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mbeya (tanzania) – mzuzugive me money!
das war ja wieder perfektes timing. just an dem tag, an dem wir uns vorgenommen hatten, unseren höhenkurort zu verlassen, war der ganze himmel mit dunklen gewitterwolken verhangen. nichts desto trotz fuhren wir los. hätten uns ja sonst gleich einbürgern lassen können. nach zwei wochen in mbeya kannte uns bereits das halbe dorf beim namen, wir wurden auf der strasse freundlich gegrüsst und hielten da und dort ein schwätzchen. die ersten fünf kilometer blieben wir trocken, dann folgte aber sintflutartiger regen. nach weiteren fünf kilometern, bereits bis auf die haut durchnässt, suchten wir in einem café unterschlupf und hielten lagebesprechung. ein kanadier, den wir dort trafen, meinte, wir sollen noch ein bisschen warten, bald würden etwa dreissig radler eintreffen. jetzt sehen wir monatelang kaum einen velofahrer (ausser den einheimischen auf ihren ultrastabilen und schweren indischen eingang-fahrrädern natürlich) und dann gleich eine ganze horde auf einmal. diese gelegenheit wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen, bezogen ein zimmer im hotel und erwarteten die fahrer aus aller welt. himmel, war das ein bild! in voller rennfahrermontour, mit bunten tricots, engen velohosen und spacigen helmen sausten die teilnehmer der tour d’afrique ihrem etappenziel entgegen. wir konnten uns die staunenden gesichter der leute am strassenrand bildlich vorstellen, wenn diese "mars-menschen" in einem affenzahn durch ihre dörfer flitzten.
am nächsten morgen fuhren wir in aller frühe los und waren trotzdem die letzten die starteten. die anderen mussten ja auch nicht ihren ganzen krempel aufs velo binden, sondern konnten ihr gepäck in einem der grossen begleitlastwagen verstauen. bloss mit bidon und energieriegel bewaffnet sausten sie uns ab und davon. bei nieselregen und nebel krochen wir den pass hinauf. einer der trucks hatte erbarmen mit uns und steckte uns ebenfalls zwei powerstengel zu. tanzania verabschiedete sich mit einem letzten coca cola-schild mit der aufschrift "safari njema" (gute reise). das hatten wir. ab der passhöhe konnten wir nämlich 100km und fast 2'000 höhenmeter mehr oder weniger rollen lassen. die landschaft war einzigartig schön. sattgrüne teeplantagen, hügelchen und täler mit kleinen bebauten feldern. und als wir uns langsam der grenze näherten sahen wir zum ersten mal den malawisee, der uns noch einen ganzen monat lang begleiten sollte. wir kamen so gut voran, dass wir sogar drei radler der gruppe einholten. das feld war nicht nur international, sondern auch alters- und ambitionsmässig durchmischt: von 20 bis 70 jahren war alles vertreten und nicht jeder nahm am eigentlichen rennen teil. hut ab, vor allem vor den “ältern semestern", die jeden tag auf dem sattel sitzen und abends die müden knochen im kleinen zelt flachlegen. nimmt uns ja wunder, ob wir, wenn wir dann mal “richtig" pensioniert sind, auch noch mit radel und zelt unterwegs sind oder eine etwas gemütlichere variante wählen. tippen schon mal auf letzteres.
beim grenzposten widerlegte der beamte schon mal das erste gerücht, nachdem die malawier die nettesten menschen afrikas seien (im weiteren verlauf der reise stellte sich aber glücklicherweise heraus, dass grenzer nicht unbedingt repräsentative durchschnitts-einwohner sind). er machte auf stur und wollte uns nicht einreisen lassen, da wir unser visum nicht bereits zum voraus besorgt hatten. da gäbe es nur eines: zurück ins 1'000km entfernte dar es salaam. schöne spassvögel! nach intensiver diskussion liessen sich die herren doch noch erweichen und händigten uns einen wisch aus, mit welchem wir innert vier tagen in der provinzhauptstadt mzuzu ein visum beantragen konnten, respektive mussten, und liessen uns passieren.
etwa 20km nach der grenze entdeckten wir das “bush-camp" der velofahrer und fuhren zu ihnen auf den platz. sie luden uns ein, sie ein paar tage zu begleiten. die einladung zum nachtessen nahmen wir dankend an, mit ihrem zeitplan konnten und wollten wir aber nicht mithalten. in nur 99 tagen afrika von kairo bis kapstadt zu durchqueren ist nicht unser ding. und nur einen ausspanntag pro woche schon gar nicht. und erst recht nicht tagesetappen von bis zu 180km.
die atmosphäre auf dem camp war friedlich. die teilnehmer stellten ihre zelte auf, machten katzenwäsche und schmierten die ketten, während die küchenmannschaft das nachtessen zubereitete. nach und nach gesellten sich immer mehr einheimische dazu und umringten die einzelnen zelte. während des nachtessens musste sogar eine abschrankung gespannt werden, um die besucher etwas in schach zu halten. fuhr uns schon ein bisschen schräg ein, unter den g’wundrigen blicken der dorfbevölkerung unsere biker-pasta zu verspeisen. ist ja eigentlich schon etwas überheblich, auf ihrem land zu campen und sie mit einer leine auszusperren. andererseits war dies wohl die einzige möglichkeit, um ein gesittetes mahl zu halten. und die bevölkerung akzeptierte diese massnahme auch bereitwillig. jetzt waren wir halt mal die affen im käfig. nach dem essen tauschten wir noch die eine und andere räubergeschichte aus und verkrochen uns in die schlafsäcke. hier auf 500m ü. m. war es wieder heiss und schwül. unsere seiden-pyjis hatten alle hände voll zu tun, unseren schweiss zu absorbieren.
diese velöler waren wirklich angefressen. um 5:30 uhr begannen die einen schon mit packen und als wir uns um halb sieben zum frühstück gesellten, fuhren die ersten bereits los. und selbst wir wären mal nicht die letzten gewesen, hätte unser hinterreifen noch etwas mehr luft gehabt. und dabei hatten wir am vorabend noch so damit geprahlt, dass wir in sechs monaten noch keinen einzigen plattfuss erlitten haben. na gut, abladen, rad demontieren, loch suchen, feststellen, dass der herr vom pneuservice beim pumpen am vortag das ventil wohl etwas unsanft behandelt und geschlissen hat, schlauch wechseln, pumpen, rad montieren, aufladen (alles unter den kritischen blicken der männlichen dorfbevölkerung versteht sich), schweiss abwischen, losfahren.
die strassen in malawi waren im vergleich zu tanzania (und da hatte es schon wenig verkehr) praktisch autofrei. die leute bewegten sich mehrheitlich zu fuss, selbst velos sah man selten. und wenn dann mal ein bus vorbeifuhr, tat er dies erst noch in angemessenem tempo. bis auf den konstanten gegenwind herrschten also perfekte bedingungen. selbst die wolken entleerten sich grosszügigerweise vornehmlich nachts. dann allerdings nicht zu knapp.
die menschen am strassenrand winkten uns freundlich zu und unser “moni" (was gemäss unserem reiseführer “hallo" heissen sollte) interpretierten sie als “morning" und erwiderten unsere grüsse in englisch. nach drei erfolglosen tagen landesüblicher höflichkeitsfloskeln stellten wir auf “hello, how are you" um. die kinder kündigten unsere vorbeifahrt mit einem lauthalsen “mzungu" (weisser, fremder) an, was meist fast schon einem warnschrei gleich kam. dies lockte auch noch die kleinsten knirpse hervor und von ihnen vernahmen wir nicht etwa ein "hallo" oder sonst was nettes, sondern schlicht: “give me money!" oder was ähnliches – je nach fremdsprachenkenntnis. wir wurden noch nie so viel angebettelt wie hier. zugegeben, manchmal waren ihre wünsche mit zum beispiel einem "tambala" (etwa 0.01 rappen) recht bescheiden und wirklich aufdringlich war ihre art nicht. aber trotzdem: wenn sie ein weisses gesicht gleich mit “geld verschenken" assoziieren, ist irgendwo ein fehler passiert. mit “arm-reich" alleine kann man das wohl kaum abtun, eher mit einer erwartungshaltung die irgendwo geweckt wurde. sei es von touristen oder von den vielen netten, meist gut gemeinten “entwicklungsprojekten", die sich oft mehr aufs geben statt aufs “entwickeln" konzentieren.
nach 70km gegenwind hatten wir langsam genug und just an diesem punkt fanden wir eine abzweigung zu einer wunderbaren campsite. dort erfüllten sich punkt zwei und drei der prophezeihungen: der malawisee, respektive dessen sandstrände sind wunderschön und die lodge war pico-bello eingerichtet. neben kaffeemaschine und mikrowellenherd gab es dort sogar eine eismaschine. aber das grösste war eindeutig die waschmaschine, mit trockner! unglaublich: das erste mal seit wir in madagaskar von bord gingen konnten wir unsere wäsche von einer maschine waschen lassen! mit kaltwasser zwar und handwaschmittel - aber immerhin. ums gleich vorweg zu nehmen: dieses glück sollte sich leider in diesem land nicht nochmals wiederholen.
wir sassen an der strandbar und liessen es uns wohl sein. das zelt war aufgestellt, die wäsche hing zum trocknen, der kaffee war gebraut und wir hatten zeit zum lesen und schreiben. ein paar kurze aussetzer in der stromversorgung während des nachtessens kündigten bereits das nächtliche gewitter an. wir schafften es gerade noch trockenen hauptes in unsere stoffbehausung und liessen uns von der brandung und dem prasselnden regen in den schlaf geleiten.
das frühstück hier war so üpping wie die ausstattung. full english breakfast mit würstchen und ei, dazu pommes frittes! so hatte doch mindestens die verdauung was zu tun, falls die etappe nicht allzu streng würde. wir radelten über relativ flaches schwemmland und die umgebung erinnerte uns stark an asien. reisfelder, ochsenpflüge und strohhütten. wie wir so dahinradelten trafen wir einen kanadier mit einem etwas sonderbaren gefährt am strassenrand: zu fuss, einen umgebauten dreirädrigen kinderwagen vor sich her schiebend ist jean beliveau daran, die welt zu umrunden. vor vier jahren gestartet, mit dem 20. paar schuhen an den füssen hatte er bis dato etwa einen drittel der strecke abgelatscht. > www.wwwalk.org unglaublich, auf welche ideen manche leute in ihrer midlife-crisis so kommen. aber: hut ab vor diesem mann (und seiner familie, die zuhause wartet, bis er im jahre 2012 wieder in montreal eintrifft). wir plauderten eine ganze weile mit ihm. in dieser reise schien er wirklich seine erfüllung gefunden zu haben. er machte auf uns einen verschwitzten aber zufriedenen, aufgestellten und besonnenen eindruck. zu fuss unterwegs hat man bestimmt nochmals einen intensiveren kontakt mit land und leuten, als mit dem rad. und nochmals viel mehr zeit um nachzudenken, vor allem, wenn man alleine reist. zu viel für unseren geschmack.
an der abzweigung zum campingplatz fuhren wir beinahe vorbei, weil wir so vertieft in ein gespräch mit einem temporären mitstrampler waren. das gros der jungen männer ist arbeitslos und hat jede menge zeit zum plaudern oder um einfach nur rumzusitzen. aussicht auf einen job haben nur diejenigen mit einer besseren schulbildung und selbst dann braucht es viel glück und verwandte in der stadt. nur komisch, dass man die jungen frauen nicht bloss rumsitzen sieht. die sind wohl etwas kreativer im finden von arbeit... malawi ist ein absoluter kinderstaat: knapp die hälfte der einwohner sind unter 15jährig. vielleicht sollte die schweiz mit malawi fusionieren. das würde den ahv-schwarzmalern, goldreservenverteilern und rentenaltererhöhern schlagartig den wind aus den segeln nehmen. ok, vermutlich gäbe es da noch das eine oder andere detail zu berücksichtigen und bei der derzeitigen zusammensetzung des bundesrates... also lassen wir das.
auf dem campingplatz trafen wir nochmals auf die velogruppe, die hier einen ruhetag eingelegt hatte, bevor sie am nächsten morgen wieder weiter richtung südafrika hetzt. sind wir froh, können wir unseren rhythmus selber bestimmen. es ist halt schöner mit dem rad zu reisen, statt zu reisen um rad zu fahren... äh, versteht man das? abends gab es spanferkel, carlsberg, vollmond und jede menge zu plaudern mit den anderen velofahrern, die uns fast durchwegs um unsere philosophie benieden.
ohne frühstück (die biker hatten an ihrem freien tag wohl die ganze lodge leer gespachtelt!) fuhren wir in die berge. die aussicht auf den see war herrlich, die steigungen grausam. bei 10% bis 15% und sengender sonne erklommen wir höhenmeter um höhenmeter. zum glück hatten wir noch ein pack petit beurre mit dabei, deren hauptbestandteil allerdings leider “karton" war. aber auch cellulose hat scheinbar einen gewissen nährwert, die guetzli brachten uns auf jeden fall nach oben. und dann ging’s – huiii – wieder s’loch ab bis wir erneut von vorne anfangen konnten. dieses mal allerdings gemütlich fluss aufwärts. vorbei an tee- und tabakfeldern und mädchen, die wasser aus den brunnen pumpten. mindestens die wasserversorgung ist hier gut. in tanzania musste das wasser teilweise kilometerweit angeschleppt werden (auf vollbeladenen velos) und hier steht in jedem dorf ein moderner pump-brunnen, sogar mit becken für die wäsche. obwohl diese immer noch sehr oft im fluss oder im see gewaschen wird.
leider wurde brös wunsch nach ein paar wölkchen am stahlblauen himmel erhört, respektive in etwas übertriebenem masse mit dunklen gewitterwolken quittiert. so liessen wir halt diese reichlich anstrengende etappe im regen ausklingen und suchten uns ein dach über dem kopf in einer ortschaft etwa 10km abseits der hauptstrasse. will heissen 20km für die katz hin und zurück.
vorsicht! jetzt kommt wieder etwas überflüssiges, aber es macht einfach spass über’s fernsehen und die pseudokirchen herzuziehen: “god-tv" verkürzte uns die wartezeit bis zum frühstück. verkürzen ist eigentlich nicht direkt das richtige wort, es war eine tortur. lieber strampeln wir 2'000 höhenmeter mit gegenwind ab als morgens um sieben auf nüchternen magen wunderheilungen, prayer-shows in der city hall von philadelphia und blumige erläuterungen, was johannes 3.12 mit dem idealgewicht und fitness zu tun hat (mit anschliessendem werbespot für gymnastikstudios versteht sich). anschliessend eine predigt von pastor benny hinn (nicht zu verwechseln mit benny hill...) und seinem dankesgebet für die guten kritiken in den zeitungen. natürlich wiederum gefolgt von pater hill’s gesammelten ergüssen auf dvd und musik zum meditieren und abnehmen als soundtrack auf cd. himmel, wieso können die nicht einfach tom & jerry oder die sendung mit der maus zeigen? jetzt kann man natürlich einwenden: schaut doch einfach weg oder hört nicht zu! so einfach ist das aber nicht bei 105db! so, das wärs mal wieder. wir versuchen, dieses thema nicht noch ein weiteres mal aufzugreifen. ausser es gibt wieder mal was extrem spannendes von der “god-tv-front".
die fahrt in die provinzhauptstadt mzuzu war ein genuss, auch wenn es ab und zu regnete. wir pedalten durch ein hügeliges hochtal und erreichten bereits kurz nach mittag unser etappenziel, bezogen eine unterkunft und machten uns auf den weg zur immigration um unseren aufenthalt zu legalisieren. dies geschah schneller und reibungsloser als befürchtet. innert einer stunde hatten wir visum und stempel in unseren pässen und erst noch zu einem schnäppchenpreis von 30 usd, statt den von den grenzern geforderten 70 usd. wir checkten die supermärkte nach schoggi und chips ab und fanden beides in der apotheke. um das angebot an suchtmitteln noch zu komplettieren, führten sie auch noch gleich zigaretten im sortiment. die apotheker hier haben einen etwas eingenartigen berufsethos. das checken der mailbox war ein ziemlich kostspieliges unterfangen. nachdem wir in tanzania und kenia für etwa 50 rappen eine stunde lang surfen konnten, reichte dieser betrag hier gerade mal für zwei minuten. auch so kann man den zugang zu informationen zensieren.
abends war “kino" angesagt. nach gut zwei monaten filmabsenz zogen wir uns auf dem kleinen fernseher in unserem guesthouse den besten film rein, der die hauseigene videothek zu bieten hatte. “notting hill" mit hugh grant für patrizia und julia roberts für gar niemanden. zusammen mit einem englischen pärchen, weisswein und crackers auf der couch wars dennoch ansprechende unterhaltung. tags darauf regnete es, also legten wir einen ruhetag ein. dies hatte den vorteil, dass wir noch zur bank konnten um ein paar hundert tausend malawische kwacha abzuheben, aber vor allem, dass wir abends nochmal einen film gucken konnten. leider stellte sich dann heraus, dass der siebten auflage von "police academy" jegliche komik und originalität abhanden gekommen war.
mzuzu – lilongwecampingferien am malawisee
es regnete zwar schon wieder, brö war aber temporär vom "movie-virus" geheilt, also fuhren wir weiter. die strecke runter an den see hatte mal wieder einige happige steigungen zu bieten und alles in allem konnte brö dem tag nicht gerade viel positives abgewinnen. die bettelnden kinder mit ihrem ewigen “gimme money" wurden mit blicken aufgespiesst und angeknurrt bis sie davonrannten. an einem strassenstand kauften wir rote bananen und wurden nach dem bezahlen gleich noch angebettelt. grrr! die stimmung besserte sich wieder, als wir bei einem milkshake die aussicht auf den see genossen.
am nächsten morgen gabs nicht viel zu pressieren, es lagen bloss 50km vor uns. wir fuhren ins nächste “strandresort", vorbei an grossen gummibaumplantagen. angeritzte bäume in reih und glied aus denen gummi in halbe kokosnussschalen tropfte. uns tropfte der schweiss und unser gummi blieb beinahe auf dem asphalt kleben. es war unheimlich heiss und feucht. das letzte stück runter zum strand führte über eine schlammige piste, die uns prompt wieder einmal zu einem stürzchen anregte.
die "osterferien" verbrachten wir in einer lodge am ufer des malawisees und campierten direkt am strand. es waren vier erholsame tage mit viel lesen, auf der veranda der strandbar sitzen, kaffee trinken und ins weite blicken. das gegenüberliegende ufer des sees konnte man nicht ausmachen und mit der konstanten brandung hatte man wirklich das gefühl, man sei am meer. endlich fand brö die zeit um patrizias lange gehegtem wunsch, schweizer kulturgut zu erlernen, zu erfüllen. nur am vokabular müssen wir noch etwas feilen und sie ist reif für den "donnschtig jass". für einen deftigen "schieber" müssen wir allerdings noch auf zwei weitere schweizer warten, oder einen "coiffeure". à propos: so ein kurzhaarschnitt wie patrizia ihn seit neustem trägt ist ja ziemlich praktisch, gerät aber leider auch ziemlich schnell aus der form. so machte sich figaro brö eines nachmittags mit der bastelschere ans werk. nach "waschen-legen-föhnen" im pflegeheim war dies eine neue herausforderung. anfangs etwas zaghaft, mit der zeit virtuoser und am schluss fast schon ungestühm wurde in patrizias haarpracht (oder was davon noch übrig blieb) herumgefuhrwerkt. das resultat konnte sich sehen lassen. gibt also vorderhand noch keine fotozensur.
als wir hier ankamen waren wir die einzigen auf dem platz, aber nach und nach füllte sich die lodge/campsite mit "ex-pats" aus zimbabwe und malawi. jeder kannte jeden. vor allem die besitzer der diversen strandlodges besuchen sich regelmässig gegenseitig, um das geschäft anzukurbeln. und dies nicht zu knapp. ihre beschäftigung beschränkt sich hauptsächlich darauf, besorgt zu sein, dass das bier nicht alt wird. die konnten den ganzen tag einfach rumsitzen, paffen, saufen und stuss reden (vorzugsweise in fäkaliensprache). die arbeit wurde ja von den schwarzen heinzelmännchen erledigt. es gab zwar auch andere beispiele, aber dies schien uns der allgemeine trend. himmel, was für ein dasein! kein wunder konnten wir uns nicht so recht integrieren, aber so tragisch war das nicht. wir hatten ja uns - sniff - und ein paar andere gäste, welche sich nicht an diesem kollektiven dahinvegetieren beteiligten. und "samson" den wachhund, der sogar die nächte vor unserem zelt verbrachte und dessen welpen die kinder auf trab hielten. à propos kinder: das erste weisse baby das wir nach einem halben jahr und tausenden schwarzen am rücken oder an der brust ihrer mütter sahen, versetzte unseren sinnen einen rechten querschläger. sieht schon etwas farblos aus so ein kleines hellrosa menschlein...
nach den osterfeiertagen schafften wir es garade mal 15km weit, ehe es uns in die nächste tourifalle lockte. doch bevor wir am tor eintrafen, hiess es vier kilometer schieben auf der sandpiste (dass diese strasse aber auch nicht direkt dem seeufer entlang führen konnte!). diese campsite war das pure gegenteil der letzten, sie war riesig und voll auf overlander-trucks eingerichtet. diese umfunktionierten lastwagen durchqueren afrika von nord nach süd oder bieten auch kürzere touren an. an die 25, meist junge leute sitzen hinten auf der "ladefläche" und lassen sich durch die welt chauffieren. teilweise sind sie über ein halbes jahr zusammen unterwegs und das merkt man ihnen auch an. die können einem schlichtweg ignorieren, so fixiert sind sie auf ihre gruppe. bis zu fünf solcher trucks standen zeitweise auf dem platz, umzingelten unser einsames zeltchen und man kam sich vor wie auf ibiza. dorthin hätten diese leute ihrem benehmen und ihrer kleidung nach auch besser gepasst und vermutlich dachten sie sogar, sie befänden sich dort.
wir waren aber nicht wegen der "party" hier, sondern wegen den pferden. wir wollten für argentinien gewappnet sein und so nahmen wir ein paar reitlektionen. "mini-mouse" (wer durfte sie wohl reiten?) und "happy" übten mit uns "spazieren", traben, galoppieren und kreise laufen. das konnten sie im verlauf des unterrichts bereits recht gut, doch merkten sie genau, dass die blutigen anfänger auf ihren rücken noch etwas wirre und unsichere befehle gaben. da nützte alles schnalzen und zureden nichts mehr. wir pressten ihnen mit den unterschenkeln fast die lunge aus ihren leibern, aber wenn sie nicht mehr wollten, dann gingen sie bloss noch gemütlich ihre runden. sind doch auch bloss störrische esel, diese rosse! mit einem neuen satz pferde versehen machten wir dann nochmals deutliche fortschritte. hier stellte sich eher das problem, dass man sie kaum noch bremsen konnte. sie warteten bei einem letzten ausritt nur darauf, am leitpferd vorbeizupreschen und galoppierten in einem affenzahn durch den wald. das war vielleicht cool - john wayne wäre vor neid erblasst!
die reitstunden brachten uns wohl mehr ins schwitzen als die pferde. da wurde es schwierig unserem vorsatz, nicht im "bilharziose-tümpel" zu baden, nachzukommen. wir machten sogar unseren ersten und wohl auch einzigen süsswasser-tauchgang. war mal was ganz anderes, so ohne salz lecken aber leider auch ohne korallen zu entdecken. die sicht war nicht gerade berauschend, aber fische hatte es zu hauf. 70% aller aquariumfische in aller welt kommen aus diesem gewässer. wir wurden süchtig nach "mzuzu-hot-nuts" (in zucker und gewürzen geröstete erdnüsse) und büchern. wir lasen uns durch die halbe bibliothek, schienen ein rechtes nachholbedürfnis zu haben. die bücher kann man vielfach an solchen orten tauschen - sie gehen um die welt wie die reisenden selbst. da trifft man bücher aus aller herren länder und man sieht ihnen an, dass sie bereits hundertfach gelesen wurden. langsam gelüstet uns aber auch wieder nach deutschem lesestoff - vielleicht merkt man diesen mangel unseren berichten manchmal an...
so, jetzt seid ihr sicher langsam neidisch auf unseren "fahrrad-urlaub". wir haben manchmal schon ein wenig ein schlechtes gewissen. so viel schönes dürfen wir erleben, so viel sehen von der welt. das ist wohl wirklich nur wenigen vergönnt. dass wir beide dazu gehören, dafür sind wir unendlich dankbar!
nach einer woche verliessen wir die campsite und als wir aus dem tor fuhren waren wir wieder "back in africa" - endlich. langsam hatten wir mehr als genug von den "overlandern". dieses hin und her hüpfen zwischen den durch's band weg von weissen geführten lodges und dem leben "draussen" war schon recht fremdartig. natürlich genossen wir das leben und den bescheidenen luxus innerhalb der camps. mal ein bisschen seine ruhe haben war ja wirklich ganz schön und schnitzel-pommes frittes und schweinsbratwurst an zwiebelsauce mit kartoffelstock war wahrlich eine willkommene abwechslung auf unserem menuplan. vor allem genossen mit bananewein, gebraut von den frauen aus dem dorf. aber so richtig interessant wars halt bloss ausserhalb der gates. und wir genossen das radeln, auch wenn der wind es wieder mal nicht so gut mit uns meinte. in zwei reichlich heissen und anstrengenden etappen fuhren wir zur "nkhotakota-pottery". wiederum traumhaft und ein paar kilometer "dirt-road" abseits der hauptstrasse gelegen.
tags zuvor kochten wir am strand und schauten nach dem essen auf dem rücken liegend noch lange in den sternenhimmel - sternschnuppen inklusive. heute aber assen wir im restaurant. lasagne und moussaka - was sagt man dazu? (wir schreiben ein bisschen viel vom essen, aber das sind doch die kleinen freuden des lebens, oder?) eigentlich wollten wir am nächsten morgen wieder losfahren, aber eine nächtliche ameiseninvasion im zelt und vor allem, dass sich diese biester zu tausenden in all unseren taschen, in jedem packsack einnisteten, forderte unsere energie anderweitig. so packten wir all unseren krempel aus und wieder ein, inklusive ein paar ameisenleichen, und verliessen das schlachtfeld. die nächsten drei nächte verbrachten wir in einem standbungalow mit terrasse und blick auf den see. ideal zum frühstücken, aus tassen, tellern und kannen der hauseigenen töpferei.
wir konnten der versuchung nicht widerstehen und setzten uns selbst an die töpferscheibe. war gar nicht so einfach, aus dem wabbelnden klumpen ton ein gefäss zu formen. aber mit etwas übung und einer portion glück entstanden kleine vasen, schüsselchen und milchkrüge, die allerdings den weg in den brennofen käumlichst fanden. die designs waren mehr als gewagt.
wir versuchten dem wind ein schnäppchen zu schlagen und sassen bereits um 6:30 uhr auf dem sattel. er liess sich aber nicht austricksen und schlug mit voller wucht zu, als wir die hauptstrasse erklommen hatten. die strecke war wunderschön. wir sahen baobabs, maniok-, mais- und baumwollfelder, "salami-bäume", tabak- und zuckerrohrplantagen. glaubt jetzt bloss nicht, wir hätten auch noch fotos davon gemacht. wir waren zu beschäftigt damit, gegen diesen blöden wind anzukämpfen. nach über 100km erreichten wir salima. die zunge zwischen den speichen und oberschenkel, da wären die nilpferde neidisch geworden. wir rafften uns trotzdem noch zu einem kleinen dorfspaziergang auf und brö erstand sich echt afrikanisches schuhwerk: flip flops in süssen regenbogenfarben. kostenpunk: chf 1.-- (ohne handeln). patrizias grösse war mal wieder nicht zu finden, obwohl die verkäufer ihr versicherten, dass sowohl die zu kleinen, als auch die viel zu grossen perfekt an ihre füsse passten. selbst in der hauptstadt lilongwe mussten wir im riesigen markt dutzende von ständen abklappern, um ein passendes paar zu finden - typisch!
lilongwe liegt auf 1'100m ü. m. und der weg dorthin war entsprechend hügelig und steil. die menschen in den dörfern trugen auffallend häufig t-shirts und tücher mit hübschen konterfeis und netten slogans. wahlen standen an und propagandamaterial ist hier vor allem eines: praktisch - zum tragen. wenn lautsprecherwagen durch die dörfer und städte fuhren, machten sie nicht werbung für politiker, sondern für bier oder mobiltelefone. obwohl sie bei uns den anschein erweckten als riefen sie zu massenprotesten oder gar einem staatsstreich auf. manchmal hat man schon seltsame vorstellungen.
wie immer fuhren wir langsam durch die dörfer oder hielten an, um uns mit bananen oder manderinen einzudecken (mehr auswahl gab es nicht - wenn es dann überhaupt etwas gab). in gewissen orten konnten wir ruhig ein bisschen rumspazieren, die älteren leute lächelten uns zu und die kinder staunten. in anderen dörfern waren wir binnen sekunden von einer riesigen menschentraube umzingelt und verursachten ein regelrechtes chaos. da musste sogar einmal der dorfpolizist einschreiten weil wir mit unserem menschenauflauf die ganze strasse blockierten. als wir davonfuhren hatten wir noch lange eine johlende meute im schlepptau. wie langweilig, einsam und anonym muss es wohl sein, wieder in europa rad zu fahren.
nun wussten wir, wo sich all die autos des ganzen landes aufhielten: auf den einfallstrassen in malawis hauptstadt. all die schönen grossen landcruiser der vereinten nationen und ngo's (nicht regierungs organisationen). es wunderte uns immer wieder, dass man die entwicklungshelfer vornehmlich in den hauptstädten antraf. in teuren hotels logierend und in den vornehmen restaurants dinierend. wir pressten höchstens mal unsere nasen an die scheiben der schönen lokale und ergötzten uns am überschwenglichen luxus. vermutlich oder besser gesagt, hoffentlich sind es die unscheinbaren organisationen, die hier wirklich entwicklungshilfe vor ort leisten, sonst verlieren wir dann langsam das vertrauen ins "zewo" gütesiegel.
tataaa! jetzt kommt das beste: das erste vollbad auf unserer reise gönnte sich "badewannen-liebhaber"-brö just in einem der ärmsten länder afrikas. und erst noch im günstigsten hotel der ganzen stadt. die wanne war niegelnagelneu, aus dem wasserhahn plätscherte heisses wasser - man konnte einfach nicht widerstehen (genau genommen hatte es ja auch keine duschbrause). das liess einem glatt vergessen, dass 95% der bevölkerung das wasser aus brunnen pumpen muss und wohl noch nie eine badewanne zu gesicht bekommen hat. aber he, wir waren schlisslich hier um zu geniessen und nicht um jederzeit unser tun und handeln zu hinterfragen! also rein ins schaumige vergnügen - judihuiii!
gebrannte kinder wie wir waren, besuchten wir die sambische botschaft, um ein visum zu beantragen. leider ohne erfolg, weil "today" grad kein "visa-day" war. da wir nicht vier tage auf den visa-stempel-verantwortlichen warten wollten, radelten wir halt ohne richtung grenze. ob sie uns reinliessen, erfahrt ihr beim nächsten mal wenn es wieder heisst: geschichten und abenteuer aus afrika.
noch ein kleines quiz zum schluss: woran erkennt man die strassen malawis? sie sind gesäumt von zerkautem zuckerrohr. sowas wie die nationaldroge hier. da freuen sich vor allem die zahnärzte - obwohl es hierzulande auf 450'000 einwohner gerade mal einen dentisten trifft.