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SambiaThe Real Africa

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3. Mai 2004 - 2. Juni 2004
Reisetag Nr. 226 - 256

chipata - lusaka"the real africa"

der erste tag in sambia war eine einzige erfolgsstory: der grenzübertritt klappte wie am schnürchen, beim geldwechseln wurden wir nicht über's ohr gehauen (im gegenteil, der strassenhändler wollte uns sogar zu viel geben), der strassenbelag war perfekt, die strecke führte bergab, wir hatten bloss vierzig kilometer zu strampeln und der rückenwind schob uns praktisch gratis nach chipata. es war sonntag, wir trafen am mittag ein und so hatten wir sogar noch zeit, um uns im supermarkt mit leckereien einzudecken. den folgenden tag verbrachten wir auf der bank und in der bibliothek.

sambia gefiel uns auf anhieb sehr gut. die menschen waren sehr freundlich, offen und interessiert. wir wagen mal zu behaupten, dass sie sogar noch netter waren, als in malawi. der grösste unterschied jedoch bestand darin, dass wir nicht andauernd angebettelt, sondern ganz einfach freundlich gegrüsst wurden. malawi-vorurteil nummer eins wäre somit widerlegt. in sachen infrastruktur jedoch konnte sambia definitiv nicht mithalten. der werbeslogan "the real africa", den wir auf einem vergilbten plakat entdeckten, traf den nagel auf den kopf. jedenfalls was die unterkünfte anging. die lokalen gästehäuser waren sehr, sehr einfach. inneneinrichtung: ein bett, teilweise mit mäusekegeln belegt. toilette: plumpsklo (ohne spühlung) draussen im hof, teilweise mit anderen kegeln belegt. "duschen": (ebenfalls draussen im hof) wasserzüber mit kübeli. auf wunsch wurde das wasser aber sogar erwärmt - allerdings bis kurz vor den siedepunkt, so dass man zwei stunden warten musste, bis man sich waschen konnte. beleuchtung: kerzenlicht, was ja zwar ganz romantisch war beim abendlichen tête-à-tête bei hühnerknochen mit reis.

in vier etappen radelten wir 370 kilometer bis zum luangwa-fluss. es war eine wunderschöne strecke. zu beginn über ein hochplateau mit einer sehr grossen pflanzenvielfalt, dann wurde es hügelig und sogar noch grüner. die strasse war gesäumt von kleinen lehmhüttendörfern, feldern und blumenübersähten wiesen. aber auch türen, tische, stühle und betten fand man am strassenrand. eine ganze wohnung hätte man sich im vorbeifahren einrichten können. schlafzimmer? die finden sie bei uns zwischen kilometer 280 und 310... selbstverständlich türmten sich auch übervolle kohlesäcke, korbwaren und dergeleichen am weg. je tiefer wir kamen, desto reichlicher wurde die vegetation, desto spärlicher aber die kleinen ansiedlungen. die tage waren angenehm warm zum velofahren, die nächte wurden allerdings bereits recht kühl. im zelt mussten wir sogar zum ersten mal seit dem kilimanjaro die daunenschlafsäcke auspacken. endlich sind wir auch nicht mehr die einzigen, die abends lange kleider und socken anziehen. nicht mehr nur als moskito- sondern auch als kälteschutz. es wurde herbst hier im südlichen afrika. die wiesen leuchteten goldgelb und die bäume verloren langsam ihre verfärbten blätter.

bis auf seife, reis und bonbons war in den kleinen dorfläden nicht viel zu finden. und wenn sich der weltgrösste süssgetränkehersteller nicht mal anschickt, diese dörfer mit dem "velofahrer-grundnahrungsmittel" zu beliefern, ist die versorgungslage wirklich prekär. cöcali-stops à la tanzania gabs leider seit anfangs malawi keine mehr. was wir aber noch mehr vermissten, waren die kleinen beizchen, in denen man eine kurze milchtee- oder kaffee-pause einlegen konnte, etwas frühstücken oder - eben - ein cöcali trinken. so machten wir halt unsere verschnaufpausen ausserhalb der dörfer. wenn wir mal irgendwo draussen am strassenrand rast machten, dauerte es nicht lange und wir hatten nette gesellschaft. das war jeweils ganz amüsant, denn hier sind die menschen nicht aufdringlich, sondern einfach g'wundrig. wir plauderten ein bisschen, durften fotografieren und einmal wurden sogar wir, respektive unser tandem vom dorf-fotografen abgelichtet. allesamt wollten sie mit unserem göppel aufs foto. wir konnten also immerhin für uns in anspruch nehmen, dass nicht bloss wir vom besuch in ihrem land profitierten, sondern dass wir auch ein bisschen abwechslung und farbe in den alltag der einwohner brachten. die lachenden gesichter am strassenrand, die eifrigen diskussionen der männer über die technik unseres sonderbaren vehikels, das staunen über ein gefährt, dass sie noch nie in ihrem leben zu gesicht bekommen hatten, bestätigte uns dies immer wieder aufs neue.

der asphaltbelag war teilweise so fein, dass wir "ägypten-mässig" darüber glitten (ein ausdruck, der sich nach unserer velotour durch die lybische wüste in ägypten für "mit-dreissig-sachen-und-mehr-über-den-asphalt-fliegen-das-summen-der-reifen-in-den-ohren-und-die-einsamkeit-der-landschaft-in-sich-einfliessen-lassen" einbürgerte). nachvollziehen können es wohl nur jene, die mit uns unterwegs waren, aber man kann es auch anders ausdrücken: ein glücksgefühl durchströmte uns vom scheitel bis zu den zehen. der strassenbelag war natürlich nicht immer so bombastisch: das spektrum reichte von "perfekt" bis "gar nicht vorhanden". also: gleiten, strampeln, slalom fahren um die schlaglöcher, zähne zusammenbeissen wenn der anhänger über die patchwork-rüttelpiste hüpfte und gepudert werden auf den staubigen erdpisten.

im "bridge camp", kurz nach der modernen hängebrücke über den luangwa-river machten wir eine verschnaufpause. die umgebung war einmal mehr traumhaft schön und anders als alles, was wir bis jetzt auf unserer reise gesehen hatten. das camp lag idyllisch an diesem breiten fluss und vom etwas höher gelegenen "restaurant" hatte man eine tolle aussicht. nilpferde suhlten sich im wasser, krokodile sonnten sich auf den sandbänken, fischadler sassen auf einem alten babobab oder kreisten über ihrer beute, die fischer warfen ihre netze aus, auf den bäumen turnten kleine äffchen herum, schmetterlinge flatterten über der wiese und eines morgens verirrte sich sogar eine einmeter lange monitor-echse in unser vorzelt. paradiesisch, nicht? es war mal wieder eine perfekte gelegenheit, an unserem bericht zu arbeiten, denn wir durften sogar den laptop des hauses benutzen. nur die isdn-satellitentelefon-internetverbindung brachte selbst brö nicht zum laufen. abends sassen wir zusammen mit dem besitzerpaar am "familientisch", liessen uns von will, dem gelernten koch die herrlichsten gaumenfreuden auftafeln und plauderten bis spät in die nacht. afrika ist ein kontinent der extreme. wir pendelten hin und her zwischen "erster" und "dritter" welt.

sambia wird eines der letzten länder auf unserer reise durch afrika sein, das noch hauptsächlich nach dem "stammes"-prinzip funktioniert. die famlienverbände und dörfer sind das eigentliche soziale umfeld in dem sich das ganze leben abspielt. die "chiefs", sozusagen könige über ganze landstriche, bestimmen über viele belange des lebens, landzuteilung, rechtssprechung etcetera und haben im "house of chiefs" direkten einfluss auf die politik des landes. traditionelle heiler sind hier staatlich lizenziert, geniessen den gleichen stellenwert wie die westliche schulmedizin und haben bestimmt eine ähnliche erfolgsquote. gegen die grösste seuche im südlichen afrika (neben malaria) ist leider in beiden disziplinen noch kein kraut gewachsen. die who schätzt, dass die durchschnittliche lebenserwartung wegen hiv/aids in diesem teil der erde um einen viertel sinken wird (bei derzeit etwa vierzig jahren!) und das künftig jedes zweite kind ohne eltern aufwachsen wird (über ein drittel aller kinder haben heute bereits einen elternteil durch hiv/aids verloren). leider überlassen die meisten staaten in sachen hiv/aids-aufklärung das feld praktisch gänzlich den internationalen hilfsorganisationen. war das thema in kenia und tansania immerhin recht präsent, sahen wir in malawi und sambia sozusagen keine hinweise der hiv/aids-prävention. die forderung nach günstigen hiv/aids-medikamenten für die dritte welt ist sicher legitim, aber - hei nomol! - liebe staats-chefs und entwicklungshelfer: steckt eueren effort und euer geld lieber in die hiv/aids-prävention statt in glaspaläste in den hauptstädten oder in infrastrukturprojekte die dem verfall preis gegeben sind, sobald die entwicklungshelfer abgezogen sind. und gewisse ältere herren im herzen der ewigen stadt sollten vielleicht auch endlich mal über die bücher gehen was ihre einstellung zu nächstenliebe und fortpflanzung angeht.

was die durch die hohe sterberate fehlenden arbeitskräfte auf die wirtschaft eines landes für auswirkungen hat, ist wohl unschwer abzuschätzen. dass gleichzeitig aber 50% der jungen männer arbeitslos sind, verwundert einem dann aber doch. traditionelle männerberufe werden weniger, mit der folge, dass die meisten jungen männer nur rumsitzen (die jungen frauen scheinen etwas erfinderischer was die suche nach einer sinnvollen beschäftigung angeht...). wanderarbeit in den minen botswanas und südafrikas wird rar, jobs in der stadt kriegen nur gut ausgebildete leute. dass die arbeitsbelastung vor allem für die frauen immer grösser wird ist ebenfalls eine tatsache, die einen zwiespältigen hintergrund hat. mädchen, die früher zuhause halfen und beispielsweise fürs wasser holen zuständig waren, sitzen heute grösstenteils in der schule. selbst die grundschule (die ist immerhin kostenlos) verlangt von kindern und eltern einige opfer. die kinder haben teilweise sehr lange schulwege (obwohl dies ja aus kindersicht der bei weitem interessanteste teil der schule ist...). die kosten für schuluniformen und bücher zehren massiv am familienbudget. mancherorts mangelt es an schulraum, büchern und der einsicht der eltern, ihre kinder zur schule zu schicken. die qualität der lehrer (darunter auch freiwillige aus den industrienationen ohne geeignete ausbildung, dafür mit viel elan und engagement) ist vielfach auch nicht gerade gut. geschweige denn deren lernmethodik (lernen duch nachplappern). deshalb erstaunt es auch nicht, dass afrikaner vielfach schlicht nicht gewohnt sind, eigenständig zu denken und zu handeln oder grössere zusammenhänge zu sehen. wir möchten das jetzt nicht werten - wir erleben es einfach tagtäglich. die arbeitsleistung eines arbeiters (mal abgesehen von den bauern vielleicht) würden wir mal mit dreissig prozent eines arbeiters in einem industrieland beziffern. und das liegt bestimmt nicht nur an mangelhafter ausbildung oder mangel an geeigneten geräten und werkzeugen. ärzte und krankenschwestern aus europa nach afrika zu schicken ist zweifellos ein humanitärer akt. dass gleichzeitig aber medizinisch ausgebildetes personal aus diesen teilen der erde rekrutiert wird, verleiht auch diesem aspekt wiederum eine kehrseite. auf keinen fall möchten wir die die leistungen der vielen freiwilligen, die hier vor ort viel auf sich nehmem und auch viel bewirken können, schmälern. wir haben grosen respekt vor diesen menschen, denn in einem sterbehospital zu arbeiten oder sich um strassenkinder in den slums zu kümmern ist bestimmt kein honiglecken. und da wäre noch ein riesiges domaklesschwert names "gigantischer staats-verschuldung", nicht zuletzt gefördert von den "geberstaaten" (nochmals so ein hirnrissiger ausdruck). ein wirklich tiefgreifendes entschuldungsprogramm würde den staaten wohl eher helfen und vor allem ihre eigenständigkeit und eigenverantwortung fördern. hilfslieferungen sind ja eine nette geste und zweifellos manchmal äusserst sinnvoll (und nebenbei gut fürs ego und das schlechte gewissen). sie tragen aber auch dazu bei, die "hohle hand"-einstellung von staatschefs und einwohnern zu fördern. und ganz pervers wird es, wenn die hilfslieferungen an drittstaaten weiterverkauft werden, statt sie dort im eigenen land einzusetzen, wo sie dringend gebraucht würden. korruption ist verbreitet, understatement existiert nicht. wenn jemand mehr hat als der durchnitt, zeigt er dies unverhohlen und lässt es die weniger privilegierten auch spühren. man könnte wohl noch seitenweise gedankenfetzen niederschreiben. was für uns mittlerweile klar geworden ist, ist dass man afrika, die lebensweise der afrikaner, einfach nicht mit einem "westlichen" blick beurteilen darf und schon gar nicht versuchen, gesellschaften so umzukrempeln wie wir das mit unserem denken für "richtig" halten. hier in afrika ist einfach alles anders!

lusakabackpacker's life

aus optimierungsgründen und da wir nicht so recht wussten, ob es unterwegs irgendwelche übernachtungsmöglichkeiten gehabt hätte (gewisse landstriche sind fast menschenleer), nahmen wir die weiterreise nach lusaka mit dem bus unter die räder. wir mussten uns richtiggehend dazu durchringen, waren schon so lange nicht mehr mit dem öv unterwegs. der erste überlandbus meinte (nach einem skeptischen blick auf unser rad) er habe keine sitzplätze frei. der zweite hatte eigentlich auch keine aber zumindest einen gepäckträger auf dem dach. schwuppdiwupp, unser krempel war oben und wurde unter brös anleitung mit autoschlauch-streifen festgezurrt. diese gummibänder sind das reparatur-, befestigungs- und montagematerial nummer eins in afrika. ist extrem praktisch, wir haben auch schon gewisse dinge so bandagiert. der grosse bus war eine regelrechte schrottkarre und zum sitzen hatten wir mal wieder bloss eine halbe füdlibackenbreite platz. nach einer stunde fahrt bekamen wir aber reichlich gelegenheit, uns die beine zu vertreten. das kühlerwasser kochte und die herren pseudomechaniker machten sich daran, zu rätseln, umständlich den keilriemen aus- und wieder einzubauen, bloss um festzustellen, dass der kühler wegen einem ganz ordinären leck komplett leer war. echt malagasy-mässig (ein ausdruck der sich bei uns in madagaskar eingebürgert hat für basteln, trödeln, werweisen, schludrig werken, zuerst machen, dann studieren,... - wir sind schon ein bisschen bös...)! nach anderthalb stunden ging es in äusserst gemächlichem tempo wieder weiter und einer der helfer war permanent damit beschäftigt, an den brunnen wasser zu holen und kübelweise in den kühler zu schütten. in europa würde sowas ja entnervte beschwerden hervorrufen aber hier werden verspätungen von fünf stunden (bei drei stunden fahrzeit) in einer selbstverständlichkeit akzeptiert. im gegenteil, die stimmung war ausgelassen und vergnügt, der hahn neben unsern füssen krähte fröhlich und wir genossen wiedermal eine echt afrikanische busfahrt mit allem drum und dran.

wir erreichten die landeshauptstadt folglich erst nach dem eindunkeln, schnappten uns ein taxi und fuhren zu unserer unterkunft. dort stellten wir fest, dass wir unser anhänger-fläggli an der busstation vergessen hatten (haben's wohl echt nicht mehr so im griff mit busfahren und den damit verbundenen organisatorischen kleinigkeiten). schön blöd. also nochmals mit dem selben wagen zurück, gefahren vom ex-helikopterpiloten, der schon die englische queen und den sambischen staatschef durch die lüfte chauffiert hat. der neid von mitarbeitern auf seinen job respektive "schwarze magie" liess ihn aus gesundheitlichen gründen seine stelle verlieren. so funktioniert das hier, dagegen wirkt sogar das subtilste mobbing noch brachial. natürlich war die flagge nicht mehr da. am nächsten abend aber brachte uns der nette taxichauffeur unser vermisstes stück vorbei - wir superhelden hatten es in seinem wagen liegen lassen...

in lusaka stellten wir unser zelt im garten einer backpacker-unterkunft (so was ähnliches wie eine jugi) auf. war mal was anderes als die lokalen gästehäuser. diese rucksacktouris waren ja so was von redseelig und kontaktfreudig. da hatte man selten seine ruhe und musste schon recht asozial tun, um zwischendurch ein buch lesen zu können. okay, meistens waren die gespräche ganz anregend, aber manchmal konnten sie einem schon etwas den nerv töten mit ihrem mitteilungsbedürfnis. alles in allem fühlten wir uns recht wohl. wir hatten alles was wir brauchten, will heissen, eine günstige und sichere bleibe in der nähe des stadtzentrums (mit supermarkt und internetcafé), heisse duschen, eine küche mit kühlschrank und toaster und grosse becken für die wäsche. bloss das paket aus der schweiz mit den ersatzteilen wollte einfach nicht eintreffen. zum verschleissteil nummer eins mauserten sich nämlich unsere veloketten. die hintere hält gerade mal etwa zweitausend kilometer, die vordere etwa doppelt so lange. nachdem wir so ziemlich alles erledigt hatten, was es zu erledigen gab, ellenlange internetsitzungen, wäsche und eine ausgiebige velo-beauty-session, entschlossen wir uns, trotzdem weiterzufahren und schmissen halt wieder die ausgeleierten dinger drauf. hoffentlich verübeln uns dies die kettenblätter nicht allzusehr, aber wir hätten vermutlich warten können bis wir alt und grau geworden wären.

lusaka - livingstonedorffotografen und badewannen ohne mischhähne

das gewohnte frühstücksritual behielten wir bei und packten gemütlich unseren krempel zusammen, sodass wir erst etwa um zehn uhr abfahrbereit waren. schliesslich lag heute mit gut fünfzig kilometern eine "easy"-etappe vor uns. vom wind begleitet verliessen wir die hauptstadt, tankten einen liter bleifrei (für den kocher) und radelten gegen südwesten. die landschaft war trockener als im osten und wie sich herausstellen sollte, die unterkünfte einiges komfortabler. bloss, dass sie ab und zu ausgebucht waren. ist uns vor sambia eigentlich nie passiert, hier andauernd. workshops schienen hier voll im trend und die hotels mit "conference facilities" (= gartentische mit plastikstühlen und wenn's hoch kommt eine wandtafel) waren vielfach belegt. bei unserem ersten stop liess sich aber trotzdem noch ein zimmer finden. ein einzelzimmer zwar, aber dieses hatte praktischerweise zwei betten. seltsam... im unterschied zu früher waren die schaben in den zimmern etwas kleiner und wir fanden sie mittlerweile sogar so süss, dass wir mit ihnen spielten wenn sie auf den tischen rumkrabbelten. seit neustem gesellten sich mäuse als haustiere dazu, flitzten in den wänden und im zimmer rum und raschelten an den esswarensäcken. aber scheinbar mundete ihnen unsere menu-zusammenstellung nicht sonderlich, bis dato wurde uns jedenfalls noch nichts weggeknabbert. ebenfalls stellten wir auf dieser strecke einen trend hin zur badewanne fest. leider nicht sonderlich einladend für ein vollbad und selten mit duschbrause ausgestattet. also war doch wieder "kübeli-dusche" angesagt: halber becher mit heissem wasser füllen, die andere hälfte mit kaltem. mischhähne wären wirklich praktischer!

so gemütlich wie die erste etappe waren nicht alle. teilweise war es recht hügelig. der wind blies konstant aus südwest, so hatten wir ihn meist von der seite, mal von vorn und manchmal von hinten - je nach strassenverlauf. eine kleine schildkröte die wir vor den schweren rädern der lastwagen retteten verdankte uns dies, indem sie patrizia piekste und brö anpisste. bleibst halt nächstes mal mitten auf der strasse liegen, blödes ding! im gegensatz zu malawi, wo tabak der grosse renner war, wurde in sambia baumwolle angebaut. herrlich schöne grün-rote felder mit weissen "farb"-tupfern. ansonsten war die landschaft eher karg - genau nach unserem geschmack.

einmal mehr veräppelte uns der sehr unbrauchbare reiseführer vom ilona hupe verlag (etwas anti-werbung zwischendurch). die versprochene unterkunft wollte und wollte einfach nicht auftauchen. das nächst grössere städtchen lag etwa sechzig kilometer vor und über hundert kilometer hügelige strecke hinter uns. eine nette dame mit einem äusserst praktischen "pick-up" (jetzt wissen wir woher der name kommt) die wir nach einer unterkunft fragten, musste zufällig in die nächst gelegene stadt und bot uns einen "lifti" an. dieses angebot nahmen wir dankend an und flitzten mit hundert sachen, defekten sicherheitsgurten und einem vom letzten unfall aufgeplatzten air-bag-lenkrad über die landstrasse. belohnt wurden wir mit einem niegel-nagel-neuen guesthouse mit allen schikanen. am nächsten morgen stand das ganze personal für ein gruppenfoto mit uns vor dem hotel bereit und zum x-ten mal in sambia wurden wir vom dorffotografen abgelichtet. hier schienen wir die hauptattraktion zu sein. machte uns natürlich schon etwas stolz - haben aber auch wirklich einen "super-karren" der uns ohne murren und pannen bis hierhin gebracht hat.

ein durchschnittlicher, oder sagen wir mal, idealisierter radeltag sieht bei uns in etwa so aus: 6:15 wecken, 6:30 aufstehen und packen, 7:00 frühstücken, allenfalls zelt zusammenpacken, 8:00 losfahren. etwa vier bis fünf stunden und achzig bis hundert kilometer radeln, das sind mit pausen, pick-nicken (hochenergetisches schlabber-toastbrot...), cöcali- und fotostops etwa sechs bis sieben stunden unterwegs. zwischen 14:00 und 15:00 uhr eine schöne unterkunft suchen und auch finden, velokleider auswaschen, wasser filtern für den nächsten tag, duschen, nachtessen bestellen, tagebuch schreiben, lesen, ausruhen, etwas trinken und was leckeres knabbern. um 18:00 uhr nachtessen (klappt meistens wenn man es frühzeitig anmeldet), zwischen 19:30 und 20:00 uhr unters moskitonetz ins bett legen, mit stirnlampe lesen, 21:00 uhr nachtruhe. die etappenlänge richtet sich natürlich danach, wo die nächste unterkunft zu finden ist. der "kritische punkt" liegt für uns bei gut sechs stunden reine fahrzeit, ab da wird es langsam nahrhaft. und es macht ja schliesslich auch keinen spass, erst abends anzukommen und todmüde ins bett zu fallen. (diese strapazen nehmen wir nur für sehr angefressene gäste in kauf die "all-inclusive" bei uns gebucht haben...)

am vierten tag gabs was zu feiern. wir strampelten über die fünftausend kilometer-marke und stiessen mit wasser aus unseren bidons darauf an (schoggi oder sekt waren leider nicht aufzutreiben). höchste zeit also für etwas statistik:

in kalomo fanden wir ein gästehaus, respektive ein bed & breakfast mit familienanschluss. nachmittags und am abend sassen wir zusammen, plauderten und guckten video. brö reparierte den satellitenempfänger, wir machten lucy eine freude mit einem buch und bekamen ein "chitenge" geschenkt (traditionelles tuch für jede gelegenheit - dient als babytragtuch, rock, kopfbedeckung...). am nächsten morgen machten wir noch einen besuch bei den kleinsten im kindergarten. die menschen hier sind so etwas von herzlich, man fühlt sich sofort wie zuhause. solche begegnungen sind einfach gold wert!

livingstonegratisdusche an den viktoriafällen

nach fünft tagen und fünfhundert kilometern erreichten wir die touristische hauptstadt sambias, livingstone. schon von weitem sahen wir die gischt-wolke der viktoriafälle und bei der einfahrt ins städtchen fühlten wir uns auf anhieb wohl. gemütlich, überschaubar und weit und breit keine "aufschnorrer". wiederum richteten wir uns in einem backpacker direkt im zentrum ein. wir blieben ein paar tage, warteten erneut vergebens auf das packet mit den veloketten, durchstreiften das städtchen und schlenderten durch die märkte.

während wir beim "watch-repair" darauf warteten, dass der uhrmacher mit zitternder hand patrizias fünf-franken-uhr tatsächlich wieder in gang brachte, wurden nebenan haarzöpfe geflochten, haarteile in die frisur genäht, kleider mit einem holzkohle-eisen gebügelt, und "sim-locks" von mobiltelefonen entsperrt. wie bereits erwähnt: afrika - ein kontinent der extreme, zwischen vergangenheit und gegenwart. wie werden wir diese quirrligen märkte vermissen, in denen man einfach alles findet und gleichzeitig doch nichts. wenn gerade tomaten-saison ist, gibts tomaten und nichts anderes als tomaten. dutzende von ständen bieten exakt das selbe an und unterscheiden sich nicht mal im preis oder der präsentation. um die mittagszeit schlafen die händler auf ihren tischen, essen nshima mit sauce, die frauen stillen ihre säuglinge und aus den kassetten-shops dröhnen afrikanische rhythmen in reinster hi-fi qualität. männer dösen in schubkarren und warten darauf, den marktbesuchern ihre einkäufe nach hause zu transportieren. an den kleinen verkaufsständen ist alles in "mini-portionen" erhältlich: einzelne couverts, fünfzehn gramm waschmittel, milchpulver für einen deziliter, seife am meter, einzelne wäscheklammern und sogar einzelne flip-flops falls mal einer kaputt oder verloren gegangen sein sollte. manche bieten auch bloss das feil, was der garten gerade hergibt. und seien dies bloss zwei zwiebeln und eine gurke. rüebli werden in dreier-bündeln, orangen in vierer-haufen angeboten. reis und bohnen werden mit leeren milch- oder tomatenpurée-dosen ausgemessen. getrocknete fische sind in "tennis-rackets" eingeflochten und klitze-kleine fischchen werden handvoll als snacks genossen (würmer ebenfalls - igitt!). da bevorzugen wir doch die leckeren samosas und die frittierten maniok-schnitze.

der eigentliche höhepunkt von livingstone waren natürlich die viktoriafälle. 1.6km breit, und über hundert meter hoch sind sie weltweit die breitesten zusammenhängenden wasserfälle. von diesen eindrücklichen dimensionen sahen wir aber nur einen bruchteil. der sambesi führte hochwasser und über sechshundert millionen liter wasser stürzten sich pro minute über die kante. vor lauter gischt sah man die wasserwand nur ansatzweise und die tiefe schlucht überhaupt nicht. umso eindrücklicher aber war es direkt gegenüber den fällen. mitten in der gischtwolke peitschten einem die wassermassen entgegen. binnen sekunden waren wir pflotschnass als befänden wir uns mitten in einer gewitterwolke. auch der lärm war ohrenbetäubend. gute tipps befolgend packten wir kleider und kamera in einen wasserdichten packsack und genossen die gratis-dusche in badehose und leibchen. es war schlichtweg unglaublich und herrlich schön. zwischendurch erhaschten wir einen kurzen blick auf die fälle bevor sich die wolke wieder schloss. der kamera muteten wir diese konditionen nicht zu - jedes mal wenn wir sie herausnehmen wollten schossen wieder neue fontänen in die höhe. und eben, wir befanden uns gut hundert meter über dem grund! den ultimativen kick hätte man sich bei bungee-jumping, abseiling oder gorge-swinging holen können. für ein river-rafting war der wasserstand leider zu hoch - dies fuxte vorallem den brö - bei hochwasser macht's ja erst richtig spass!

just an dem abend, als wir schon alles für die weiterfahrt am nächsten tag bereit gemacht hatten, kam die meldung, dass unsere ketten am zoll in lusaka festsässen. judihui - ein paar emails, telefonate und tage später trudelte unser lang ersehntes paket per rucksacktouri-kurier in livingstone ein. subito wurden die neuen ketten montiert, die süssigkeiten schnabuliert und wir konnten endlich wieder voller freude und elan in die pedalen treten. mussten wir auch, denn es wurde langsam knapp für die lange strecke durch die unendlichen ebenen botswanas. schliesslich wollten wir unseren besuch ja nicht am flughafen in windhoek warten lassen...



17.11.11 Geraldton, Australien

Westaustralien - das ist Natur pur. Und zwar in scheinbar endlosen Dimensionen sogar! Nicht nur ...
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"Das Leben ist wie eins Schachtel Pralinen... du kannst nie sicher sein, was du erwischst."

Aus „Forrest Gump“



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