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BotswanaTrans-Kalahari

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3. Juni 2004 - 23. Juni 2004
Reisetag Nr. 257 - 277

livingstone - kasanevom sambesi zum chobe

es wurde halb zwölf bis wir all unsere sachen wieder am richtigen ort verstaut, das tandem bepackt, uns mit "eggs and beans" gestärkt und von allen verabschiedet hatten. durch den mosi-o-tunya-wildpark (leider ohne wild) verliessen wir livingstone und erreichten nach gut siebzig kilometern die grenze zu botswana. unser timing war perfekt, wir schafften es gerade rechtzeitig auf den klapprign kahn, der mal ausnahmsweise keine panne hatte. zwar nahmen die anreinerstaaten hier vor zwei jahren eine neue fähre in betrieb, doch die wurde durch einen mit hundertsiebzig tonnen doch etwas überladenen lastwagen kurzerhand versenkt. man kann's ja mal probieren... und man stelle sich vor: diese fähre war selbst für uns touristen kostenlos. die einheimischen nutzen diese gelegenheit, um sich auf der gegenüberliegenden seite mit lebensmitteln einzudecken und schleppen körbeweise waren mit sich herum.

botswana war das erste land seit langem, für dessen besuch wir kein visum brauchten. gut so, denn die farbigen seiten unserer neuen roten pässe füllen sich mit rasender geschwindigkeit. aber wenn wir wieder zuhause sind kriegen wir ja wohl eh neue um dem weltweiten terror einhalt zu gebieten... mit finger-, fuss- und ohrenabdruck, dna-profil, iris-scan, stimmanalyse, lieblingsgericht, politischer gesinnung, bankauszug, body-mass-index und microchip zur satellitengestützten lokalisierung.

erst um siebzehn uhr schlugen wir unser zelt in kasane auf und schafften es gerade rechtzeitig um an der bar einen atemberaubenden sonnenuntergang über dem chobe-fluss zu geniessen. lust, selber zu kochen hatten wir nicht sonderlich, das buffet in der lodge war unerschwinglich teuer, da kam die einladung zum nachtessen von drei dokumentar-filmern, die wir bereits in livingstone getroffen hatten, gerade recht. welch ein angenehmes wiedersehen. sie waren unterwegs mit ultra-leichtflugzeugen und man kann sich vorstellen, dass sie einige stories auf lager hatten. es wurde ein gemütlicher abend und es gab jede menge zu lachen.

während der nacht schnaubten und planschten die hippos direkt vor unserem zelt im wasser, am morgen wurden wir von vogelgezwitscher geweckt, die affen turnten über unseren köpfen und stibietzten unsere getränkebidons aus dem vorzelt, die warzenschweine begleiteten uns auf dem weg zum klo. wieso also nicht einen weiteren tag an diesem schönen plätzchen verbringen. in der schicki-micki-lodge, auf deren terrasse wir unseren morgenkaffee genossen, wurde sogar das pinkeln zum event: die pissoires waren gefüllt mit eiswürfeln! antarktis lässt grüssen. dekadenter geht's nicht! nur figurenpinkeln im neuschnee ist schöner... am späten nachmittag unternahmen wir eine bootsfahrt auf dem chobe. es war total gemütlich und auf dem oberen sonnendeck hatte man genügend abstand und eine tolle aussicht auf die hippos und krokodile. die elefanten suhlten sich in den schlammlöchern, die warane sonnten sich am strand und die vielen verschiedenen vögel pickten sich ihre lieblingsinsekten aus der luft. wir glitten durch's schilf und genossen die ruhe. der himmel verfärbte sich rot und die sonne versank langsam in der weiten flusslandschaft. herrlich!

unterwegs und auf den campingplätzen trafen wir viele südafrikaner, die ihren urlaub mit unglaublich luxuriös ausgestatteten allradfahrzeugen, anhängern und zelten in botswana oder in namibia verbrachten. weiter nördlich traf man sie nicht an und selbst hier bewegten sie sich nur im konvoi. abgesehen von zum teil etwas sonderbaren ansichten (wir werden uns bestimmt im südafrika-bericht noch eingehender dazu äussern) lernten wir die weissen südafrikaner als sehr liebenswürdig, gastfreundlich und hilfsbereit kennen. noch bevor manchmal ein richtiges gespräch begonnen hatte, steckten sie uns bereits ihre adresse zu und luden uns ein, sie zuhause zu besuchen. wir konnten uns der angebote kaum erwehren und müssen uns für südafrika wohl einen besuchsplan zurechtlegen.

kasane - maun via caprivi-strip (namibia)fliegende rasenmäher

am nächsten morgen fuhren wir weiter richtung namibia. die strecke führte durch den chobe-nationalpark und die ranger wollten uns partout nicht abkaufen, dass wir locker jedem löwen um die ohren fahren. folglich mussten wir diesen park auf der ladefläche eines kleinlasters durchqueren. dieser "lifti" setzte den trend für die anschliessende durchquerung des zu namibia zählenden caprivi-strips. dieser schmale streifen land, der sich zwischen angola und botswana quetscht und den die deutschen dannzumal mit den engländern gegen sansibar tauschten, war etwas gar eintönig. schwer nachzuvollziehen, was die beweggründe für so einen bescheuerten deal waren. auf jeden fall liessen wir unsere radeletappen zwei weitere male mit einer mitfahrgelegenheit ausklingen. busch-campen war im wildschutzgebiet nicht unbedingt angebracht und wir hatten momentan nicht grosse lust, in einem der winzigen dörfer die hauptattraktion zu spielen. irgendwie haute uns die landschaft hier sowieso nicht gerade aus den sätteln. es war so flach, dass man links und rechts der strasse nur gerade ein paar meter weit bis zu den bäumen sah. in diesem korridor über dreihundert kilometern weit schnurgerade radeln? keine ahnung wieso uns alle welt gerade diese strecke empfohlen hatte. ursprünglich wären wir nämlich quer durch botswana durchgeradelt. aber da sei's ja so was von langweilig. rein gar nichts gäbe es da zu sehen, ausser vielen wilden tieren, vor allem elefanten. wir hatten eigentlich darauf eingestellt und lernten sogar, dass man die dickhäuter mit einem dezenten hüsteln zum umkehren bewegen kann (zum glück mussten wir es nie ausprobieren...). in letzter minute liessen wir uns aber blöderweise doch noch umstimmen.

der minibus-fahrer bestand darauf, uns direkt zum ziemlich abgelegenen campingplatz zu bringen und blieb prompt im sand stecken. bis wir den karren ausgebuddelt und rausgezogen hatten, war es bereits dunkel. der platz offerierte nicht gerade viel an sanitären einrichtungen und beim duschen im stockfinsteren strohhüttchen wurde brö von etwas gebissen. bei genauerem hinsehen kreuchte und fleuchte es überall. patrizia genoss danach im schein der stirnlampe die wohl kürzeste dusche seit langem. nach ein paar tagen und zigarettenglut-giftkoch-woodoozauber-behandlung war brös fuss wieder auf normalgrösse geschrumpft.

in divindu schliefen wir das erste mal seit einem knappen monat wieder in einem richtigen bett. zum glück haben wir ein so geräumiges luxuszelt mit dabei und in den zusammenzipbaren daunenschlafsäcken lässt sich's ja so schön kuscheln. da ziehen wir unsere stoffbehausung überteuerten zimmern oder übelriechenden, schnarchgeschwängerten schlafsälen vor. von dem kleinen örtchen, das sich um eine strassenkreuzung gebildete hatte gings dann auf der schotterpiste weiter. das war ja ganz in ordnung, doch um das hüpfen des anhängers in grenzen zu halten, durfte man die geschwindigkeit von fünfzehn stundenkilometern nicht überschreiten. die vier kilometer zufahrt zur ngepi-campsite wurden allerdings zur tortur. namibia ist definitiv ein sand-land. so schoben und zerrten wir unseren göppel eine geschlagene stunde durch den feinen sand. dieser einsatz aber hatte sich absolut gelohnt. wunderschön am okavango-river gelegen, konnten wir unser zelt auf einem separaten plätzchen mit feuerstelle, sitzbank und aussicht auf die schnaubenden hippos aufstellen.

auf dieser campsite trafen wir wieder auf die drei microlight-piloten und die nächte am lagerfeuer wurden sehr lang. zusammen mit den besitzern, den angestellten und drei irinnen schmiedeten wir pläne für einen kurzfilm. hauptakteure: ein tandem, zwei ultraleicht-flugzeuge, nackte piloten, verbrannte schweizer pässe, springböcke, ein mord und haufenweise dirnen an der theke. je später der abend, desto skuriler das drehbuch. um halb drei krochen wir in die schlaftüte und waren am nächsten morgen um neun uhr die ersten auf dem set. der director trudelte etwas später ein und nach und nach auch die anderen schauspieler. mit kleinen augen und allesamt etwas wortkarger als am vorabend. der enthusiasmus war etwas verflogen und einjeder schlich sich so durch den tag. gegen abend erwachten aber die lebensgeister wieder und wir durften zum zweiten mal mit den microlights starten und uns den wind um die ohren pfeifen lassen. es war einfach voll cool mit diesen fliegenden rasenmähern durch die lüfte zu segeln und die gegend aus der vogelperspektive zu bestaunen. das wäre eine art zu reisen: über unberührte landstriche zu fliegen und mitten im nirgendwo zu landen. und bis anhin dachten wir, mit einem landrover durch afrika zu reisen wäre das mass aller dinge...

die nachttemperaturen näherten sich bereits bedenklich dem gefrierpunkt und wir hatten schon etwas erbarmen mit dem wächter, der sich an unserem feuer aufwärmen kam und uns mit einem alten karabiner gegen die hippos beschützte. ob er wohl hätte was ausrichten können gegen diese fleischkolosse die sich so flink zu wasser aber auch an land fortbewegen können, sei dahingestellt. vermutlich würde die kugel im fettpanzer stecken bleiben, wenn nicht bereits im rostigen gewehrlauf. glücklicherweise blieben die (kurzen) nächte aber ruhig.

so gemütlich wir es hier auch hatten, wir mussten wieder los. die liebenswürdigen besitzer brachten uns auf dem allrad-laster bis zur grenze und ersparten uns damit eine stunde tandem-schieben. etwas wehmütig nahmen wir abschied von all den netten leuten und rollten von dannen. nun waren wir also wieder in botswana. gelegentlich sahen wir am strassenrand hirten auf ihren eseln oder pferden und bauern die auf eselkarren von ihren feldern zurückfuhren. ansonsten fuhren wir meist ziemlich einsam dem okavango-fluss entlang bis zur nächsten übernachtungsgelegenheit. wir hatten zwar etwas mühe, die iren, die diese campsite führten zu verstehen, fanden dann aber doch heraus, dass sich ein ausflug ins delta von hier aus nur mit allergrösster mühe und dem nötigen kleingeld realisieren lassen würde. und da selbst die krokodilforscher, die hier ihre zelte aufgeschlagen hatten meinten, sie würden sich ja nie und nimmer in einem mokoro (einbaum) durch das schilf staken lassen, entschieden wir uns, weiter zu ziehen. es kommt nicht selten vor, dass ein aufgebrachtes hippo den inhalt eines mokoros verspeist. dagegen sind krokodile die reinsten lämmer. zudem stand der papyrus hier so hoch, dass man vermutlich eh nicht viel von der landschaft gesehen hätte.

die krokodilforscher boten uns an, uns am nächsten morgen nach maun, der tourismusmetropole botswanas, mitzunehmen. also gut, eine chance wollten wir dem delta noch geben. auf der ladefläche des unimogs genossen wir die landschaft aus etwas erhöhter perspektive und wurden bis zu einem campingplatz etwas ausserhalb des städtchens gebracht. nach unserem kurzen wortgefecht über den besten stellplatz für das zelt richteten wir uns ein und kühlten danach die erhitzten gemüter an der bar. der vogelgesang an diesem hier war besonders originell, denn es war nicht bloss pfeifen und zwitschern. die grossen und kleinen vögel gaben die seltsamsten laute von sich, die sich verständlicherweise auf papier respektive auf dem bildschirm etwas schwierig ausdrücken lassen. es war eindrücklich, diesem morgenkonzert zu lauschen. die vögel in botswana gehörten eindeutig der sparte "free-jazz" an und waren etwas experimentierfreudiger als anderswo.

am folgenden tag wollten wir einen ausflug ins delta organisieren. wir klapperten die veranstalter ab und fanden schnell heraus, dass botswana hauptsächlich auf luxustourismus setzt. die günstigste alternative, die einmaligkeit des grössten binnendeltas der welt zu erleben war eindeutig ein rundflug darüber. also suchten wir nach mitfliegern um die sechsplätzige cessna zu füllen, fanden zwei ältere damen aus südafrika und buchten einen flug für den folgenden nachmittag. mit pilot und co-pilot im cockpit hob die kleine maschine ab und wir knatterten eine stunde gemütlich über die riesige schwemmlandschaft. elefanten, zebras und giraffen tummelten sich auf den kleinen inseln oder streiften durch die gewässer. obwohl der flug um einiges ruhiger war als mit den microlights, liess sich patrizia das mittagessen nochmals durch den kopf gehen und füllte eine tüte mit dem besten, was ihr magen hergab. und dies bereits vor der landung. dabei stellte sich heraus, dass dies der spektakulärste teil des fluges wurde. der co-pilot steuerte die cessna etwas gar steil auf die landebahn zu und nach ein paar hüpfern zog er den gashebel wieder voll nach hinten und der pilot musste ihm das lenkrad aus der hand schlagen, um die maschine wieder unter kontrolle zu kriegen. auf einem rad, mit der flügelspitze den boden touchierend, rasten wir quer über die piste aufs gras. nach einigem geholper kam die maschine zum stehen. der co-pilot war etwas bleicher als wir...

maun - windhoekbuschleute und busch-campen

nachdem wir maun verlassen hatten wurde es wieder einsam. die strecke führte nach westen und der wind schob uns voran. am strassenrand trafen wir auf zwei herero-frauen, die wohl auf den wasserlastwagen warteten. mit ihren speziellen hüten, die eigentlich bloss geschickt gebundene tücher waren und den weiten röcken boten die herero eine eindrückliche erscheinung und wir fragten uns, wie sie wohl ihrer arbeit nachgehen konnten mit ihrer massigen, stämmigen figur und den acht unterröcken. wir unterhielten uns mit händen und füssen und verschenkten ihnen unsere pet-flaschen, die wir jeweils eigens für solche gelegenheiten mittschleppten. es ist schön, mit anzusehen, was selbst unser "abfall" für dankbarkeit und freude auslösen kann. als präsentchen lassen wir manchmal ein gelesenes buch zurück oder kauften schon mal bibeln für junge burschen, die danach fragten. ansonsten "verteilen" wir höchstens überzählige lebensmittel, selten einen luftballon oder eine karte mit unserem foto als andenken. bei ganz speziellen begegnungen knippsen wir ein foto mit den menschen, drucken sie bei der nächsten gelegenheit aus und senden sie in den busch. anfangs schleppten wir noch kleine souveniers aus der heimat mit, haben jedoch mittlerweile erfahren, dass ein bild von uns die grössere freude bereitet - und erst noch leichter mitzuschleppen ist. älteren bettlern stecken wir manchmal ein paar münzen zu, strassenkindern allenfalls was zu essen. wo es geht und es uns sinnvoll erscheint, unterstützen wir lokale organisationen und selbsthilfegruppen mit ein paar scheinen.

wenn wir über die strasse flitzten entdeckten wir in den bäumen immer wieder neue, farbige vogelarten und links und rechts erhoben sich aus den büschen riesige vogelschwärme. und wenn wir hier riesig schreiben, meinen wir das auch. ein rauschen ging durch die lüfte, wenn sich alle vögel gleichzeitig vom boden erhoben oder urplötzlich ihre flugrichtung änderten. wir wollten eigentlich die flamingos im ngabi-see bestaunen, welcher sich dank der grosszügigen regenfälle in angola zum ersten mal seit 1982 wieder füllte und somit die rosa vögel in scharen anzog. leider führte die strasse in grossem bogen um den see herum, sodass wir an diesem naturschauspiel vorbeiradelten. nach und nach wichen die weidezäune, die bis anhin während grosser stecken die strasse säumten, zurück. wir befanden uns wieder im niemandsland. man fühlte sich sogleich viel freier, die landschaft war offener und einladender. die farmen hier sind riesig. pro rind werden in dieser kargen vegetation mindestens 30 hektaren benötigt, was natürlich nicht immer gewährleistet ist. das spärliche gras wird weggefressen, der boden versandet und der grundwasserspiegel senkt sich wegen der vielen pumpbrunnen kontinuierlich. das meiste fleisch wird, wie könnte es anders sein, nach europa exportiert. nach dem diamantenhandel (zwei drittel aller rohdiamanten stammen aus botswana) ist dies die zweitgrösste devisenquelle und macht botswana zu einem der reichsten länder afrikas. davon scheinen allerdings, wie so oft, nur die wenigsten zu profitieren. aber es gibt durchaus schlechtere beispiele sozialer wohlfahrt. jedenfalls scheinen die einheimischen, mit denen wir gesprochen hatten mehrheitlich zufrieden mit ihrer regierung zu sein.

mangels alternativen übernachteten wir jeweils mitten im busch. wir schoben das gefährt am späten nachmittag von der strasse weg durch den sand und die büsche und hofften, keine dornen abzukriegen. dann schlugen wir das zelt auf, genossen die ruhe und kochten unser nachtessen. wenn es dunkel wurde (18:00 uhr!), verzogen wir uns in die schlafsäcke und sanken langsam in den schlaf. es war totenstill, nicht einmal die grillen zirpten in dieser einsamkeit. unglaublich, dieses gefühl vollkommener stille. zuhause erlebt man das nie. nicht nur die dunkelheit kann hier absolut sein, sondern auch die stille - und das ist fast noch eindrücklicher. auch wenn wir uns noch so im niemandsland wähnten, plötzlich tauchte von irgendwoher ein reiter mit seinem zottigen esel auf oder aus der ferne drangen stimmen in unser ohr.

am strassenrand fanden wir neben tierschädeln und -knochen tonneweise melonen. nur waren diese leider noch nicht reif, das wäre wunderbar wasser- und vitaminspendend gewesen. aber dafür hatten wir ja "unsere" südafrikaner, die gelegentlich (na ja, eigentlich nur einmal) am strassenrand halt machten und uns mit früchten und nüssen versorgten. wasser für diese durststrecke schleppten wir genügend im wassersack und in kanistern mit.

in einer buschmann-siedlung bezogen wir ein zimmer in der blockhütte eines hilfswerkes. traurigerweise wurden die san (buschleute) aus ihren angstammten gebieten vertrieben und sahen sich genötigt, ihr leben als jäger und sammler grösstenteils aufzugeben. sie mussten rinderfarmen, neu gegründeten nationalparks und diamantminen weichen. die san tanzen mit ihrem aussehen im südlichen afrika ziemlich aus der reihe: sehr feingliedrig, mit heller milchkaffeebrauner haut, hohen wangenknochen, die jedes model vor neid erblassen liessen und lustigen popcorn-chruseli. endlich konnten wir auch ihrer klick-sprache lauschen. so sehr wir es probierten, wir kriegten es einfach nicht hin, die klicklaute in ganze worte einzubetten.

den nächsten halt machten wir in ghanzi, welches uns als schmutzige wildweststadt angepriesen wurde und sich als hübsches städtchen mitten in der kalahari entpuppte. wir suchten das beste hotel der stadt auf und campierten in dessen garten. ab dann ging es wiederum schnurgerade auf der trans-kalahari weiter. wir pedalten unser tagespensum ab und stoppten einen pick-up, der uns bis zur grenze brachte. beim wiederbeladen des tandems stellten wir fest, dass wir ein souvenir, um das wir so lange gerungen und gefeilscht hatten, auf der ladefläche hatten liegen lassen. also nochmals zehn kilometer zurück ins dorf radeln. wir fragten uns durch und zum glück wusste jemand, wo der chauffeur zu finden war. auf der rückfahrt zur grenze entdeckte patrizias geschultes ohr, dass dem anhänger, respektive dessen reifen langsam die luft ausging. zum glück waren die botswanischen und namibischen grenzformalitäten schnell erledigt und unser rastlager mit hübschen zimmern bloss fünfhundert meter hinter dem grenzposten. in der kleinen küche flickte brö den schlauch und zoge aus allen drei pneus etliche dornen heraus, die glücklicherweise grösstenteils die kevlareinlage nicht zu durchbohren vermochten. im nahen shop kauften wir unser nachtessen und wurden mit einem gemisch aus klicksprache, englisch und deutsch bedient - willkommen in namibia!

am nächsten tag fuhren wir auf namibischem asphalt weiter, hatten also die grenze von botswana nach namibia bereits zum zweiten mal überquert, allerdings an einem anderen ort. nach und nach meldeten sich die büsche und etwas später auch die bäume zurück. schlangen kreuzten unseren weg und wir lieferten uns ein wettrennen mit der müllentsorgungsequipe, welche die rastplätze säuberte. so etwas gibt es tatsächlich auch in afrika! trotz ein paar foto- und stachelschweinstachelsammel-stopps überholten wir die müllmänner ein letztes mal kurz vor unsem ziel in gobabis. sie applaudierten und johlten als wir an ihnen vorbeiflitzten und die 115km-etappe für uns entschieden. gobabis wartete mit allen schikanen einer provinzhauptstadt auf. wir quartierten uns in einem bed & breakfast bei einer sehr redseligen dame aus südafrika und deren zwei "lächelnden" hunden ein (wir interpretierten ihre strahlenden beisserchen zwar eher als lautloses knurren). wir genossen allen luxus, der diese unterkunft bot, inklusive klimaanlage, die sich praktischerweise auch als heizung umpolen liess!

die zweihundert kilometer bis nach windhoek wollten wir eigentlich mit dem zug zurücklegen. doch leider fuhr dieser nur während der nacht, sodass man von der landschaft gar nichts mitgekriegt hätte. also verluden wir tags darauf unseren göppel auf einen minibus und warteten, bis er voll war. erst dann setzte sich der klapprige toyota in bewegung und fuhr mit erstaunlich humaner geschwindigkeit richtung hauptstadt. wir kriegten von einer mitfahrerin unser erstes stück kudu-biltong geschenkt und bissen uns daran fast die zähne aus. selbst unser sackmesser bekundete sichtlich mühe, sich durch das steinharte fleisch zu kämpfen um das leckere wild-trockenfleisch in mundgerechte häppchen zu zerteilen.

in windhoek stellte sich bald heraus, dass unser chauffeur sich nicht sonderlich wohl fühlte im dichten stadtverkehr. wo unser backpackers lag wusste er selbstverständlich auch nicht und als wir ihm vorschlugen, er solle uns doch einfach irgendwo in der innenstadt absetzen steuerte er den bus in eine parkhalle. was unser fahrer nicht in betracht zog war, dass auf dem dach ja unser tandem mitfuhr. nach einem lauten "kkrrrghhh" steckten wir im eingang fest und brö wäre dem trottel beinahe an die gurgel gesprungen. rückwärtsgang rein und nochmals das selbe unangenehme geräusch sich verformenden metalls und wir waren befreit. bei der anschliessenden inspektion stellte sich heraus, dass glücklicherweise nur unser anhänger betroffen war. da wir nun aber nicht mehr radeln konnten, bestanden wir darauf bis vor die tür gebracht zu werden. also setzte sich brö auf den beifahrersitz und lotste den minibus zur unterkunft. nach einem intensiven wortwechsel (mit dolmetscher) und dem versprechen, wieder zu kommen, liessen wir den fahrer ziehen um die anderen passagiere nicht noch länger warten zu lassen. der fahrer, dessen schlüsselpfand wir mittlerweile weggeworfen hatten ward nie mehr gesehen. schade, denn bis anhin waren die leute durchwegs zuverlässig und ehrlich gewesen.

das backpackers war bereits voll und wir mit dem defekten anhänger etwas gestrandet. glücklicherweise trafen wir dort aber etwas später renate und paul, die wir bereits in tanzania kennengelernt und dann später in malawi wieder getroffen hatten. sie boten uns an, auf der ladefläche ihres pick-ups zu nächtigen und nach anfänglichen bedenken liess sich auch die launische rezeptionistin zu einem einverständnis erweichen. also verbrachten wir die erste nacht in windhoek quasi im freien, während unsere gastgeber oben im dachzelt auf ihrer heizdecke wohlig warm ins reich der träume entschwanden. das ist einer der kleinen feinen unterschiede zwischen velo- und autoreisenden...

wir hatten bereits in botswana langsam abschied genommen vom "echten" afrika und als wir windhoek erreichten, war es definitiv vorbei mit dem farbigen, chaotischen, einfachen und herzlichen afrika, das wir mittlerweile so lieb gewonnen haben. wir lassen es mal auf uns zu kommen, wie namibia auf uns wirkt und schauen gespannt auf die kommenden wochen in denen wir mit vier rädern und schweizer begleitung unterwegs sein werden.

und ganz zum schluss noch ein kleiner nachtrag für unsere heiratswütigen freunde daheim...

ist ja wirklich sehr schön, dass ihr euch alle noch immer so gern habt, aber wieso in aller welt müsst ihr eure beziehungen gerade dann legalisieren, wenn wir auf reisen sind? ist das absicht? ein, zwei hochzeitsfeiern zu verpassen ginge ja noch (auch wenn wir deswegen schon mehr als eine krokodilsträne verdrückten), aber jetzt ist es bereits ein halbes dutzend - und wir sind noch kein jahr unterwegs! wenn wir nach hause kommen ist wohl auch noch der hinterst- und letzte unserer freunde unter der haube ohne dass john brö travolta nach dem brautwalzer das tanzbein schwingen durfte oder dass patrizia die gelegenheit bekommen hätte, sich den brautstrauss zu angeln. ganz zu schweigen von der hochzeitstorte... man kann sich im fall auch noch das ja-wort geben, wenn man ein bisschen betagter ist - sprich: wenn wir auch wieder zuhause sind. oder haben die steuerbeamten plötzlich die gesetze geändert? habt ihr angst, ihr passt dann nicht mehr in die hochzeitsklamotten rein? oder braucht ihr dringend neue pfannen oder einen toaster? diese proforma-einladungen an eure feiern sind ja ganz nett - so richtig den speck durch die nase ziehen macht spass, hä? eines sagen wir euch: wenn wir mal heiraten, tun wir dies auf fiji oder in kasachstan - und sagen euch einen tag vorher bescheid! ätsch!



17.11.11 Geraldton, Australien

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"Life is like a box of chocolates... you never know what you're gonna get."

"Das Leben ist wie eins Schachtel Pralinen... du kannst nie sicher sein, was du erwischst."

Aus „Forrest Gump“



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