor drei wochen. und sonst? viel freie zeit um das leben als weltenbummler zu geniessen. einzig das mit dem ausschlafen will hier nicht so recht klappen. um vier bellen die hunde, um fünf krähen die hähne und um sechs sind sowieso schon alle auf den beinen. macht aber nix. spätestens abends um acht sind wir eh in den federn, da es nach sechs uhr dunkel wird und ab dann licht zu mangelware.

cap estmasoala halbinsel oder drei wochen reise für drei stunden regenwald

um an bord zu gelangen mussten wir im hafenbecken durch den schlamm waten in den aus diversesten booten jede und jeder nach belieben reinpinkelte. bilharziose lässt grüssen! wir suchten uns ein plätzchen an deck, nach und nach füllte sich das boot und bald war jede sitzgelegenheit am boden (oder je nach glück auf kisten, säcken oder fässern) belegt. nach einer kurzen regenschauer tuckerte das boot um zwei uhr morgens auf's meer hinaus. der 50ps aussenbordmotor kämpfte sich tapfer gegen die recht hohen wellen und nach sonnenaufgang erreichten wir die südspitze der masoala halbinsel. während brö auf dem bug die schöne stimmung und die wie immer viel zu laute musik genoss (in madagaskar scheinen die lautstärke-regler auf der maximalstellung blockiert zu sein, was dazu führt, dass die umgebung mit unmöglich lautem geschepper, untermalt von etwas musik, beschallt wird), lag patrizia trotz "stugi" flach und versuchte, sich nicht zu übergeben. dies gelang ihr besser, als den vier kleinen kindern, welche kreuz und quer auf unseren velotaschen lagen und sich die kotzschüssel im 5minuten-takt reichten. trotzdem sassen sie ohne zu murren während der ganzen reise auf ihren plätzchen. wir wagen uns ja nicht auszumalen, was für ein gezehr und gequängel bei uns zuhause auf so einem boot herrschen würde. hatte es auf dem letzten schiff noch eine feuerstelle und so was ähnliches, wie eine toilette, war die infrastruktur hier doch sehr mager, respektive gar nicht vorhanden. dank vorsorglicher planung waren wir beide nicht auf die reis-mampf-fast-food-stops an land angewiesen. das pinkeln über die reling bei hohem seegang und unter den gespannten blicken der anderen passagiere (haben die "vazahas" echt auch ein weisses füdli?) hatte etwas recht akrobatisches an sich. damit wir die haut am abend nicht am stück von unseren gesichtern abziehen mussten, bastelte brö mit sarongs, gummischletz, schnur und tandem ein sonnendach. der neid der einheimischen passagiere war uns auf sicher...

die fahrt zog sich den folgenden tag und die nacht dahin. ab und zu legten wir an, um etwas reis oder ein paar passagiere abzuladen. wir gondelten, mal inner-, mal ausserhalb der korallenriffe dem ufer entlang und freuten uns jetzt schon darauf, die paradiesische gegend zu fuss zu erkunden, welche hier so gemütlich an uns vorbeizog.

mit dem buschtaxi ("taxi-brousse") schafften wir die knapp 50km lange strecke von antalaha nach cap est in gut fünf stunden. wir konnten vom "vazaha"-bonus profitieren und durften vorne neben dem fahrer sitzen, während sich die anderen passagiere auf die eh schon mit säcken vollgestopfe ladefläche quetschten oder hinten am uralten peugeot-pick-up hingen. fast so viele leute bringt man übrigens auch in einen renault r4 (hier das auto der wahl), nämlich sechs auf den beiden vordersitzen, acht auf der rückbank und das gepäck von allen im weit geöffneten kofferraum... neben dem fahrer sind auf den "taxi-brousses" jeweils noch zwei helfer mit dabei, welche das gepäck auf dem dach befestigen (eine kunst für sich), kühlwasser und benzin nachfüllen, die bretter auf den klapprigen brücken zurechtlegen, reifen wechseln, blattfedern mit schnur zusammenbinden und abgefallene karrosserieteile wieder einsammeln. wenn ein fluss mit dem floss überquert wird, die strasse zu steil oder die schlaglöcher zu tief sind, muss die ganze meute aussteigen und zu fuss weiter.

in cap est trafen wir unseren von angap vermittelten führer. (angap = staatliche behörde zur verwaltung der naturreservate - eine katastrophe: gelten beamte gemeinhin nicht gerade als musterbeispiel für effizienz, freundlichkeit, kooperation und initiative, sind die angestellten des angap, zumindest im office in antalaha, der prototyp für diesen stand). dieser eröffnete uns, dass man unmöglich drei tage im diesem nationalpark verbringen kann und campieren da sowieso verboten sei - entgegen der beteuerungen des angap-büros. erschwerend kam hinzu, dass es für madagassen scheinbar unmöglich ist zu überleben, ohne drei mal pro tag reis zu essen. feuer machen war verboten, der guide hatte keinen kocher und wir hatten unseren nicht dabei (wiederum dank den sehr brauchbaren informationen des angap-büros).

am folgenden tag machten wir einen "spaziergang" durch den (dank dem züri-zoo plötzlich so berühmten) masoala nationalpark (respektive, wie wir später feststellten, einen "parc detaché" desselben - danke liebe madame vom angap, dass du uns nicht mal auf diesen umstand hingewiesen hast!), auf der längst möglichen route. ganze drei(!) stunden durch ein waldgebiet welches vor drei jahren von einem zyklon plattgemacht und was davon noch übrig blieb den flammen eines einmonatigen feuers zum opfer fiel. jetzt war aber unsere geduld langsam am ende! konnten wir unserer reise bis hierhin fast nur positives abgewinnen (wir möchten keinen augenblick davon missen - es war immer sehr interessant, lustig, spannend und jeden tag sahen wir etwas neues) aber wir hatten uns so darauf gefreut (versteift?) und so viel zeit dafür investiert! unsere entäuschung war ungefähr so gross wie die artenvielfalt der masoala-halbinsel, von der wir leider nichts zu sehen kriegten. um noch das beste daraus zu machen unternahmen wir am nächsten tag eine zehnstündige wanderung flussaufwärts, bis wir den regenwald erreichten (oder was nach holzschlag und brandrodung noch davon übrig war). die landschaft war wunderschön aber nicht mehr so ganz das, was man sich unter einem urwald gemeinhin vorstellt. aber soll man es den einwohnern etwa vorhalten, wenn sie holz für ihre einbäume, hütten und kohle aus ihrem wald schlagen? nur weil wir das bedürfnis haben, wo anders "natur pur" zu erleben? aber trotzdem stimmt es traurig, wenn man sieht wie hier die natur auf nimmer wiedersehen zerstört wird.

nach einer übernachtung in einer strohhütte mitten in einem dschungeldorf (für umgerechnet gut zwei franken pro person, inkl. nachtessen und frühstück) machten wir uns im morgennebel auf und wanderten für ein paar stunden, meist in bachbetten, in fast intaktem regenwald. endlich! drei wochen anreise für drei stunden primärwald! die rückreise ging flott mit einer piroge flussabwärts, zuckerrohr kauend und die vorbeiziehende landschaft geniessend. und als krönenden abschluss von der masoala halbinsel zauberte uns justin am abend drei leckere langusten auf den tisch. grilliert auf holzkohle aus tropenholz natürlich...

marojejy nationalparkchamälons, frösche und sauschwere rucksäcke

endlich mal wieder velofahren! hoffentlich können wir es noch. nachdem es den ganzen morgen geregnet hatte, entschlossen wir uns mittags, trotzdem loszuradeln. die piste war recht gut, wenn auch ein bisschen aufgeweicht (es regnete noch immer) und ab und zu mussten wir den schlamm aus den schutzblechen kratzen, der des anhängers rad blockierte. die x-te polizeikontrolle schafften wir locker. als mitarbeiter des roten kreuzes geniesst man hier gewisse anerkennung. und auch ihre frage, ob wir viele medikamente im anhänger geladen hätten, konnten wir guten gewissens, wenn auch mit einem augenzwinkern bejahen. überhaupt sprachen uns viele leute auf unsere "rotkreuz"-flagge an und liessen sich trotz ausführlicher erläuterungen nicht davon überzeugen, dass unser wimpel eigentlich die flagge unseres heimatlandes sei. leider konnten wir auch als vermeintliche "medicines sans frontieres" keine hilfe bringen. war schon ein genialer einfall von henry dunant, die inverse schweizer-flagge als symbol für seine institution zu verwenden. wir auf jeden fall profitieren vom guten ansehen des ikrk und wer weiss, vielleicht können wir ja doch noch irgendwo helfen mit unseren bescheidenen kenntnissen und möglichkeiten.

wir kamen recht gut vorwärts und entschlossen, gleich nach sambava (85km) durchzufahren. für die letzten 10km allerdings brauchten wir dann nochmals über anderthalb stunden und landeten ein paar mal auf der nase. vielleicht können wir es doch nicht mehr so gut... oder lag es vielleicht am sand und der urplötzlich hereingebrochenen dunkelheit? dass sambava ein touristischer hotspot war, merkten wir nur an den überrissenen hotelpreisen. zum glück trafen wir hier aber auf duncan (britischer fotograf, der madagaskar mit dem kajak bereist - unglaublich!), der uns überzeugte, mit ihm den marojejy nationalpark zu besuchen. na ja, eine chance wollten wir der ostküste noch geben.

drei tage später (organisieren dauert hier halt etwas), bereits kurz nach dem parkeingang merkten wir, dass es sich definitiv gelohnt hatte. wir schleppten unsere sauschweren rucksäcke durch einen tropischen regenwald, wie wir ihn uns immer erträumt hatten. ge-ni-al! und alles war hier perfekt organisiert (von wwf natürlich und nicht von angap!): der sehr kompetente führer (sprach sogar englisch), die pfade, übernachtungsplätze, kochgelegenheiten, nur die kilometer scheinen hier etwa drei mal solange zu sein wie zuhause. vielleicht hätten wir doch einen träger engagieren sollen, mussten wir doch zelt, kleider, persönlichen krempel und lebensmittel für vier personen und vier tage mitschleppen. der guide trägt hier lediglich seine persönlichen untensilien (ein t-shirt, eine zahnbürste und ein notizbuch, indem alles möchliche, wie schreie der lemuren oder die verschiedenen laute der frösche notiert war)!

einige zeit nach einbruch der dunkelheit erreichten wir das erste camp, windeten unsere schweissdurchtränkten kleider aus (ist halt etwas feucht im regenwald, vor allem, wenn er in der regenreichsten ecke der ganzen insel liegt) und kochten uns unter duncans anleitung (ein engländer der kochen kann?) etwas leckeres. hauptbestandteil: ingwer - überall, im tee, in den tomaten-spaghetti,... das weckte unsere lebensgeister wieder und zu dritt gingen wir auf nächtliche fotopirsch. unglaublich was man hier vor die linse kriegt! wäre uns ja nie im traum eingefallen, nachts rumzuschleichen, um nach insekten, fröschen, schlangen, geckos und chamäleons ausschau zu halten. duncan öffnete uns die augen für diese unglaublich spannende tierwelt. wir waren so fasziniert, dass die kommenden drei nächte sehr kurz wurden. tagsüber wanderten wir von einem camp zum nächsten oder mitten in den urwald rein und entdeckten allerlei krabbel- und andere viecher. unter anderem eine lemurenart, welche nur in diesem park lebt. doch nicht nur die fauna war hier einzigartig, auch die flora war schlichtweg grossartig. 260 verschiedene farne zum beispiel gedeihen hier, über 30 palmenarten, 6 davon ausschliesslich an diesem bergmassiv. einige pflanzen entdeckten wir, die es bei uns zu hause in miniature als zimmerpflanzen zu kaufen gibt. dieser park gilt als hotspot der artenvielfalt und man nimmt an, dass die zahl der bisher entdeckten pflanzen und tiere durch die der noch nicht entdeckten bei weitem übertroffen wird. ein glück, dass dieses gebiet seit gut fünfzig jahren unter striktem naturschutz steht und 1998 auch der öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde.

es waren vier absolut geniale tage, wir hatten viel spass miteinander und der abschied von duncan und von rombo, unserem führer, der uns nicht nur die natur sondern auch vieles über das leben in madagaskar näher brachte, tat schon fast etwas weh... ein perfekter abschluss für unseren trip entlang der ostküste madagaskars.

sambava - antananarivoeine ralley in der sardinendose

unglücklicherweise war kein bungalow mehr frei in dem hotel, in welchem wir unser gepäck deponiert hatten. selber schuld. wir hatten uns mit der rückkehr um einen tag verrechnet. zelten durften wir zwar im garten, aber gegen eine kleine dusche hätten wir schon nichts einzuwenden gehabt, nach vier tagen im dschungel und der bevorstehenden reise nach antananarivo. glücklicherweise sind madagassen aber sehr flexibel und ein junger mann ürberliess uns sein kabäuschen, um uns zu schrubben. so riskierten wir mindestens nicht, dass unsere mitfahrer wegen uns ins koma fallen würden.

da die verkehrsmittel hierzulande nicht nur zu allen möglichen (un-)zeiten losfahren, sondern meist auch zu früh, trudelten wir am nächsten morgen bereits eine stunde vor der zeit beim busbahnhof (der eigentlich ein lastwagenparkplatz war) ein. hier gibt es selten eine zentrale busstation. vor allem in grösseren städten fahren die busse nur bis an die peripherie und innerhalb bewegt man sich mit dem taxi oder lässt sich per "pousse-pousse" (rikscha) chauffieren. langstreckenbusse sind irgendwo stationiert und wo welcher bus fährt, wird wohl jeweils mündlich von generation zu generation überliefert. fahrpläne und tarife gibt es nicht. man erkundigt sich einfach da, wo man die abfahrt des busses erwartet und manchmal stimmen die infos, die man da kriegt, auch. unser "taxi-brousse" sah aus wie für die ralley paris-dakar konstruiert. auf was haben wir uns hier eingelassen? abermals vom "vazaha"-bonus profitierend teilte uns der nette chef zwei fensterplätze zu. allerdings direkt über der hinterachse, damit wir auch jede bodenwelle auskosten konnten. echtes ralley-feeling eben.

noch ein letzter "salmonellen"-café au lait vom fliegenden kafimann und los ging die gut 1300km lange reise. nach etwa 200km löste sich der asphalt auf und unser lasti ratterte souverän über die sandpiste richtung westen. in langen serpentinen kämpften wir uns, oftmals im schritttempo, über einen gebirgszug und am nächsten morgen machten wir einen ersten stop, um zu pinkeln, einen zweiten um uns am bach zu waschen (streng getrennt nach geschlechtern) und kurz darauf einen dritten stop für das traditionelle reislastige frühstück. ein stop hiess immer, dass sich alle gut 40 passagiere über taschen und säcke aus den und über die sitze ihren weg in die freiheit bahnten. hier teilten sich sechs personen eine sitzreihe, was dazu führte, dass zwischen den füdli genau 0mm spatzung blieb, um sich ein bisschen zu vertun. das lied "hebed ech am bänkli, hebed ech am bänkli,..." hatte hier keine gültigkeit - man war bestens verkeilt. menschenscheu darf man hier nicht sein und ein feines riechorgan ist dem allgemeinen wohlbefinden auch nicht eben förderlich.

neben uns sass eine ziemlich mollige frau (schön weich) mit einem besonders guten schlaf. so mussten wir nie frieren, wenn sie mit ihrer ganzen masse gegen uns kippte. druck erzeugt wärme, doch es war recht zermürbend, immer wieder ihren kopf auf die seite zu bugsieren, nur um ihn zehn sekunden später wieder auf den schultern zu haben. wir begnügten uns während der 60stündigen busfahrt mit etwa null stunden schlaf und freuten uns jeweils beim einsteigen schon wieder auf den nächsten halt, wo wir uns die beine vertreten konnten. die blase entleerte man auf dem land nach geschlechtern getrennt, die herren vor dem bus, die damen dahinter. in den dörfern, da wo es eben grad ging: in nachbars garten, hinter einem schuppen, am strassenrand. man ist hier nicht so heikel.

am abend gab es ein kleines zückerchen in form von 50km asphalt, der sich jedoch auch bald wieder in nichts auflöste. dafür begann es jetzt zu regnen und genau unser fenster liess sich natürlich nicht ganz schliessen. nebenbei schlitterte uns der chauffeur noch in ein schlammloch. nach drei stunden durchdrehender räder, schlittern, graben und walken waren wir weider frei. dummerweise steckte aber ein nachfolgender bus noch tiefer im dreck und da es mittlerweile wieder hell war und unser chauffeur sich zutraute, dieses mal einen besseren weg einzuschlagen ging's wieder rückwärts s'loch ab. eine stunde und etwa zehn gerisse abschleppriemen später waren alle beide wieder auf der piste. die ganze geschichte wiederholte sich etwa zwei stunden später nochmals mit umgekehrten akteuren. von da an verlief die reise ohne weitere zwischenfälle und auch die strasse besserte sich langsam. nur konnten wir vor lauter müdigkeit auch der schönen szenerie des hochlandes nichts mehr abgewinnen. wir sehnten uns nur noch nach einem bett um unsere füsse hochzulagern. nach zweieinhalb tagen sitzen ohne bewegungsfreiheit brachten wir unsere elefantenfüsse kaum mehr in die sandalen rein.

antananarivo erwartete uns mit regen, es war bereits nach acht uhr abends und wir verabschiedeten uns vom chauffeur, der während der reise immer so nett zu uns "vazahas" geschaut hatte. mit all unserem zeugs machten wir uns in einem r4-taxi (das tandem schaute etwa 2m aus dem kofferraum) auf hotelsuche. nach einigen fehlschlägen fanden wir eine bleibe. nicht ganz günstig, dafür sauber und sehr zentral gelegen. heiss geduscht (das erste mal überhaupt in madagaskar), mit velotaschen ein "beinehochlagerungs"-bettgestell gebastelt, gutenachtkuss und wir schliefen wie die engel.

antananarivo (tana)hartkäse, milchschoggi und "orange"-stände

der herr von der reception liess uns bis halb zwölf ausschlafen, bis er uns mitteilte, dass wir um zwölf in ein anderes zimmer zügeln mussten. witzbold. jäno, jetzt hatten wir wenigstens einen grund, aufzustehen und uns ein wenig in tana (wer spricht schon gerne 50mal am tag "antananarivo" aus?) umzusehen. unsere dreckigen rucksäcke (mit sondermüll-verdächtigem inhalt) am rücken machten wir uns auf die suche nach einem waschsalon. denkste - auch in der 1.5millionen-metropole ist handwäsche angesagt. wir gönnten uns aber für einmal den luxus und liessen unsere kleider von den arbeitsamen mademoiselles vom hotel waschen. hoffentlich verwenden sie nicht die selbe seife wie für die weisswaren, denn die haben hier einen dezenten geruch von erbrochenem...

einen grossen teil unseres aufenthaltes in der hauptstadt verbrachten wir im internet-café. nicht zuletzt, um dich, lieber leser (es gilt jeweils auch die weibliche form) mit diesem bericht zu beglücken. auch gab es jede menge emails zu lesen und zu schreiben. alles was sich so in zwei monaten angesammelt hatte. an dieser stelle einmal herzlichen dank für all die nettigkeiten und aktualitäten mit denen ihr uns versorgt. schön zu wissen, dass ihr ab und zu auch mal an uns denkt. und wenn wir mal nicht subito zurückschreiben, liegt das daran, dass wir eure zeilen erst mal verarbeiten müssen, wir grad an keinem compi hocken, dringendere mails anstehen (keine wertung des inhalts!) oder zwischendurch mal velölen. internet zugänge sind hier in madagaskar relativ dünn gesäht und, falls vorhanden, zum gähnen langsam. löblich hervorheben möchten wir hier die "cyberpaositra", den internet-ableger der staatlichen post. ganz im gegensatz zu den übrigen dienstleistungen dieses unternehmens (eine detaillierte abhandlung würde den rahmen dieser lektüre sprengen) - nein nein, so arg ist es nicht, aber man kann sich ja etwa vorstellen, wie die post hier funktioniert. der service war perfekt, die preise recht günstig und die öffnungszeiten touristenfreundlich. und obendrein hatten sie die schnellsten leitungen im ganzen land.

und wenn wir schon bei kommunikation und medien sind: es gibt hier zwar ein paar (meist zweisprachige, malagasy-französisch) tageszeitungen zu kaufen (alle zusammen etwa so dick, wie ein provinzblatt bei uns), lesen sieht man aber niemanden. vielleicht machen die leute das hier im geheimen. bücherläden haben, wenn überhaupt, hauptsächlich comics im angebot. hier dominiert wohl eindeutig das gesprochene wort. news gibt es natürlich auch im radio und den paar madagassischen fernsehstationen. deren programm setzt sich daneben aus synchronisierten brasilianischen seifenopern, alten französischen filmen, kung fu-streifen und heimischen musikvideos zusammen. ab letzteren konnten wir uns jeweils köstlich amüsieren. beschreiben lassen sie sich schlecht - man muss sie einfach gesehen haben. alles in allem verlief ein "zapp"-abend im hotel jeweils also recht unbefriedigend. nicht zuletzt deshalb, weil der einzige westliche sender "cnn" war und die welt aus deren blickwinkel betrachtet sowieso nur aus terrornetzwerken und irak besteht. okay, ab und zu noch eine prise langweiliger börsendaten, dem aktuellen wetter in burundi und papua neu guinea und der einen oder anderen katastrophe.

um die liste noch zu komplettieren (liest überhaupt noch jemand?): das telefon. seit es email gibt auf reisen zwar etwas in den hintergrund geraten, aber es ist ja trotzdem schön, auch mal eine reale stimme hinter den elektronischen buchstaben zu hören. die erfindung der öffentlichen kartentelefone ist ja eine feine sache. und dass man damit sogar nach europa anrufen kann ist fast schon perfekt. nur ist es etwas unbefriedigend, wenn man für eine volle telefonkarte nur gerade mal anderthalb sätze miteinander austauschen kann. da sehnt man sich doch nach den guten alten telefonämtern, wo man am schluss einfach eine rechnung kriegte - wenn sie auch noch so gesalzen gewesen sein mag. abhilfe für dieses problem schafften hier allerdings die mobiltelefon-anbieter, welche mittlerweile in vielen grösseren städten vertreten sind. wir haben zwar kein eigenes handy mit, aber da es wohl den meisten madagassen (momentan noch) ebenso geht, findet man überall auf der strasse "orange"-stände (dort wo es mehrere netze gab, hatten sie für jeden anbieter ein separates handy), an denen man im minutentakt telefonieren kann. sehr praktisch und erst noch viel günstiger als auf dem festnetz. ein hausanschluss ist ein luxusgut, das sich hier in zukunft wohl keiner mehr leisten wird. abgelegene dörfer kriegen wohl weder noch.

insgesamt verbrachten wir etwa eine woche in tana und genossen das angebot städtischen lebens (auch wenn es leider kein schlaues kino gab!). nach einigem suchen fanden wir eigentlich alles, was das herz begehrte: einen lötkolben um den weltempfänger zu reparieren, druckknöpfe für die lenkertasche, eine näherei für die seidenschlafsäcke, eine cd-brennerei für die digitalen fotos,... das beste (und am häufigsten besuchte) war aber der der supermarkt. wir deckten uns ein mit hartkäse, sugar puffs, essiggurken, milch (aus dem beutel!), salt&vinegar chips und natürlich schoggi und veranstalteten zuhause auf dem bett vor dem tv fressorgien.

auch in den restaurants war das angebot natürlich um einiges vielfältiger als bis anhin. pizza, leckere zebu (buckelrinder)-steaks (die zuvor in der "metzgerei" von fliegen übersäht den ganzen tag lang in der sonne gehangen haben...), chinesisches essen, würste - man fand eigentlich immer, wonach einem gerade gelüstete. und das beste an allem: kein "mc donalds" oder "pizza hut" weit und breit. fast food gibt es zwar an jeder ecke, doch ist der hausgemacht. ob er allerdings gesünder ist, ist zu bezweifeln. praktisch alles wird hier frittiert: teigballen, schenkeli, reisklumpen, fisch, frühlingsrollen, samosas, bananen und auberginen im teig,... eine woche lang fanden wir das ja noch lecker, mittlerweile können wir's aber nicht mehr sehen. ist auch besser für die "schwimmgürte".

im gegensatzt zu den meisten anderen touris die wir trafen, fühlten wir uns in tana sehr wohl. es hatte (für eine solche stadt) relativ wenig verkehr und dass fussgänger hier ganz so viele rechte geniessen wie in der schweiz, erwarteten wir schliesslich auch nicht. wenn wir mal genug hatten von bettelnden kindern, strassenverkäufern, die uns allerlei ramsch andrehen wollten und taxifahrern, die hupend und schreiend um unsere gunst warben, setzten wir einfach unsere "terminator"-sonnenbrillen auf. blickfeste gläser sind zwar im allgemeinen etwas unhöflich, wirken dafür aber wie ein schutzschild gegen die welt draussen.

im nachhinein fragen wir uns, was wir eigentlich die ganze zeit so getrieben haben. bis auf einen ausflug in den botanischen garten (mit zoo) unternahmen wir nichts "spektakuläres". ansonsten gab es ja auch nicht viel zu sehen. die architektur hier ist eher praktisch denn gewagt. die höchsten gebäude sind gerade mal fünf stockwerke hoch und sehen weder besonders neu, noch besonders alt, weder besonders gepflegt, noch besonders verlottert aus. und die aussenquartiere sind ja in so einer grossstadt sowieso nie besonders einladend. es war eher das geschäftige treiben, die farbigen märkte, die uns gefielen. und vielleicht war es ja auch ein wenig der "sichere hafen" unseres hotels den wir nicht so recht verlassen wollten.

tana - tulearendlich wieder velölen!

mittlerweile war es der 10.12.03 und nachdem wir den morgen nochmals im internet-café verbracht hatten, fuhren wir langsam aus tana raus. mal sehen, wie lange wir für die knapp 1000km lange strecke nach tulear im südwesten der insel brauchen werden. die schätzungen der einheimischen bewegten sich zwischen fünf tagen und sechs monaten... auf jeden fall war es ein hochgenuss, nach so langer strampel-abstinenz endlich wieder im sattel zu sitzen! war die landschaft im hochland nördlich von tana sehr karg, öffneten sich hier weite fruchtbare ebenen. alles stand in sattem grün. reisfelder, wohin das auge blickte. gegen abend wurden die regenjacken, die bis anhin ihr dasein zu unterst in den taschen fristeten, hervorgekramt. es begann zu regnen und war auf 1500m bereits merklich kühler. kurz vor dem eindunkeln erreichten wir ein grösseres dörfchen mit dutzenden von "hotel-gasy" (imbissbuden), aber keinem einzigen hotel.

zwei gendarme mischten sich in die diskussion ein, als darüber beraten wurde, tische und bänke rumzuschieben, um uns in einem "hotel-gasy" ein nachtlager zu bereiten (nahmen wir jedenfalls an - war auf malagasy). nachdem wir sie auf die idee gebracht hatten, auf dem polizeiposten zu zelten luden sie uns sogar ein, auf ihren floh- äh... strohmatten zu pennen. es wurde eine sehr unruhige nacht. wir mussten uns eine schmale pritsche mit zehn grad schräglage teilen und patrizia musste höllisch aufpassen, dass sie sich nicht in der tandem-kette verhedderte. ein polizeieinsatz zu später stunde und unser bettnachbar liess sich kaum aus dem koma wecken. und da er wohl angst hatte vor bösen träumen oder dass wir gestohlen würden, liess er fast die ganze nacht das licht an.

früh morgens packten wir unsere sachen, bedankten uns bei freund und helfer und fuhren weiter. nach 25km deckten wir uns mit einer tagesration futter und wasser ein und wollten (eigentlich nur brö) noch kurz einen kaffee trinken. der zufall wollte es, dass wir in einem restaurant landeten, das von einer tessinerin geführt wird. nach einem echten capuccino änderten wir unsere pläne und machten es uns in dem schönen park gemütlich. wir plauderten lange mit olga, brö fiedelte am tandem rum und patrizia schrieb tagebuch. die umgebung war herrlich und lud richtig gehend zum verweilen ein. natürlich auch die pizza aus dem holzofen, der italienische espresso, die gemütliche atmosphäre im restaurant und die vielen geschichten von olga. einmal mehr benied brö patrizia um ihre fremdsprachen-kenntnisse...

tags darauf fuhren wir wieder vorbei an unendlich vielen reisterrassen. asien können wir wohl bald aus unserem reiseprogramm streichen. waren die völker an der küste noch mehrheitlich afrikanischer abstammung, sehr dunkel, mit "chruseli", waren sie hier heller, mit glattem haar und asiatischen gesichtszügen. auch der baustil der häuser unterschied sich merklich. bis anhin waren die hütten in den dörfern aus bambus, mit palmdächern oder im nördlichen hochland aus holz und mit strohdächern, waren sie hier meist zweistöckig und aus lehmziegeln gefertigt. oder, etwas ärmlicher, mit zweigen armierte lehmhütten. nur eines ist allen gemein: der fehlende kamin. es kochen zwar alle mit holzkohle (selbst in hotels und restaurants), der rauch aber sucht sich seinen weg durchs fenster (falls vorhanden) oder durchs dach. vielleicht hat das ja auch einen uns verborgen gebliebenen grund. und à propos holzkohle: uns wundert es, wo die köhler hier ihren rohstoff überhaupt noch finden. es scheint praktisch alles abgeholzt zu sein, der boden erodiert still und leise vor sich hin. die bevölkerung wächst rasend schnell (über drei prozent pro jahr!), die resourcen schwinden. und der wald ist ja nur das augenfälligste, nicht das einzige problem madagaskars. düstere aussichten eigentlich. hier lebt man im hier und jetzt - gezwungenermassen. "mora mora" - wird schon irgendwie weitergehen.

nach etwa 100km erreichten wir ambositra, wieder in unseren regenjacken. eigentlich wollten wir ein bisschen campen im hochland, aber hier reiht sich dorf an dorf und dazwischen - wie erwähnt - reisterrassen. so stiegen wir in einem "b&b" ab und liessen unsere kleider trocknen. am nächsten morgen entschieden wir uns relativ spät gegen ein bad in den thermalquellen und für die weiterfahrt. sintflut-artige regenfälle und ein temperatursturz von über zehn grad zwangen uns aber bereits nach gut 10km wieder zu einer pause. die regenzeit hat uns jetzt wohl doch voll erwischt. wir wollten den wolkenbruch vorüberziehen lassen, doch als es nach anderthalb stunden noch immer goss, wie aus kübeln, zogen wir unsere thermo-unterwäsche, regenmontur und die wasserdichten socken und sahen wohl aus wie von einem anderen stern. wir strampelten im dauerregen wiederum mehrere bergpreise ab und waren froh, abends eine schöne unterkunft mit einer heissen dusche anzutreffen. im restaurant gab's nicht nur einen echten weihnachtsbaum, sondern auch ein thb (three horses beer) special noel. mhhh...

nach einigen zahlungsschwierigkeiten (gestern war es noch möglich mit "visa" zu zahlen, heute ist der unkaputtbare ritsch-ratsch-apparat plötzlich "en panne") nahmen wir die nächste etappe in angriff. 20km anstieg erwartete uns nach dem frühstück und mit gut 1700m erreichten wir heute den höchsten punkt unserer reise. die dicken brummis hatten nicht weniger mühe bergauf. in dicke rauchschwaden gehüllt (der diesel ist wohl mit teer oder geraspelten autopneus gestreckt) kämpften sie sich vorwärts und hupten uns jeweils freundlich zu. sie haben wohl extra ein super-lautes velo-erschreckungs-horni im radkasten rechts vorne versteckt, welches sie immer genau auf unserer höhe betätigten. unsere geschwindigkeit pendelte zwischen 5 und 50km/h. die jungs stellten heute einen "mitläufer"-rekord auf: 24km/h.

nach 100km und 1250 höhenmetern erreichten wir eine kleine ortschaft mit einem flohmatten-zimmer-hotel. nicht einladend zwar, aber immerhin ein dach über dem kopf. z'nacht gab es im "hotel-gasy". kalte hühnerknochen mit einer familienportion reis. obwohl es landesweit in allen imbissbuden immer genau das selbe zum essen gibt: fisch mit sauce, huhn mit sauce, allenfalls noch schwein mit bohnen und alles mit ungesalzenem reis natürlich, schauten sich die gäste jeweils genüsslich die speisekarte auf einer grossen tafel an. eine weitere besonderheit: gegessen wird hier bloss mit löffel und gabel. messer werden nicht aufgedeckt. wohl aus angst vor tätlichen übergriffen gegen die köchin?

die strecke nach fianarantsoa schlängelte sich durch ausläufer des östlichen regenwaldes. wir erreichten unser ziel ausnahmsweise mal, ohne nass geworden zu sein und bereits am mittag. wie wir so durch das städtchen kurvten und nach einem hotel ausschau hielten, schrie uns ein "vazaha" entgegen. serge aus genf, ebenfalls mit dem velo unterwegs, wusste bereits seit drei tagen, dass zwei schweizer mit dem tandem auf dem weg hierhin seien. es war nicht das erste mal, dass uns unser ruf weit voraus eilte.

zusammen mit serge fuhren wir nach einem tag pause weiter nach westen. die landschaft änderte langsam ihren charakter, es wurde karger und reisfelder seltener. nur die steigungen blieben die selben. bergauf fuhr uns der gewichtsoptimierte biker um die ohren, aber wenn's runter ging, schob uns unser 100kg-karren mächtig bergab. das tagespensum war mittags bereits abgestrampelt, sodass wir nachmittags zeit hatten, uns in der papier-"fabrik" die unserer herberge angegliedert war, umzusehen. abends kochten wir uns ein schweizer menue: kürbiscreme-suppe und tomatenspaghetti. es war schön, auch mal zu dritt zu velölen, pläne zu schmieden und zu plaudern (auch wenn serge sich standhaft weigerte (ein welscher eben...) deutsch zu sprechen). zwar waren auch brö's bescheidene französisch-kenntnisse seinen gehirnwindungen langsam wieder etwas spontaner zu entlocken, aber eine konversation ganz ohne hilfesuchende blicke richtung patrizia hätte auch mal wieder was schönes gehabt.

zeitig fuhren wir los zu einer weiteren pässefahrt. es wurde ein tag der superlative. 145km, 1250 höhenmeter, 7.5 stunden im sattel und bis zu 12% steigung. nebenbei stellten wir einen neuen geschwindigkeitsrekord auf: 87km/h - und unser tandem fuhr noch immer wie auf schienen! nach diesem adrenalinschub hatten wir uns ein z'mittag verdient: wie meistens baguette mit vache-qui-rit. unser g'spändli nahm üblicherweise nichts mit (braucht man doch nicht für solch läppische etappen...), ass aber trotzdem tüchtig bei uns mit. wie immer wurden wir noch etwas verregnet bevor wir unser ziel erreichten.

die nächste etappe war zwar nicht mehr ganz soweit aber nach einem happigen anstieg erwarteten uns auf einem endlosen hochplateau gut 40km miserable piste. wir suchten uns unseren weg durch riesige tümpel, sandpassagen, schotterpisten und waren recht froh, dass es erst zu regnen begann, als wir wieder die asphaltstrasse erreichten. gegen den wind krochen wir, teilweise mit 5km/h (auf ebener strecke!), unserem tagesziel ranohira entgegen. wir waren ziemlich auf den felgen und froh über die gemütliche unterkunft. wir wollten hier zwei, drei tage bleiben und den isalo-nationalpark besuchen.

daraus wurde leider nichts, da brö die folgenden drei tage mit knapp 39 grad celsius im bett, respektive auf dem klo verbrachte. hat wohl eine anfällige verdauung unser zucker-püppchen, denn schon zum dritten mal erreichte ihn im verlaufe unserer reise das selbe schicksal. da war patrizias darmflora doch etwas resistenter gegen die madagassischen "hard-core"-coli. mit tausend guten ratschlägen, reisbrei und kohletabletten wurde brö wieder bis zur transportfähigkeit aufgepäppelt. ein paar käfer schafften es schliesslich doch noch, auch bei patrizia zu landen, denn auch sie verbrachte eine nacht mir viel bewegung (zwischen bett und wc) und übergab sich vor dem (demzufolge nicht stattfindenden) frühstück zwei mal. sind schon ein flottes pärchen, wir zwei! wir hielten trotzdem an unserem plan fest und fuhren nach tulear, allerdings mit dem "taxi-brousse". aber ein vergnügen war es trotzdem nicht: schweissausbrüche, übelkeit und bauchkrämpfe waren unsere weggefährten. wir wollten aber weihnachten nicht in diesem kaff verbringen und es war bereits einen tag vor heilig abend.

eigentlich hatten wir vor, in tulear bei serge und seiner madagassischen frau soa zu nächtigen. als wir dort aber ein leeres haus, ungereinigt und ohne fliessendes wasser vorfanden, zogen wir ein hotelzimmer vor, um auszukurieren. patrizias temperatur näherte sich jetzt ebenfalls der 39 grad-marke und wir legten uns umgehend in die krankenbetten.

tulearheilig abend unter freiem himmel

diese nacht tat wunder. patrizias fieber war weg und brö war nach vier tagen im bett bereits am morgen früh hyperaktiv. kleider waschen, wasser filtern und dann gemütlich frühstücken. abends hatten wir uns mit serge und soa verabredet. sie hatten jetzt sogar ein bett, einen tisch und stühle. der holzkohlegrill und geschirr wurde im verlaufe des abends von verwandten auch noch angeliefert. es war dementsprechend eher chaotisch als feierlich. das einzig weihnächtliche war die messe, die kinderchöre und das anschliessende krippenspiel in der nahen kirche. uns "vazahas" wurden die logen-plätze in der vordesten reihe zugewiesen. die 150 kinder sangen uns aus vollen kehlen und einem meter entfernung an. nach etwa 3 stunden verliessen wir das spektakel (die kirche war geschmückt wie für die "chilbi") vorzeitig, wir waren schweissnass und hungrig. um 23uhr, unter freiem himmel und bei 30 grad spachtelten wir unser weihnachtsmahl: gegrillte maiskolben, spaghetti bolognese und dazu madagassischen wein. auf serges natel erhielten wir glückwünsche von unseren liebsten daheim. als unser gastgeber sich schon mal die zähne putzte, werteten wir dies als aufbruchsignal.

weihnachten. auf unseren kopfkissen fanden wir ein snickers, ein päckli m&m's, ein glas essiggurken und in papier eingewickelt ein pack schoggi-guetzli. danke liebes christkindli, dass du uns auch hier gefunden hast! da patrizias magen noch nicht reif für ein üppiges schlemmermahl war, beschlossen wir, das zehn-gang-menu auf silvester zu verschieben und assen etwas kleines im hotel. wie meistens waren wir die einzigen gäste und zu einem kriegsfilm im fernseher gab es immerhin eine kerze auf den tisch. wir sehnten uns nun doch ein bisschen nach zuhause. beide zelebrieren wir doch die adventszeit und weihnachten mit all ihren facetten sehr gerne und intensiv.

unser hotel war eine richtige grüne oase mitten im staubigen und heissen tulear. sogar mit "piss-in", äh... piscine. das städtchen war grosszügig und belebt. für längere strecken liessen wir uns mit dem "pousse-pousse" chauffieren. der detailhandel fest in arabischer hand, das beste essen beim griechen. im air madagaskar büro erstanden wir zwei flugtickets nach nairobi. schon ein komisches gefühl: jetzt können wir plötzlich die tage zählen bis wir madagaskar verlassen werden.

ifatysilvester unter palmen und deutschen

das "taxi-brousse" konnten von 25'000 fmg auf die hälfte runterhandeln. da müssen sich die einheimischen ja recht beschissen vorkommen, wenn sie scheints 20'000 fmg hinblättern müssen... der klapprige peugeot hatte auch nicht viel mehr mühe auf der sandigen piste als die schicki-micki geländewagen welche die "vazahas" normalerweise für den 10fachen fahrpreis hin und her transportierten. brö als co-pilot musste nur jeweils am schnürchen ziehen, das aus dem getriebe lugte, wenn der fahrer in den ersten gang schalten wollte.

ifaty, etwa zwanzig kilometer nördlich von tulear, ist sowas wie einer der wenigen touristen hot-spots, nicht nur für die "vazahas", sondern auch für die richesse aus tana. wir stiegen im hotel "mora-mora" ab (der geneigte leser weiss ja inzwischen was dies bedeutet) und bezogen ein hüttchen mit veranda und herrlichem blick aufs meer. tags darauf machten wir eine kleine wanderung durch den trockenwald im hinterland. kakteen, baobabs, allerhand andere trockenvegetation und viel viel heissen sand. es war ein besonderes erlebnis in diesem wald umherzustreifen. und entgegen den befürchtungen von hotelangestellten, fanden wir auch ohne guide wieder zurück und wurden nicht von horden kiffender jugendlicher angepöbelt. allein patrizias alte teva-sandalen waren der hitze des tages nicht ganz gewachsen und lösten sich langsam in ihre bestandteile auf.

silvester wollten wir definitiv nicht in getrauter zweisamkeit (zusammen mit dem personal, das sich nach feierabend sehnt) feiern. wir wechselten in eine richtig schicke bungalow-anlage mit swimming-pool, tauchbasis und vielen vielen touris. war zwar etwas über unserem budget (alleine das nachtessen kostete vier mal soviel wie eine übernachtung im mora-mora). aber man gönnt sich ja sonst nichts. und wir durften erst noch ein geschenk einlösen. es soll nun hier nicht der eindruck entstehen, dass wir zu diesen "low-cost"-touristen zählen, die auf kosten anderer leben und für die das mass aller dinge ist, mit möglichst wenig kröten über die runden zu kommen. wir logieren in mittelklasse hotels (wenn es dann welche gibt), essen in restaurants (und nicht in den "hotel-gasy" mit den immer gleichen menus), leisten uns teure importartikel wenn uns danach gelüstet und verzichten bestimmt nicht aus kostengründen auf den besuch eines parks oder einer anderen attraktion. da kommen wir dann lieber etwas früher nach hause, als dass wir jeden rappen spalten. und trotzdem sind wir mittlerweile recht geübt im abschätzen von preis und leistung - es ist halt schon etwas anderes, wenn man sein budget für zwei wochen oder für zwei jahre machen muss.

so aufregend die zutaten der zahlreichen gänge unseres silvester-menus auch waren (hat schon jemand seeigel probiert?), satt waren wir auch morgens um zwei, nach einer extra-portion profiterolles zum dessert nicht. zum glück ist wenigstens bei uns zuhause der trend zur "nouvelle cuisine" vorbei. wir wurden an einen tisch mit zwei pärchen aus deutschland gesetzt. endlich mal eine ungezwungene unterhaltung ohne viel kopfkratzen. beide paare waren mit privat-chauffeur und flugi unterwegs - auch so kann man in madagaskar ferien machen. der rutsch ins neue jahr geschah ohne grosses tam-tam, um zwei uhr stiessen wir nochmals mit zuhause an und beim beobachten der sternschnuppen am strand durften wir uns sogar noch etwas wünschen. was, verraten wir nicht.

morondavazwei zwerge unter riesen

so, jetzt mussten wir doch wieder einem termin hinterher rennen. noch zehn tage bis zu unserem abflug richtung kenya und wir wollten noch die baobab-wälder (affenbrotbäume) in morondava sehen. nach eingehender rechnerei schien uns nichts anderes übrigs zu bleiben, als den drahtesel wieder einzumotten und mit dem "taxi-brousse" weiterzureisen.

am zweiten januar waren wir wie vereinbart um halb sieben an der busstation richtung osten. und nach einigem hin und her (die neujahrsparty dauerte wohl immer noch an, denn die hälfte der wagen waren ausgefallen) und vier stunden später brausten wir richtung hochland. zum glück dauerte die gut 700km lange fahrt etwas länger als geplant, sodass wir am nächsten morgen erst gegen fünf uhr in antsirabe eintrafen. sonst hätten wir die halbe nacht auf der nicht sehr gemütlichen busstation verbringen müssen. die weiterfahrt nach morondava (nochmals etwa 500km) konnten wir erst um 14uhr antreten. so hatten wir also noch etwas zeit, um ausgiebig zu frühstücken und etwas auszuspannen. irgendwie fehlt uns wohl einfach das madagassische "überall-und-bei-jedem-geholper-schlaf-gen". auf jeden fall schafften wir es nie, auch ein nur noch so kleines nickerchen zu machen auf diesen nachtfahrten.

die reise wieder runter an die westküste (die mit dem atlas werden sich wohl fragen, was für umwege man hier jeweils machen muss, um von a nach b zu gelangen) dauerte nochmals 15 stunden, fünf davon auf der piste, obwohl der fahrer mit bleifuss über die strassen flog. und das mit pneus aus denen bereits das gewebe hervorlugte. der vollgestopfte minibus mit zentnerweise gepäck auf dem dach, neigte sich bedenklich in den kurven, die räder quietschten. das nächste mal suchen wir unsere plätze nicht nach visuellen gesichtspunkten aus (wir sassen neben dem fahrer - sicherheitsgurten wurden natürlich irgendeiner anderen verwendung zugeführt), sondern setzen uns nach hinten. da haben wir immerhin etwas knautschzone und kriegen nicht alles mit, was sich vor uns abspielt. na ja, auch diese fahrt überstanden wir glücklicherweise schadlos und leider erneut schlaflos. es war bereits hell, wir suchten uns eine bleibe und legten uns zwei, drei stunden auf's ohr.

das meer war eine brühe, und der strand auch nicht gerade einladend. irgendwie gewinnen wir langsam den eindruck, dass hier ein "lohnendes" ausflugsziel nicht unbedingt da ist, wo es am schönsten ist, sondern da, wo zufälligerweise eine strasse hinführt. die geplanten bade-, reisebericht- und ansichtskarten-schreib-tage fielen also ins (braune) wasser.

dafür war der ausflug zu den baobab-wäldern umso schöner. war schon überwältigend, am fusse dieser giganten zu stehen, deren stämme einen durchmesser von bis zu sechs metern hatten, um tonnenweise wasser speichern zu können. wir mieteten uns ein r4-taxi welches uns mit ungefähr tausend fotostops hin und wieder zurück brachte. das läuft hier etwa so ab: im hotel erkundigten wir uns nach dem preis für einen solchen ausflug, fragten anschliessend selber einen taxifahrer, bezahlten ihm gut die hälfte des preises. eine halbe stunde später stand der fahrer bereit, sein "bruder" käme auch noch mit und würde mit uns ein wenig "rumspazieren". nachdem wir klar gemacht hatten, dass wir lediglich den vereinbarten preis und keine extras bezahlen würden, hatte der "bruder" plötzlich keine lust mehr und der taxifahrer gab ihm seine provision zurück. an der tankstelle füllten wir eine pet-flasche und den kanister vor dem beifahrersitz, der als benzintank fungierte (mit einem schlauch in den motorraum). ausnahmsweise mussten wir keinen vorschuss leisten, um zu tanken. mit zwei drähten und einigen funken wurde der motor wieder gestartet und gab die seltsamsten laute von sich. auf dem weg holten wir noch eine genehmigung, demontierten das taxischild, luden auf dem beifahrersitz noch zwei polizisten auf und setzten sie in der pampa unter einem schatten-spendenden baum wieder ab, damit sie ihrer extrem wichtigen arbeit nachgehen konnten. hier werden nämlich die fahrzeuge alle paar kilometer von verschiedenen polizei- und militärkontrollen mit strengen blicken kontrolliert. nimmt uns wunder wofür. wir haben uns angewöhnt, mit fester mine und unvermindertem tempo durchzufahren. so waren wir jeweils schon längst wieder vorbei, bevor sie aus ihrem staunen erwachten und es ihnen in den sinn kam, unsere pässe zu kontrollieren.

tanagelesene zeitungen zum kilopreis und handgeflochtene schnüre

statt der geschätzten 15 stunden brauchten wir das doppelte, um zurück in die hauptstadt zu gelangen. wir hatten uns eigentlich gefreut, als wir unser gefährt sahen. mit diesem umgebauten mercedes-kleinlaster konnte der chauffeur bestimmt nicht so rasen. wir kamen zwar nicht schnell voran, aber es war vergleichsweise gemütlich und sicher. nach dem eindunkeln hatten wir dann unsere erste reifenpanne. das ersatzrad war schnell montiert, auch wenn die gesichter und der ausspruch "problem problem..." der beiden chauffeure schon mal nichts gutes verhiessen. 10km weiter war dann auch die luft aus diesem reifen draussen. na gut, schlauch raus, flicken, wieder reinwursteln, pumpen (von hand) und wieder montieren. nach 10km wieder das selbe. das spiel wiederholte sich fast zehn mal. wieso, wurde uns klar, als wir den leim sahen mit welchem sie die flicke montierten: alleskleber ist zwar billig aber vulkanisiert halt nicht sonderlich gut... morgengrauen war schon längst vorüber. immer mehr radmuttern "drehten durch", von drei schlüsseln funktionierte noch einer. dies hinderte die herren "super-bastel-mechaniker"-chauffeure jedoch nicht daran, die muttern nach wie vor mit einem riesen hebel anzuziehen wie die ochsen. so konnte es nicht weitergehen, das sahen wohl auch sie ein. beim nächsten plattfuss wurde der defekte reifen einfach hinten beim zwillingsrad montiert: wozu hat man schliesslich zwei räder, wenn eines auch reicht? so geheuer war diese lösung den beiden fahrern wohl aber doch nicht, denn von da an gings nur noch im schneckentempo voran. so langsam, dass sogar unser steuermann einschlief... irgendwann erreichten wir dann doch noch antsirabe und stiegen auf ein anderes "taxi-brousse" um: ein fast neuer mercedes turbodiesel mit schweizer autobahnvignette. der fahrer raste dann auch dementsprechend die letzten 180km nach tana.

in den verbleibenden tagen in der hauptstadt gab es noch das eine und andere zu erledigen. wir gingen auf souvenir-jagd, erstanden nach langem werweisen zwei edelholz-statuen: es war eine entscheidung wider den regenwald und für das einheimische kunsthandwerk. wir beruhigten unser gewissen damit, dass ein heruntergefallenes ästlein locker gereicht hat, um die schlanken skulpturen zu schnitzen. die defekte kamera musste auch noch mit einem sündhaft teuren kurierdienst nach hause zur reparatur gesandt werden. dies alleine kostete uns einen vollen tag und endlose diskussionen mit angestellten, die immer irgendwie nicht "responsable" waren. ein bier dem, der es schafft, einen madagassen davon zu überzeugen, dass eine versicherung im schadenfall nicht die bezahlte prämie, sondern den versicherten wert zurückerstattet... am markt erstanden wir einen bund gelesener zeitungen, 2 kartonschachteln, 25 handgeflochtene schnüre à einem meter und 4 meter plastik-plane um das tandem "flugtauglich" zu verpacken. ebenso wurde unser equipment mit einem schläufchen hier, einem druckknopf da und einem bändel dort noch etwas optimiert. und wie immer hängten wir uns noch ein paar runden auf's internet.

wir fühlten uns hier in tana schon fast wie zuhause, gingen durch die gassen wie einheimische. nicht nur die umgebung, auch die menschen, ihre art, war uns bereits sehr vertraut. es war ein guter zeitpunkt, um weiter zu reisen.

den letzten abend werden wir wohl noch eine weile in erinnerung behalten. auf der suche nach einem restaurant wurden wir von drei männern angegriffen und ausgeraubt. ein bisschen geld weg und, was schwerer wog, unser tagebuch. uns ist aber weiter nichts passiert und wir sind wohlauf. bis jetzt fühlten wir uns in madagaskar immer sehr sicher, zu sicher vielleicht? auf jeden fall werteten wir dieses erlebnis als fingerzeig für den bevorstehenden aufenthalt in nairobi.

zum frühstück gab es heute ein kerzli und ein kleines geschenk für patrizia. die augen leuchteten - heute war ihr geburtstag! zum feiern blieb allerdings nicht so viel zeit, mussten wir doch schon bald los zum flughafen. obwohl wir unser gepäck optimiert hatten, wollten sie uns beim einchecken noch rund 100 euro wegen übergewicht abknöpfen. wir waren aber mittlerweile recht geübte feilscher, sodass wir am schluss lediglich 40 euro hinblättern mussten. als definitiven abschluss von madagaskar gab es im flugzeug - wie könnte es anders sein bei air madagaskar - reis und hühnerknochen. wie im "hotel-gasy"!



17.11.11 Geraldton, Australia

Western Australia – this is pure nature! Apparently, in endless dimensions at that! Not only ...
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