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SüdafrikaKap der Guten Hoffnung
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springbok - kapstadtsüdwärts zum kap der guten hoffnung
da wir den süden namibias bereits mit dem auto erkundet hatten, nahmen wir in windhoek den bus bis zur grenze nach südafrika. zum ersten mal hatten wir einen so luxuriösen und grossen anhänger, um unser tandem für die bevorstehende busfahrt zu verstauen. der überaus mürrische buschauffeur meinte jedoch, er würde unser gefährt darin auf gar keinen fall transportieren. willkommen in der regulierten, komplizierten zivilisation! inzwischen wussten wir aber, wie mit solchen situationen (und kerlen) umzugehen und brachten den mann mit aller notwendigen sanftmut und ohne ihn das gesicht verlieren zu lassen zur kapitulation. die reise im südafrikanischen doppelstöcker erwies sich in der folge als sehr angenehm und nach gut zehnstündiger fahrt und den nächtlichen grenzformalitäten erreichten wir morgens um halb sechs springbok, den ersten grösseren ort in südafrika.
es war noch immer stockdunkel und die strassen waren menschenleer als wir uns mit dem beladenen tandem auf die suche nach einer unterkunft machten. während der nächtlichen fahrt von namibia nach südafrika hatten wir wie üblich kaum ein auge zugetan und wollten uns etwas ausruhen. in annies guesthouse fanden wir ein grosses weiches bett mit flauschigen daunenduvets und heizdecken. genau das, wonach unsere müden glieder dürsteten. wir wurden nach strich und faden verwöhnt. die betreuung der hausmutter war so herzlich, dass wir gleich noch einen tag anhängten, um unsere alten rücken von sechs wochen zelten auf namibischem sandboden zu kurieren. man wird ja auch nicht jünger.
der riesigen lunchbox, die petronella uns mit auf den weg gab wurden wir trotz des einigermassen anstrengenden wiedereinstieges in den radelalltag nicht herr. die landschaft im namaqualand, im nordwesten südafrikas war trocken und hügelig. die hänge waren mit geröll übersäht, grüne büsche wuchsen in den nischen und auf den felsen turnten die klippschleifer (so was ähnliches wie murmeltiere) herum. das eigentliche highlight dieser region aber, die überschwängliche blütenpracht, die die karge landschaft wie ein farbiger teppich überziehen soll, hatte mangels regen noch nicht richtig eingesetzt.
der nordwesten südafrikas war ziemlich einsam. kaum verkehr auf der n-sieben, einzig ein paar freundlich hupende lastwagenfahrer, touristen, die mit ihren allrad-fahrzeugen vorbeirasten und farmer in ihren bakkies (so nennt man hier die allgegenwärtigen pick-ups). wir fuhren durch die hügelige landschaft und, naja, spürten unsere zweimonatige strampel-abstinenz schon ein wenig. zum glück lagen die ortschaften nicht allzuweit auseinander (in afrikanischen termen), so dass wir nach einem radeltag immer wieder ein dach über dem kopf hatten. die obligatorische frage nach warmem wasser (von fliessend wasser gingen wir inzwischen aus) wurde jeweils mit einem etwas verständnislosen blick quittiert, so dass wir bald einmal darauf verzichteten. natürlich gab es heisswasser in jeder unterkunft - und nicht nur unter der dusche. in praktisch jedem zimmer stand ein wasserkocher, kaffee, tee und milch und mit etwas glück auch rusks (ein reckt deliziöser zwieback-guetzli-verschnitt). öfters übernachteten wir auch in komplett eingerichteten studios mit kochnische und mikrowelle, so dass wir uns die biker-pasta selber zubereiten konnten. das war zivilisation pur!
wieso bitterfontein, ein kleines schmuddeliges dörfchen mitten im nirgendwo auf unserer kleinen weltkarte im a-drei-format eingezeichnet war, blieb uns schlicht ein rätsel. vielleicht wüssten die geschichtsbücher dazu eine erklärung. der ort war recht unfreundlich und die schwarze bevölkerung empfing uns mit skeptischen blicken, betrunken und mit leeren bierflaschen vor dem drankwinkel auf nachschub wartend, um ihren lohn in tranksamen umzutauschen. es war freitag und trist hier in bitterfontein. auch das verlotterte hotel hatte seine blüte wohl lange vor unserer zeit und ist seit dem am verwelken. die weisse bevölkerung war keine spur freundlicher und fröhlicher und wir waren froh, am nächsten morgen diesen ort zu verlassen. es war der einzige ort in südafrika, in dem wir die spannungen zwischen schwarz und weiss so direkt spürten. vielleicht war es aber auch einfach ein verlorener ort ohne perspektiven, vergessen von der welt und der geschichte.
ganz im gegensatz dazu stand das nächste städtchen, in dem wir übernachteten. als wir dort orientierungslos durch die gegend kurvten, hielten drei frauen an und klärten per handy ab, wo wohl unser guesthouse liege und patroullierten uns anschliessend hin. so läuft das hier in südafrika! wir blieben zwei tage und liessen die regenfront vorbeiziehen. die freundlichen uralten nachbarn chauffierten uns in ihrem auto im schneckentempo durch's dorf und die umliegenden felder auf der suche nach der versprochenen blütenpracht. da wir in der nächsten ortschaft ein echtes bijou von guesthouse antrafen, ein zweihundertjähriges haus mit hohen, hellen räumen, heizung, kaffekrug und antiker badewanne, zogen wir auch dort wieder einen ruhetag ein. wir waren hingerissen von den für unsere verhältnisse luxuriösen unterkünften und genosssen dies in vollen zügen.
das karge namaqualand lag hinter uns, die täler waren nun gesäumt von kornfeldern und weinbergen. wir schwenkten ab und fuhren über die hügel zur küste. der himmel präsentierte sich seit langem wieder einmal wolkenlos und bereits auf den ersten paar hundert höhenmetern entledigten wir uns schicht um schicht der warmen klamotten. zum ersten mal seit langem fuhren wir nämlich ab und zu in langen kleidern, sogar mit der warmen mütze über die ohren gezogen. von nun an gings der westküste entlang nach süden. das wasser lud der temperatur wegen nicht gerade zum bade ein, dafür war es zum radeln umso angenehmer. mal auf teer, mal auf schotter gelangten wir von küstenort zu küstenort und mit zunehmendem gegenwind stieg unser energieverbrauch, reziprok dazu verhielt es sich mit den abständen zwischen den pausen. das slow-energy-release-toastbrot musste immer häufiger durch eine ladung guetzli aufgepeppt werden.
vor geraumer zeit, auf der fähre von sambia nach botswana trafen wir sakkie mit seinen kumpels, die sich für ein paar minuten auf die andere seite des sambesi gewagt hatten. ja, es gibt sie tatsächlich, die ganz verwegenen (weissen) südafrikaner, die sich so weit nördlich bis ins tief schwarze afrika trauen! auf die gefahr hin, 'sich ab einem gewissen breitengrad mit fast gänzlicher sicherheit mit hiv/aids anzustecken', nur durch seine pure anwesenheit. und 'da oben soll es ja dörfer geben, in denen nur schwarze leben und das sei doch extrem gefährlich'... das tönt jetzt ein bisschen schlimm oder vielleicht besser gesagt, traurig, aber solche äusserungen hörten wir tatsächlich. allerdings nicht von sakkie, obwohl wir seinen ansichten nicht immer ganz zustimmten. aber wenn man auf besuch ist, ist es immer eine gratwanderung, was man sagt oder wenn man besser schweigt. und wenn patrizia brö einen scharfen blick zuwarf (oder umkekehrt), war es wohl jeweils langsam an der zeit, sich auf letzteres zu besinnen. wie dem auch sei, die einladung, bei dem älteren herren zu übernachten, nahmen wir gerne an, noch dazu lag sein haus in einem schönen strandstädtchen. er freute sich sehr, uns zu sehen und hatte wohl nicht so recht daran geglaubt, dass wir uns tatsächlich bei ihm melden würden. nachdem wir den überaus gesprächigen tourismusdirektor abgeschütteln konnten, fuhren wir zum haus, wo uns sakkies frau margret und bobby der hund empfingen. bei einem schnäpschen und familienfotos plauderten wir bis die anderen gäste eintrafen. neben blick auf's meer, einem kühlen bier und weltpolitik brutzelte jede menge fleisch auf dem grill im riesigen cheminée. wir genossen unseren ersten echten südafrikanischen braai! es wurde ein netter abend in geselliger runde, auch wenn die älteren herren nicht besonders lange durchhielten...
wegen nebels wurde aus der versprochenen bootsfahrt leider nichts und wir zogen stattdessen zum yachtclub für einen apéro. dort schien uns bereits jeder zu kennen und so wurde es auch nicht langweilig, als wir drei stunden unseren tisch besetzen mussten. am nachmittag spielten nämlich die südafrikanischen springboks gegen die australischen wallabies das finalspiel um den tri-nations-cup. das wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen. rugby ist definitiv die nationalsportart der (weissen) südafrikaner. beim anpfiff waren wir über die grundlegenden regeln aufgeklärt und hatten unseren wetttipp (natürlich jenseits aller grenzen, wie sich herausstellen sollte) abgegeben. das publikum fieberte von der ersten minute mit und auch wir stimmten in den jubelchor ein, als die springboks kurz vor schlusspfiff die partie und somit den cup für sich entschieden. insgeheim hätte es uns natürlich weit mehr interessiert, wie die fans reagiert hätten, wenn die gegner gewonnen hätten.
in zwei letzten, ausgedehnten etappen strampelten wir nach kapstadt. der verkehr wurde langsam dichter, die strasse aber war perfekt. der breite pannenstreifen war für uns ein idealer radweg, den wir bloss ab und zu mit überladenen lastwagen, die ihn als schleichspur benutzten, teilen mussten. selbst der wind meinte es gut, sodass wir am ende der letzten teilstrecke noch genügend reserven hatten, uns über die hügel nach durbanville durchzuschlagen. dort erwartete uns nämlich mariki, die uns auf's herzlichste willkommen hiess. auch sie und ihr gatte hatten uns bereits in namibia eingeladen sie in südafrika zu besuchen. in ihrem grosszügigen haus wurden wir erst mal von den hunden empfangen. etwas lernten wir bald einmal: jede südafrikanische familie hat mindestens zwei hunde, die das grundstück bewachen. auch wenn millie (grösse, gewicht und farbton einer tüte milch nicht unähnlich) dabei wohl leicht überfordert gewesen wäre. und etwas anderes lernten wir bereits viel früher: der vorsatz, afrikanische hunde nicht zu streicheln und mit ihnen zu spielen, lässt sich nicht zu hundert prozent durchziehen. aber die hunde hier waren ja auch gepflegt und die vermutlich etwas geringere infektionsquelle als sonstwo in afrika. wenn wir nach hause kommen, müssen wir uns wohl nach einem haus mit hundehütte umsehen - wir hatten uns mittlerweile ein wenig in die vierbeinigen kläffer vernarrt, wer hätte das gedacht.
eine gute woche waren wir im heim der van der westhuizens einquartiert und da sie zwischenzeitlich für ein paar tage verreisten, hatten wir haus, garten, pool, kühlschränke, auto und zwei hunde für uns alleine. hand auf's herz - würden wir all unser hab und gut zwei wildfremden velölern überlassen, die in einem backpackers zufälligerweise eine halbe stunde lang am selben tisch sassen? diese gastfreundschaft und offenheit trafen wir in ganz südafrika an und mussten uns zugestehen, dass dies in europa oder zumindest in der schweiz schlicht und einfach nicht passiert. okay, zuhause würden wir für freunde und kumpels wohl ähnliches tun, aber für fremde? da können wir uns wirklich ein gutes stück von dieser kultur abschneiden. und es war ja nicht so, dass uns die leute bloss zu sich einluden, um unseren aufenthalt möglichst angenehm zu gestalten, sondern sie freuten sich sichtlich, wenn wir uns meldeten und sie besuchten und wir konnten uns jeweils bestimmt nicht bereits nach einem tag wieder verabschieden. uns machte es spass, die leute zu besuchen und wir planten unsere route ein wenig danach, wo ihre wohnorte lagen.
mariki und johan bewirteten uns auf's leckerste mit braai, boxwein und amarula-likör und wir plauderten jeweils bis spät in die nacht (wir mussten ja am nächsten morgen nicht zur arbeit). sie überhäuften uns mit tipps und ratschlägen und natürlich fehlten die sicherheits- und verhaltensregeln für den umgang mit schwarzen nicht... tagsüber fuhren wir nach kapstadt (sie überliessen uns sogar ihr auto) oder erkundeten die umgebung. uns gefiel's prächtig, kapstadt bot alles, was man sich wünschen konnte: leckeres essen, schöne landschaften, sonne, wind und meer und alle vorzüge einer grossstadt. das konsumangebot war immens und in den riesigen shopping-malls (die grössten in der südlichen hemisphäre!) brummte uns schon bald der schädel. unglaublich, zu was für konsumtempeln sich die einkaufszentren gemausert hatten: hunderte von läden und dienstleistern, kinokomplexe, restaurants und bars - alles schön praktisch unter einem dach, sodass man bloss noch mit dem auto hinzukarren braucht. man könnte heulen - aber praktisch war's alleweil. so trafen wir freunde im mug&beans, eingang sechs, oder guckten auf level drei, komplex "d" einen film, nachdem wir neue socken und flugtickets gekauft und das paket zur post gebracht hatten.
ein konsumparadies anderer art war kapstadts waterfront, die fein säuberlich restaurierte hafengegend, in der sich anstelle von warenlagern und spelunken trendige läden und gute restaurants einquartiert hatten. uns gefiel's extrem gut und wir kamen immer wieder hierhin zurück, denn neben dem touristenrummel hatte man von den bars einen wunderschönen ausblick auf den hafen (der noch immer in betrieb ist) und die schiffe, die ein- und ausliefen. man konnte den quais entlangschlendern, strassenmusikanten und chören lauschen, auf den tafelberg blicken und trinken und essen, was einem gerade gelüstete. was will man mehr?
kaptstadt - knysna (gardenroute)von dampflocks und anderen grossen tieren
ganz ohne anhänger und überflüssige (camping-)ausrüstung machten wir uns auf den weg der küste entlang nach osten. anfangs fühlte sich das gefährt zwar noch etwas wabbelig an, so ganz ohne anhängergewicht, aber wir gewöhnten uns schnell an den umstand, bloss mit dem tandem durch die gegend zu flitzen. um aus der stadt zu kommen, versuchten wir, den grössten strassen auszuweichen und dank vielen guten tipps gelang es uns auch, die etwas weniger sicheren gegenden zu umfahren. nach etwa dreissig kilometern waren wir an der küste angelangt. nachdem wir die letzten satelliten kapstadts hinter uns hatten, begann einer der schönsten abschnitte dieser tour. entlang der false bay schlängelte sich die strasse teilweise in grosser höhe über den klippen und gab die sicht frei auf die ganze bucht und die kap-halbinsel. bereits nach wenigen kilometern entdeckten wir draussen im meer eine gruppe von walen. es war herrlich! weiter südlich besuchten wir eine brillenpinguin-kolonie und schauten den putzigen vögeln zu, wie sie ihre nester mit neuen zweigen optimierten.
in hermanus, seines zeichens der beste ort für landbasierte walbeobachtung, machten wir einen tag pause. es war samstag, markt und viel los in dem netten städtchen. wir hielten uns vor allem an der küste auf und schauten auf's meer. imposant, wie die riesigen fische (jaja, es sind eingentlich keine) aus dem wasser sprangen und ihre fontänen in die luft jagten. der whale-cryer (wal-schreier) spazierte auf und ab und gab mit seinem horn bekannt, in welchen buchten sich die kolosse gerade tummelten.
als wir das wal-städtchen verliessen, wollten uns zwei passanten tatsächlich dazu überreden, noch ein paar tage bei ihnen zu verbringen, was wir auch sehr gerne gemacht hätten, hätten wir nicht für den abend bereits eine weitere verabredung gehabt. es war wirklich immer wieder unglaublich, wie offenherzig die menschen zu uns waren. die strecke führte weiter durch schöne wälder und im nebelregen konnten wir seit ewigkeiten wieder einmal den duft von tannen und moos einatmen. vermutlich ist es das, was die südafrikaner mit der gardenroute identifizieren: wälder und grüne landschaften und nicht, was wir uns dem namen nach zwangsläufig darunter vorstellen. wind, sonne und einige regengüsse begleiteten uns auf dem weg nach kleinbaai. nach einem fünfsterne-golfresort (mit wellness-spa natürlich) passierten wir ein schwarzes township mit fröhlicher musik aus jeder der hütten. so nahe nebeneinander leben hier "erste" und "dritte" welt.
die folgenden tage verbrachten wir bei francia und das (das ist ein name und kein tippfehler), einem weiteren älteren paar, das wir bereits in namibia angetroffen hatten. das leben ausserhalb der grossstädte war schon deutlich entspannter: keine vergitterten fenster, keine elektrischen zäune oder glassplitter auf den hohen mauern um die grundstücke. vielleicht lag es auch an unseren gastgebern, dass wir die umgebung entspannter erlebten als andernorts. obwohl sie nach dem regierungswechsel vor zehn jahren beide ihre jobs als lehrer verloren, zeigten sie uns ein sehr differenziertes bild von südafrika. sie führten uns in townships von coloreds (menschen gemischter hautfarbe), schwarzen und weissen (auch die gibt's!), die alle recht verschieden voneinander waren. und obwohl die apartheid ja schon längst abgeschafft ist, bleiben die verschiedenen volksgruppen, ja sogar die einzelnen volksstämme hauptsächlich unter sich. ob sich hier irgendwann einmal das ideal von einem einzigen, oder besser, einigen volk einstellt, wagen wir zu bezweifeln. zu viel ist passiert und zu verschieden sind sich die kulturen, das konnten wir täglich bemerken. und dass der staat nun quotenregelungen mit penalty-system einführt, um die historically disadvantaged individuals (aus historischer sicht benachteiligte, sprich:alle nicht-weissen südafrikaner) in positionen und arbetisplätze bringt, für die sie nicht qualifiziert sind, ist wohl auch nicht die lösung. legitim zwar, um einen ausgleich zu erzielen, aber es bringt das land nicht weiter, das haben quotenregelungen gemeinhin ja an sich. so wendet sich das blatt also langsam. dass der übergang zu einem freien, demokratischen südafrika praktisch ohne blutvergiessen vonstatten ging, ist hauptsächlich einem mann zu verdanken: nelson mandela. und das ist vermutlich einer der einzigen punkte, in dem sich alle einwohner südafrikas einig sind. aber schweifen wir nicht zu weit ab. wir wollen ja keinen essay über die aktuelle politische und wirtschaftliche lage südafrikas schreiben. die diskussionen jedoch, mit wem auch immer, waren jeweils höchst interessant.
dank dem sich unsere gastgeber in der kommune engagierten, hatten wir die möglichkeit, beim verteilen von suppe im schwarzen township mit dem wohlklingenden namen beverly-hills, einer ansammlung von bretterverschlägen und wellblechhütten, mit dabei zu sein und zuzusehen, wie sich die kleinen mit einem möglichst grossen becher auf's essen stürzten. dies wird durchgezogen bevor die eltern von der arbeit heimkommen, sonst kriegen die kleinen oft nicht genug. denn die eltern essen mit und kochen nicht selbst was, denn das geld wird oftmals in alkohol investiert. kinder zählen leider etwas weniger in afrika. dagegen war die erfahrung beim besuch eines gemeinschafts-zentrums in einem colored-township geradezu bewegend, in positivem sinne. in eigener initiative, mit hilfe von gespendetem geld, bauten und unterhielten einige frauen ein zentrum, in dem sie alten und behinderten menschen für einen kleinen obulus eine tägliche mahlzeit, etwas abwechslung und gesellschaft boten. so funktioniert "entwicklungshilfe" (wieder einmal dieses unwort), nämlich dann, wenn ein projekt aus eigenem antrieb gestartet, geführt und verwaltet wird. demnächst planen die aktiven frauen (und es sind immer frauen) den bau eines betreuungsheimes mit zehn betten für hiv/aids-patienten. zum abschluss an unsere visite sangen die anwesenden pensionäre für uns zwei lieder und es war schlichtweg rührend.
natürlich diskutierten wir mit francia und das nicht nur über weltpolitik und andere "probleme". sie waren geniesser wie wir und wir tranken apéro (meist leckeren tiefgekühlten wein aus der kartonbox) vor der riesigen fensterfront ihres hauses, mit blick auf den hafen und das meer. wir gingen mit ihren hunden spazieren und versuchten alle drei wieder heimzubringen, fuhren mit dem velo zum leuchtturm bei danger point oder tuckerten zu viert in ihrem vw-bus herum, sahen den walen bei ihren kapriolen zu und genossen die wunderbaren sonnenuntergänge.
es brauchte schon etwas überwindung, von diesem friedlichen flecken wegzukommen und als wir im gegenwind dahinschlichen, hätten wir beinahe wieder beigedreht. aber wir blieben stark, allerdings nur so lange, bis sich abzeichnete, dass wir bei diesem lausigen tempo unser nachtlager nie und nimmer erreichen würden. um es mit marikies worten auszudrücken: es war "a hell of a battle" (die hölle einer schlacht). glücklicherweise kreutzte ein bakkie unseren weg und nahm uns ein stück mit. und was noch besser war: er hielt bei einer käserei, die den wohl besten gruyère ausserhalb helvetiens herstellt! sind wir nicht glückspilze? die ältere mitfahrerin meinte zwar, wir seien schon rechte weicheier, wegen ein bisschen wind zu stöppeln, die anderen tandemfahrer seien schliesslich noch tapfer unterwegs. andere tandemler? tatsächlich! in der nächsten ortschaft trafen wir im touristenbüro auf digby und kathy, ein fröhliches paar aus england, das hier in den ferien war. welch ein zufall! wir verbrachten einen netten abend zusammen und am nächsten morgen flitzen sie uns nach einer stunde gegenwind locker um die ohren und machten sich auf in die berge. was für ein bild: sie mit renndress, helm, renn-tandem und bloss zwei packtaschen und wir im faserpelz mit unserem tieflader unterwegs. wir wählten den direkten weg, der n-zwei entlang. später schrieben sie uns von einer gebrochenen kurbel - tja, gewichtsoptimierung ist eben doch nicht alles.
wir lieferten uns rennen mit den schnellen straussen hinter den hohen zäunen, bunte vögel bauten ihre nester am strassenrand an die schilf-stengel, die schafe grasten genüsslich auf den weiten weiden, kraniche flogen über die felder und die strasse schlängelte sich durch die sanften hügel und ebenen, felder und wälder und tauchte immer wieder in tiefe flusstäler ab. wir lernten einige schöne und geschichtsträchtige ortschaften aus den zeiten der grossen buren-trecks kennen. überhaupt gibt es in jedem noch so kleinen kaff südafrikas bestimmt eine "voortrekker-strasse". wären die trekker wirklich an all diesen orten vorbei gekommen, wären sie ganz schön umhergeirrt.
nach einigen tagen erreichten wir mosselbaai und gastierten in einem ausrangierten eisenbahnzug, direkt am strand. die idee für eine solche backpacker-unterkunft ist ja wirklich originell. die aussicht aus dem zugsabteil war herrlich, das abteil selber original-klein und eng und das wc bloss eine spur über sbb-plumpsklo-standard. abends beim essen auf der terrasse unserer gemütlichen unterkunft sahen wir plötzlich einen zug verdächtig nahe neben uns vorbeirattern. hoppla, die geleise schienen noch in betrieb. wir dachten bloss kurz an's velo und liessen uns noch etwas von dem schrecklich unharmonischen gesangsduo vollsülzen. als wir später zu unserem waggon spazierten, sahen wir unser tandem hochkant am zug angelehnt und dachten uns: merci vielmal, war wohl einer so schlau und hat unser velo aus dem weg geräumt. doch leider tat diese gute seele dies erst, nachdem der zug bereits über unser gefährt gerollt war. uns traf fast der schlag! nach einer kurzen inspektion schien der rahmen der ramm-aktion standgehalten zu haben aber das hinterrad war komplett futsch: felge gebrochen. zum glück haben wir den vorfall nicht live mitansehen müssen, brö hätte bestimmt ein herzinfarkt ereilt. ehrlich, jetzt hatten wir das ding doch extra auf geheiss der receptionistin hier angekettet und es war der ganze nachmittag vergangen, ohne dass uns einer der zahlreichen angestellten darauf aufmerksam gemacht hätte, dass die schienen neben unserem hotelzug noch in betrieb waren und unser tandem wohl etwas zu weit rauslugte. das war ja wiedermal typisch afrika! man kann sich bloss ausmalen, was passieren würde, täte man des nachts nach einem bierchen über den durst beim aussteigen einen misstritt und landete direkt vor einem vorbeirauschenden zug. da war uns ein defektes radel ja schon noch lieber. infolge dieses malheurs hängten wir noch zwei tage in mosselbaai an, allerdings in einem lauschigen guesthouse fernab des bahnhofs. und ob ihr's glaubt oder nicht: es dauerte bloss gut vierundzwanzig stunden und wir hatten eine tiptop-neue felge des selben typs (ohne die verprochene keramikbeschichtung zwar - aber wer will denn da noch heikel sein), per luftkurier aus johannesburg eingeflogen und vom fachmann eingespeicht. ist das nicht service? patrizia nutzte die gelegenheit, um brö mit einem wellness-geburtstag zu verwöhnen: massage, sauna, aroma-sprudelbad - ach, war das herrlich!
generell sind wir ja hart im nehmen, deshalb mag es hier nicht zu erstaunen, dass wir von george nach knysna per zug fuhren. sozusagen als therapie. mit der dampfeisenbahn, dem outeniqua choo-tjoe, ratterten wir in hölzernen waggons und gemächlichem tempo durch die landschaft, hinunter zur küste. es war so gemütlich, dass wir beide einschliefen. aber wir hatten an diesem tag ja auch bereits einige radelkilometer in den beinen. knysna, der knüller der gardenroute, war die letzte station unserer velotour. es war ein gemütliches, schickes städtchen mit einer waterfront in miniature und netten beizchen. vis-à-vis der bahnstation machten drei jugendliche musik auf improvisierten instrumenten und da wir ein paar esswaren übrig hatten, verschenkten wir sie ihnen, so wie wir das immer tun. sie freuten sich riesig darüber und spielten uns gleich eine sondereinlage. häufig hatten wir beobachten können, wie weisse südafrikaner esswaren fortschmissen, statt sie anderen zu geben, die sich echt darüber gefreut hätten. es kam ihnen schlicht gar nicht in den sinn und dann 'sei es ja auch gefährlich und umständlich esswaren irgendwo abzugeben'. echt! einer erzählte uns, dass er vor zwei jahren das erste mal einem schwarzen zeitungsverkäufer an einer strassenkreuzung ein toastbrot geschenkt hat, das er nicht brauchte. er fiel aus allen wolken, dass sich der beschenkte so darüber freute! es hatte fünfzig jahre gebraucht (so alt war der mann), um zu realisieren, dass hier viele schwarze am limit leben. irgendwie fand wohl in der zeit der apartheid so was wie eine gehirnwäsche statt, denn auch jüngere leute erzählten uns, sie hätten in einer welt gelebt, ohne zu wissen, was draussen vor sich ging. es bleibt jedem selbst überlassen, dies zu interpretieren. nun, da sie aber wissen was "draussen" vor sich geht, düfte man auch ein anderes verhalten erwarten. viele weisse behandeln schwarze definitiv noch immer nicht als "gleichwertig" und wir stellten fest, dass dem umgekehrt auch so war. wir selbst hatten das gefühl, dass wir von beiden seiten gleichermassen geschätzt wurden. wir scherzten mit den schwarzen und weissen rum, plauderten mit ihnen auf der strasse, grüssten beim vorbeigehen, ganz normales dinge einfach. es braucht doch häufig nur ein lächeln und das eis ist gebrochen. schade, dass diese normalität in südafrika noch nicht (überall) ins blut übergegangen ist. als besucher und beobachter hat man den vorteil, ohne einen rucksack voll von vorurteilen, erziehung und geschichte auf die menschen zuzugehen, das ist uns klar. und dass alles seine zeit braucht auch - in diesem falle wohl viel zeit.
in knysna trafen wir mehr oder weniger per zufall auf rob, den wir, unterwegs mit seinem landcruiser, in malawi kennen gelernt hatten und mittlerweile eigentlich in nordafrika erwartet hätten und verbrachten mit ihm und seinem kumpel pet (auch das ist kein tippfehler) einen illustren abend. nicht bloss wir scheinen recht flexibel in unserer reiseplanung. so viel flexibilität wollten wir den kommenden beiden wochen nicht zugestehen, deshalb hatten wir auf dem weg hierhin bereits einige unterkünfte angeschaut und reserviert und kehrten nach zwei tagen mit dem bus nach kapstadt zurück, um den rest des seniorenreislis zu organisieren.
kapstadt - gardenroute - kleine karroo - kapstadt"seniorenreisli"
mit dem eben angemieteten, superbequemen minibus fuhren wir zum flughafen. just on-time, denn die maschine aus johannesburg war bereits gelandet. nicht lange und vier vertraute gesichter strömten zusammen mit vielen anderen touristen in die ankunftshalle. noch bevor sie durch die abschrankungen waren, wurden die ersten küsse ausgetauscht. genau ein jahr nachdem wir von zu hause losgeradelt waren, konnten wir brös eltern hedy und seppi, seine tante antoinette und sein onkel und götti julius in die arme schliessen. wer hätte gedacht, dass sie diesen langen weg auf sich nehmen würden, um uns zu besuchen.
als erstes wollten wir unser wiedersehen mit einem begrüssungstrunk feiern. was eignet sich da besser, als kapstadts wunderschöne waterfront. der weg vom flughafen in die stadt führt an den squatercamps (wellblechhütten-siedlungen der schwarzen bevölkerung) entlang. vieles, was für uns bereits selbstverständlichkeit geworden war, wurde von unseren besuchern ausgiebig kommentiert und so auch uns wieder etwas mehr bewusst. die townships, die baustelle, an der von dreissig anwesenden bauarbeitern bloss drei am schaufeln waren, linksverkehr, menschen in allen farben und kleidern. der tafelberg bot sich wolkenlos und an unserem lieblings-spot, mit blick auf den hafen, liessen wir uns bier und news aus der heimat auftischen. ein jahr hatten wir uns nicht gesehen und es schien uns doch, als seien wir erst gestern weggefahren. unglaublich, wie schnell man sich wieder umgewöhnen kann.
für die zeit, die wir gemeinsam in kapstadt verbrachten, hatten wir ein haus gemietet. so hatten wir genügend platz und zeit, um zu plaudern und zusammenzusitzen. natürlich verwöhnten wir unsere gäste erst einmal mit einem typisch südafrikanischen braai und - wie könnte es anders sein - mit tiefgekühltem weisswein aus der kartonschachtel. was praktischeres gibt es nicht - über stilfragen lässt sich streiten. dass unser besuch nicht bloss als überbringer von nachrichten aus der ferne fungierte, sondern auch als kurier von allerhand material und handfester überraschungen, versteht sich von selbst. unglaublich, wer immer an uns denkt - merci vielmals für all die vielen mitbringsel, wir haben uns riesig darüber gefreut!
am nächsten morgen wurde julius mit einer weiteren südafrikanischen realität konfrontiert: sein morgenspaziergang wurde durch geschlossene und vergitterte türen vereitelt. typisch für diese gegend war unser haus komplett vergittert, selbst in unserem gartensitzplatz waren wir eingesperrt, wie in einem käfig. die alarmanlage war direkt gekoppelt mit der "armed response", der bewaffneten einsatztruppe der sicherheitsfirma, die in jedem quartier mit einem ihrer einsatzwagen präsent war, um im ernstfall innert kürzester zeit am tatort zu sein. hier setzen die leute nicht auf die polizei wenn es um sicherheitsbelange geht - warum wohl? "sicherheit" ist ein riesenmarkt in südafrika - kaum ein haus oder ein auto ohne alarmanlage. es ist uns nicht bloss einmal passiert, dass wir versehentlich irgendwo den alarm auslösten. zum glück riefen die einsatzleiter jeweils vorher zur kontrolle an und wir wussten sie mit dem gewünschten passwort zu befriedigen. hier hatten wir aber vorsichtshalber die alarmanlage gar nicht aktiviert. wir wollten doch nicht besuch von bewaffneten rambos, bloss weil jemand nachts ein fenster öffnete.
etwas ungewöhnlich war es für uns zwei schon, ein minutiöses programm auf die beine zu stellen, unterkünfte zu reservieren, ausflüge vorzubereiten, aber wenn sechs personen miteinander reisen, macht man dies wohl besser im voraus. man kann uns also auch als reiseleiter engagieren: somewhereonearth tours - individuelle betreuung an allen enden der welt. an ein ende der welt wollten wir heute: an's kap der guten hoffnung. bereits auf dem weg dort hin gab es wale zu beobachten und in simons town besuchten wir eine pinguinkolonie. wir fuhren an der ostseite der halbinsel hinunter bis zum cape point, stellten den wagen ab und machten einen spaziergang zum leuchtturm. in der gegend wimmelte es von pavianen - und zwar von der ganz frechen sorte. die stibitzten alles, was nicht niet- und nagelfest war! rucksäcke, die banane aus der hand (während dem essen), im restaurant das brot aus dem teller - da halfen auch die grossen hinweisschilder nichts. paviane können offenbar nicht lesen. da standen wir also, an diesem geschichtsträchtigen ort. die see war ruhig, wäre wohl ein guter segeltag gewesen für die grossen schiffe aus dem orient. an der westseite der halbinsel fuhren wir wieder zurück nach kapstadt, vielen reizvollen buchten entlang. wir genossen die aussicht von der schönen küstenstrasse, während die sonne langsam im meer versank.
obwohl uns die angestellten der seilbahn auf den tafelberg versicherten, die sicht wäre prima, vertrauten wir unserer ungetrübten einschätzung der lokalen wetterkapriolen, denn der berühmte berg lag wie fast immer in seinen berühmten wolken. der küste entlang fuhren wir nach norden, zum westcoast nationalpark. es war noch immer blumensaison und wir wollten die blütenpracht sehen, doch die blumenteppiche waren grösstenteils bereits verblüht - es scheint sehr schwierig, den richtigen zeitpunkt zu erwischen. trotzdem fuhren wir eine schöne route und sahen einige wilde tiere, böcke, schlangen und schildkröten. die landschaft war sehr einladend und es war erstaunlich, was seppi alles in den steinen und felsen an der küste erkannte: frösche, pinkelnde dackel,... in einem alten farmgebäude assen wir traditionelles südafrikanisches zmittag: bobootje, straussen-carpacho, kudu, es war richtig lecker. der anschliessende verdauungsspaziergang wurde mit einem kurzen joggen zurück zum auto abgeschlossen, denn der himmel öffnete langsam seine schleusen.
wir wollten dem südafrikanischen wein nicht nur frönen, sondern machten einen ausflug ins herz des weinbaugebietes am kap, nach stellenbosch. im "bergkelder" wurden wir von wädu auf schweizerdeutsch durch die kellerei geführt. er wusste so einige anekdoten aufzutischen (ein "züri-schnorri" eben), aber es war interessant und ganz amüsant. die anschliessende degustation war ziemlich hemdsärmlig, der wädu schenkete wild durcheinander ein, am schluss hatten wir einen verschnitt der verschiedensten reben in unseren gläsern. ganz im stil von unseren kartonbox-weinen. später schlenderten wir noch ein wenig durch das alte städtchen, und vertraten uns die beine im park eines weinguts.
dann starteten wir zur zweiten ausgabe der garendenroute, dieses mal mit dem vw-bus. voll klimatisiert, mit hundertfünfundzwanzig pferdestärken und einem souveränen chauffeur. das gepäck war verstaut, alle hatten ihre positionen eingenommen und los ging's. wir fuhren die gleiche strecke nach hermanus, wie bereits vor drei wochen mit dem radel, nur, dass wir dieses mal keine wale entdecken konnten. aber die strasse, respektive die aussicht war spektakulär wie zuvor. es herrschte ziemlich viel verkehr. walfestival war angesagt in hermanus und tausende strömten in das kleine städtchen, sodass wir sogar eine stunde im stau standen. der vermieter unseres häuschens, das wir zum glück vorreserviert hatten, war gottenfroh, als wir eintrafen, sonst hätte es zoff mit seiner frau gegeben, die unsere bleibe nämlich bereits zigmal weitervermietet hätte. die unterkunft war schnell bezogen und wir spazierten zum hafen. es war eine riesenchilbi im ganzen städtchen, uns hätte es echt erstaunt, wenn die wale bei diesem rummel ganz nah ans ufer geschwommen wären. aber immerhin konnten wir sie etwas weiter draussen beobachten, wie sie graziös die schwanzflosse aus dem wasser streckten. die damen schlenderten durch den handwerksmarkt, derweil sich die herren mit einem kühlen bier an die sonne setzten.
die suche nach einem restaurant für das nachtessen erwies sich mithin nicht gerade als einfach, aber nach einigem suchen fanden wir in einem gemütlichen lokal einen tisch. die gläser wurden wie immer bis zum rand gefüllt (und es waren grosse gläser), so dass eine flasche wein gerade mal für zwei personen reichte. dass der service in südafrika meist nicht bloss gebefreudig, sondern auch schnell war, lernten wir bald. es schien prämien oder zumindest belobigungen des chefs zu geben für den schnellsten abräumer. kaum hatte man den letzten bissen halbwegs zerkaut, wurden einem die teller unter der nase weggezogen, egal ob die anderen noch am essen waren oder nicht. das war bestimmt nicht böse gemeint, eher als zeichen der aufmerksamkeit, konnte aber zuweilen schon etwas befremdend sein. auch die zuhause ausgiebig zelebrierte kunst des "höckelens" in einem restaurant kannte man hierzulande nicht. die leute gingen aus zum essen und war dies erledigt, wurde der tisch wieder frei gegeben. auf dem weg nach hause durften wir noch einer männer-gesangsgruppe lauschen, die teils tiefgründige gesungene geschichten vortrug. es war schön, zuzusehen und zu hören, wie sie tanzten, vielstimming sangen und im rhythmus klatschten.
die nächste etappe führte uns zum südlichsten punkt des landes, ja, des kontinents, cape agulhas. die route führte entlang der küste, wo wir zum letzten mal die riesigen wale zu gesicht bekamen, durch heideland und kleine dörfer, die mit ihren schilfbedeckten häusern an holland erinnerten. es war auch das einzige mal, dass der asphaltbelag für einige kilometer einer schotterstrasse wich. in cape agulhas treffen der atlantische und der indische ozean so ganz unspektakulär zusammen, das denkmal mochte uns aber dennoch von diesem umstand zu überzeugen. anfangs jahr überquerten wir in kenia den äquator und brauchten neuen monate um die spitze afrikas zu erreichen. ein noch gemütlicheres tempo schlugen wohl bloss die frühen entdecker des schwarzen kontinents an...
der himmel war strahlend blau und wir genossen die kühle meeresbrise. bis nach mosselbaai waren noch einige kilometer zurückzulegen und wir mussten weiter. aus mangel an rastplätzen und restaurants gab es in echter traveler-manier picknick-zmittag auf einem parkplatz an der n-zwei. in mosselbaai nächtigten wir im gleichen guesthouse, in welches wir bei unserem ersten besuch geflüchtet waren, nachdem der zug unser gefährt verformt hatte. unser besuch und natürlich auch wir waren rundum zufrieden mit dem bisherigen verlauf der reise. die stimmung im auto war mehr als gut, es gab immer was zu plaudern und wir mussten immer wieder über all die kommentare lachen, die das "seniorengrüppli" auf lager hatte. es war schon was anderes, als wenn wir zu zweit unterwegs waren. es herrschte betrieb rund um die uhr, die abende waren lang, die nächte kurz. mosselbaai hat allen sehr gut gefallen. apéro auf dem sonnendeck, mit blick auf den palmenstrand, leckeren fisch zum nachtessen, im b&b ein wc mit blick auf's meer und ein riesiges "full breakfast". am nächsten morgen unternahmen wir einen spaziergang an der spektakulären steilküste. weniger schwindelfreie begnügten sich mit der aussicht von der hollywoodschaukel aus. ob's tatsächlich delfine waren, die draussen schwammen, weiss wohl bloss neptun.
im tsitsikamma nationalpark machten wir einen kleinen marsch, der küste entlag und über eine hängebrücke, die eine enge schlucht überspannte. der schweiss rann uns bis zu den zehen, als wir mit der prallen sonne im genick die klippen erklommen, doch ein bisschen bewegung zwischendurch war recht angenehm. die weiterfahrt führte uns durch wälder und auen, vorbei an lagunen und seen, bis wir am abend in knysna ankamen. wie immer erwartete uns ein sehr schönes b&b und wir genehmigten uns im garten einen schluck aus der kartonbox (eigentlich auch wie immer). wir hatten eine kühlbox mit dabei und so immer was zu essen und zu trinken. recht praktisch, so ein geräumiges auto. ein kleiner spaziergang an knysnas hafen mit integriertem souvenir-shopping lag gerade noch drin vor dem diner. nach dem leckeren nachtessen kamen wir einmal mehr in den genuss einer musikalischen darbietung, die angestellten sangen für die gäste einige lieder. singen und rhythmus sind den afrikanern einfach im blut und das servierpersonal hätte geradesogut auf einer bühne auftreten können.
manchmal wünschten wir uns schon etwas mehr zeit, aber zwei wochen südafrika im kurzverfahren zollten ihren tribut in sachen ausschweifungen. so mussten wir jeweils, wenn es uns auch noch so gefiel, nach einer nacht wieder weiter. aber das wussten wir ja bereits zum voraus und so stellten wir uns darauf ein. immerhin hatten wir dem ursprünglichen plan, rauf bis nach johannesburg zu fahren, abgeschworen und uns so gute tausend kilometer und wohl einiges an stress erspart. schlussendlich standen dann aber doch gut dreitausend kilometer auf dem tacho, was, zumindest mit radleraugen betrachtet, doch ganz beachtlich war. halt - einmal blieben wir ja doch zwei nächte am gleichen ort. auf einer zitrusfarm in kirkwood, einem kleinen örtchen auf dem land. im garten roch es herrlich nach allen möglichen blüten und die alten bäume spendeten schatten. das farmer-ehepaar tischte jeweils so viel frühstück auf, als müsste jeder von uns eine tonne orangen ernten, schälen und auspressen. wir verbrachten den tag allerdings etwas gemütlicher im nahen addo-elephant-nationalpark, wo wir auf pirsch nach den dickhäutern und anderen tieren gingen. das machte spass, auch wenn der wildbestand nicht überdurchschnittlich war. mit unserem blaugrauen bus mischten wir uns unauffällig unter die elefanten und konnten sie aus nächster nähe beäugen. nur seppi war das nicht so ganz geheuer...
nun waren wir am wendepunkt unserer reise angelangt. von da an ging's wieder zurück richtung kapstadt. wir fuhren durch die kleine karroo und erfreuten uns an der weiten und offenen landschaft. wir passierten wildwest-örtchen, fuhren durch enge schluchten und weite täler. die landschaft wechselte ihre farbe von grün über rot und gelb nach grau und wieder zurück. unser reisegefährt war wirklich erste sahne - wir hatten uns schon fast ein wenig darin verguckt. hoffentlich bleibt von unseren ersparnissen noch was übrig, damit wir ein "elsi ii" aquirieren können, wenn wir wieder zuhause sind.
eine intensive diskussion entbrannte darüber, ob wir einen umweg zu einem privaten game-reserve machen sollten oder nicht. sie versprachen die big five und andere wilde tiere in einer einzigen safari zu erleben. tönte verlockend und nach einigem hin und her beschlossen wir, dorthin zu fahren (wir hatten unsere gäste wohl fast ein bisschen genötigt, wollten wir ihnen doch die tierwelt afrikas zeigen). frühmorgens mussten wir los und brö entlockte dem diesel alle reserven (und die waren beachtlich), um rechtzeitig zur stelle zu sein. wir waren dann sogar etwas zu früh und konnten - standesgemäss für eine schicki-micki-lodge - ein cüpli als willkommensgruss nippen. die safari entpuppte sich als "zoorundfahrt", denn, obwohl das gebiet riesig war, fehlte das echte safarifeeling, bei dem man nicht weiss, was sich hinter der nächsten biegung oder dem nächsten baum verbirgt. tierbeobachtung auf gut glück macht wohl einfach mehr spass. so gesehen wäre der umweg also nicht unbedingt nötig gewesen (dies sei hier nur als tipp für angehende südafrika-reisende erwähnt) und julius und wir beide verpassten nicht viel, als wir auf die anderen drei warteten. wir hatten nämlich unterhaltung von drei handzahmen erdmännchen. als die drei safaisten zurück waren, schmuggelten wir uns noch kurz unter die mittagessenden und machten uns bald wieder auf den weg, um ein paar eindrücke und fotos von rhino und co. reicher.
über die berge ging's nach franshoek, einem schicken städtchen, dass europäischer nicht sein könnte. umgeben von weinbergen und stattlichen gütern, eingebettet in ein grosses tal. kein wunder, hatte es die hugenotten hier hin gezogen als ihnen in frankreich die hölle heiss gemacht wurde. unser eigentliches ziel heute war aber kapstadt. die schleife entlang der gardenroute und zurück durch die kleine karroo war abgeschlossen.
nun standen uns noch ein paar tage zur verfügung, um souvenirs zu finden und ein paar gemütliche stunden in unserem haus in table view zu verbringen. den tafelberg hatten wir noch immer im visier, doch die wolkenkappe wollte sich nicht vom berg lösen. also besuchten wir den botanischen garten kirstenbosh. ein riesiges gelände an den hängen des tafelberges gelegen. dieser park war wirklich wunderschön. nicht bloss wegen der riesigen und prachtvollen auswahl an pflanzen, sondern weil er idyllisch angelegt war. man konnte stundenlang auf verschlungenen pfaden, bequemen wegen oder über die wiesen spazieren. das wetter besserte sich und dann verflüchtigten sich sogar die wolkenfetzen auf dem tafelberg. wir packten die gelegenheit beim schopf und fuhren mit der rotair-seilbahn in einer dreihundertsechzig-grad-drehung auf das dach kapstadts. was hatten wir für ein glück! die aussicht auf alle seiten war gewaltig und wir konnten auf guten wegen das plateau des berges erwandern und uns im gipfelrestaurant eins genehmigen.
eine erfahrung anderer art machten wir am nächsten tag. mit einer organisierten tour besuchten wir die riesigen townships, die sich in den cape flats, der riesigen ebene vor den toren kapstadts ausbreiten. doch zuerst führte uns der einheimische guide durch kapstadt und erklärte anhand von plätzen, strassen und gebäuden die geschichte der apartheitszeit und in einem museum konnten wir uns anhand von fotos ein bild über das leben im discrict six, dem multikulturellen stadtbezirk, der in den sechziger jahren von der regierung plattgebulldozed wurde, machen. leider war die führung in englisch und wir mochten kaum nach, alles zu übersetzen, so viel hatte der mann zu erzählen. schliesslich hatte er als colourd dies alles eins-zu-eins miterlebt. im zweiten teil fuhren wir raus in die cape flats, wohin die farbigen und schwarzen verfrachtet wurden, als die wohngebiete strikte nach rasse getrennt wurden. die siedlungen sind riesig, in khayelitscha alleine leben einskommazwei millionen einwohner auf engstem raum, gut zwei drittel davon arbeitslos. nicht bloss die arbeitslosigkeit ist hier hoch, sondern auch die kriminalitätsrate. alleine als ahnunsloser tourist hier herumzulaufen wäre wohl weniger zu empfehlen - zu schnell würde man im falschen quartier landen. die lebensumstände sind hart und oft recht grausam.
davon spürten wir aber nichts. wir waren als gruppe willkommen, die menschen schätzen es, wenn man sich dafür interessiert, wie sie leben, welche geschichte, welche perspektiven sie haben und bei einer südafrikareise nicht bloss tierparks und touristendestinationen abklappert. und auch für uns, mehr wohl noch für unsere besucher, rundete dieses erlebnis das bild von südafrika ab. denn in diesen townships fand man nicht bloss elend, sondern freude und hoffnung, das kam nicht zuletzt in deren namen, die übersetzt zum beispiel unser stolz, aufgehende sonne oder hoffnung bedeuten.
anlass zur hoffnung gaben auch die projekte, die wir besuchten. aus eigenem antrieb, manchmal mit hilfe von gespendetem geld, werden suppenküchen geführt, frauen das nähen an maschinen beigebracht etc. und während wir in einer shebeen (illegale kneipe, von denen es tausende gibt) ein kühles bier tranken, wurden wir umringt von kindern, die nicht etwa bettelten, sondern einfach mit uns plaudern wollten. da die regierung die squattercamps, die am rande der townships wuchern, als temporär ansieht, wird dort weder in infrastuktur und schon gar nicht in den bau und den unterhalt von schulen investiert. genau dort besuchten wir eine - wiederum in eigener regie erstellte und geführte - schule. ohne diese hätten hunderte von kindern gar keine chance auf bildung (was in afrika gewissen regierung vermutlich ganz gelegen kommt). natürlich liegt eine gewisse berechtigung in der haltung der regierung, das geld in die erstellung von definitiven siedlungen zu stecken, statt wachsende slums zu subventionieren.
obwohl seit dem ende der apartheid fast eine million neuer häuser gebaut wurde, reicht der wohnraum noch lange nicht für alle. für viele ist selbst der einmalig zu bezahlende betrag von umgerechnet vierhundert franken für ein grundstück mit haus, inklusive wasser-, abwasser- und stromanschluss (für die im normalfall ebenfalls keine gebühr bezahlt werden muss) zu hoch. nach wie vor werden diese häuser subventioniert und teileweise von leuten besetzt, die es sich leisten könnten, in besseren gegenden zu wohnen. doch einerseits sind die quartiere oder ganze dörfer und stadtteile noch immer ethnisch getrennt und andererseits ist es dank den steuerprivilegien wenig reizvoll wegzuziehen. wer nämlich in den townships wohnt, ist von den steuern befreit - egal was er verdient. und steuern für die eigene vorsorge oder gar die soziale wohlfahrt zu bezahlen liegt einfach nicht in der afrikanischen denkweise. zu verübeln ist es ihnen ja nicht, denn meistens bereichern sich eh nur die korrupten staatschefs und beamten an der staatskasse. doch auch hier könnte südafrika ein vorbild für andere afrikanische staaten werden. hoffentlich.
eigentlich waren wir ja bei unserem schulbesuch stehen geblieben. auf engstem raum wurden siebenhundert schüler unterrichtet und jedes mal wenn wir ein klassenzimmer betraten, standen die kleinen auf und berichteten der schulleiterin, was sie garade an stoff durchnahmen. als "individuelle förderung des einzelnen schülers" kann man die unterrichtsmethoden wohl nicht direkt bezeichnen, aber, hand auf's herz, in europa sind die schüler ja bloss noch "individuell", mit teilewise tragischen folgen. am ende sangen uns die kinder noch ein paar lieder, die nationalhymne machte den abschluss. ungläubig starrten die kinder patrizia an, die nicht bloss die lippen bewegte, sondern kräftig den text mitsang bei n'kosi sikeleli africa - god bless africa!
und dann hiess es schon bald abschied nehmen. zwei wochen brachten hedy, antoinette, juli und seppi abwechslung in unseren reisealltag und wir genossen jede minute ihres besuches. ehrlich gesagt, ein bisschen zweifel über den verlauf dieser reise hatte der liebe brö im vorfeld ja schon, als die eltern mitteilten, sie kämen uns tatsächlich in afrika besuchen. aber rückblickend können wir sagen, dass die zwei wochen nicht schöner hätten sein können. hoffentlich trug unser "seniorengrüppli" ebenso schöne erinnerungen mit nach hause wie wir das taten.
raus zum flughafen, feste umarmungen, viele küsse und weg waren sie. uns blieben noch drei tage in kapstadt, bevor wir nach johannesburg fuhren. gerade genug, um uns von ein paar weiteren liebgewordenen menschen hier zu verabschieden: michael, den wir aus sambia kannten, suzette, suné, danhaus, pricilla und dirk von unterwegs in namibia und - wie könnte es anders sein - renate und paul aus holland, die uns so ziemlich in jedem land, das wir bis jetzt bereist hatten, über den weg liefen - natürlich auch in kapstadt. was man auf einer solchen reise lernt, ist nicht bloss, dass man immer wieder etwas neues antrifft, sondern, dass man sich auch immer wieder verabschieden muss. von landschaften, orten, vor allem aber von menschen, die einem innert kurzer zeit ans herz gewachsen waren.
gauteng und mpumalangadie letzte station in afrika
mit dem bus statt mit dem velo fuhren wir in zwanzig stunden nach pretoria, südafrikas hauptstadt. dieses mal stimmten die prophezeiungen, dass die strecke recht langweilig sei. weg vom üppigen grün kapstadts, durch das karge bushveld der karroo, durch den freestate bis nach johannesburg. von da war es nochmals eine gute stunde durch das verkehrschaos rund um die grossstadt, mit einer zusatzschleife über pretoria, bis wir centurion erreichten. dort wartete bereits annerie mit ihrem vater, der uns netterweise mit samt velo und gepäck auf dem anhänger zu unserer freundin chauffierte. annerie und greg waren eine ausnahme in unserem besuchsplan, wir kannten sie nämlich bereits aus luzern, da greg eine weile mit patrizia zusammenarbeitete. und noch etwas war neu: unsere gastgeber waren ausnahmsweise mal in unserem alter. so hatten wir auch einen einblick in das leben der jüngeren generation. sie zeigten uns ein wenig die umgebung und wir konnten uns in ihrem heim wie zu hause fühlen. mit einem raclette behandelten wir ihr fernweh nach der schweiz. auch ihre familien durften wir kenenlernen und bei ihnen die südafrikanische gastfreundschaft geniessen. der höhepunkt (für brö) war aber der besuch des rugbymatches mit greg, anneries brüdern und ein paar kumpeln. die örtlichen blue bulls heizten den mannen der western province mächtig ein und die stimmung im stadion war famos. obwohl rugby auf dem spielfeld einiges härter ist als fussball, war die stimmung im publikum völlig friedlich. die fans beider mannschaften nahmen sich gegenseitig auf's korn, ohne aggressiv zu werden. das gemütlichste an einem rugbyspiel in südafrika ist aber der gemeinsame braai vor dem spiel. rund um's stadion stehen die zuschauer in grüppchen um die mitgebrachten grills und spachteln boerewors-roll (eingeklemmtes mit bratwurst am meter) mit "castle lager". von diesem "fairplay" könnten sich die fussball-hooligans eine dicke scheibe abschneiden! wir sind mal gespannt auf die fussballweltmeisterschaften zweitausendundzehn, die die südafrikaner dank herrn mandelas intervention beim blatter seppi an sich gerissen haben. denn was für die weissen rugby, ist für die schwarzen südafrikaner fussball. auch hier wiederum scheint kein gemeinsamer nenner vorhanden zu sein.
es war mitte oktober, wir hatten also noch einen knappen monat zeit im lande. uns stand ein wahrer besuchsmarathon bevor. so viele einladungen hatten wir im laufe der zeit gekriegt, dass wir uns einen richtigen plan zurechtlegen mussten. von wegen reisen ohne terminkalender und so... wir freuten uns aber riesig darauf, all die leute nochmals zu treffen, bevor wir den kontinent verliessen.
gut eine woche verbrachten wir bei lessings und nutzten die gelegenheit auch dazu, unser zelt reparieren zu lassen. die ersatzreissverschlüsse, die uns der zelthersteller extra hierhin sendete, wurden leider wieder auf die rückreise geschickt, da sie etwas lange auf der post liegen blieben. tja, pech gehabt. die zeltreparaturspezialistin mochte uns aber von ihren super-heavy-duty reissverschlüssen (mit denen man locker einen öltanker hätte zusammenzippen können) zu überzeugen. also liessen wir die einnähen und gleich noch ein paar löcher reparieren. als sie unser zelt zurückbrachten, traf uns fast der schlag. nicht bloss, dass die arbeit so schludrig gemacht war, als sei das zelt, ein paar reissverschlüsse und etwas faden einer wildgewordenen nähmaschine zum frass vorgeworfen worden, nein auch die kleinen löcher waren mit leintuchgrossen flicken in lastwagenplanenqualität übernäht. die löcher, die ihre nähmaschine zurückliess, waren grösser, als die ursprünglichen und es sah ätzend aus. noch dazu hatte das zelt seit neustem einen beachtlichen schranz, der uns wohl zufälligerweise ein halbes jahr lang nicht aufgefallen war. es war zum heulen! soll uns noch jemand sagen, südafrika sei nicht mehr afrika! da wir ohne auto etwas aufgeschmissen waren uns in dieser gegend flexibel zu bewegen, waren wir immer auf die dienste von irgendwelchen leuten angewiesen, als wir etwa hundert mal zum nähatelier und wieder zurück mussten. machte man mit den leuten des ateliers was ab und rief man zwei stunden nach dem vereinbarten termin an, um zu erfahren, wo sie wohl blieben, fanden sie immer eine nette ausrede und kamen uns nochmals zwei stunden später abholen. die ganze zeltrepariergeschichte zog sich über drei wochen dahin, und was dabei herauskam, war schlichtweg mist. aber das zelt war nun mal verhunzt und wir probierten, das beste daraus zu machen. die chefin versicherte uns, mit dem spezialsiegel, extra für uns in kapstadt zubereitet, seien alle probleme vom tisch. um es gleich vorweg zu nehmen: beim ersten regen in patagonien tropfte es durch alle reissverschlüsse, die flicken lösten sich und der siegel auch. hey, ronelle, wenn wir dich noch einmal in die finger kriegen! so ein witzbold von südafrikaner meinte, wir sollten doch einfach ein neues kaufen, südafrika sei ja die campernation schlechthin und hätte die besten zelte der welt. bloss, dass die wohl etwa eine tonne wiegen und wir von der südafrikanischen zeltqualität die nase gestrichen voll hatten. und überhaupt wollten wir uns ja gar nicht von unserer behausung aus der luxuszeltfabrik zu hilleberg trennen.
so, der dampf ist raus, also weiter im text. wir hatten natürlich auch noch allerhand anderes zu flicken und zu nähen, aber wenn man uns die kleider verunstaltet, ist das ja nicht so schlimm, auch wenn man auch dafür wieder ungefähr fünfzig mal vorbei musste. irgendwie war das im "richtigen" afrika einfacher. da bringt man das zeugs runter auf die strasse, zu einem schneider mit fusspedalmaschine und einen halben tag später kriegt man die guten stücke repariert zurück, wenn auch nicht immer ganz professionell. da ist man auch nicht so heikel. aber hier, mit termin, abholzettel, fixpreisen, drei verkäufern und einer näherin ist so ein unterfangen wesentlich zeitintensiver und komplizierter. irgendwie schon eine faszinierende erkenntnis.
unser velo erhielt ebenfalls einen komplettservice spendiert und zwar im veloladen des sohnes eines freundes, arno, den wir in botswana getroffen hatten. dank ihm kriegten wir auch eine gratisbehandlung bei seinem velokollegen lumart der per zufall arzt ist und wurden sogar von ihm hinchauffiert. nett, gell? nicht dass wir krank gewesen wären, aber bevor wir den kontinent verliessen wollten wir uns auf allfällige unerwünschten mitbewohner abchecken lassen. bluttests, wurm- und käferkuren folgten und zum schluss wurde patrizia sogar noch ein leberfleck herausgeschnipselt. selbst die labors boten ihre dienste gratis an, dank dem vermerk "worldcyclists from switzerland". es war unglaublich, was die mittlerweile zu freunden gewordenen kumpels von arno alles für uns taten. sie waren fast noch ein bisschen velovernarrter als wir und um ein haar wären wir mit ihnen eine woche auf tour gegangen, das hätte bestimmt spass gemacht. daraus wurde aber wegen terminkonflikten nichts. mit robert, den wir aus malawi kannten wollten wir eigentlich auch noch ein kleines velotürchen nach mpumalanga unternehmen. leider wurde daraus ebenfalls nichts, allerdings lagen die terminkonflikte dieses mal auf seiner seite. tagelang wartete er auf seinen landcruiser, mit dem wir ein stück weit wollten, um den öderen teil der strecke zu überbrücken. doch er hatte mit seinem fahrzeug, respektive mit der reparaturwerkstatt noch viel mehr pech, als wir mit unserem zelt. es liessen sich bände füllen mit seiner story, nur soviel sei erwähnt: drei monate später erhielten wir ein email, dass das auto nun endlich repariert sei und er es verkaufe...
am schluss warteten wir etwas zu lange auf robert, sodass es auch für uns zu knapp wurde, mit dem tandem nach mosambik oder wenigstens nach mpumalanga zu fahren. wir wollten aber trotzdem noch dorthin uns so mieteten wir uns kurzerhand ein auto, was auch noch praktisch war, um den laptop zur reparatur zu bringen (um dann zu erfahren, dass er gar nicht defekt war. peinlich...) und andere freunde zu besuchen. margie und mark, die wir auch aus namibia kannten, mit der wohl schönsten terrasse in ganz gauteng und dem originellsten gebäude dazu. ganze bäume wuchsen durch das haus, das sich verwinkelt und mit brücken über etwa vier stockwerke verteilte. bei ihnen durften wir zwischen einem sammelsurium von reisesouvenirs aller art aus weissnichtwievielen jahren schlafen und wurden morgens von den hunden wachgeleckt. wir lernten so viele verschiedene leute kennen, mit so vielen verschiedenen weltanschauungen und geschichten, es war in jeder hinsicht eine echte bereicherung. das einzige, was alle gemein hatten, war eine vorliebe für braai, was uns natürlich sehr gelegen kam.
unsere kleine reise nach mpumalanga, im nordosten des landes machten wir also statt mit unserem radel im nigelnagelneuen micra für den im staatlichen ferneshen mächtig die werbetrommel gerührt wurde. mit dem effekt, dass wir, wo immer wir auch hin kamen, die attraktion waren. also, unser auto eigentlich. durch die wälder und hügel wäre es perfekt gewesen mit dem rad, aber uns machte auch diese art zu reisen spass. zudem wollte das wetter nicht so recht. teilweise fuhren wir durch sturmsdicken nebel und waren ziemlich die einzigen, die dieser umstand dazu bewegte, das licht anzumachen. die beschreibungen der südafrikaner über dieses gebiet reichten wiedermal von supergefährlich nach superschön - wobei sich das ja nicht gegenseitig ausschliessen muss. auf jeden fall schien es eine tour, die viele touristen unter die räder nehmen und landschaftlich war es auch wirklich nett: wälder und tiefe schluchten und einen ausblick weit nach mosambik, den uns der nebel allerdings vereitelte. es kam so richtiges touristenfeeling auf. mit dem auto hinkarren, sich an den souvenirständen vorbeimogeln, kurz den wasserfall angucken und weiterbrausen. es ist halt schon was anderes, wenn man sich den weg irgendwohin verdienen muss, oder bloss kurz auf's gaspedal zu treten braucht. aber es hat schon was, diese art des reisens. vor allem, wenn man abends eine unterkunft suchen muss - man wird definitiv wählerischer.
wir schauten uns nicht bloss die schönheiten der natur an, sondern besuchten auch ein ndebele-dorf. ja, eigentlich war's ein schaudorf, extra schön für die touristen hergerichtet. das ndebele-volk hat einen ganz eigenen und sehr farbigen stil, ihre lehmhäuser anzumalen und das wollten wir sehen. es war wirklich ganz nett, aber das war dann auch alles. ballenberg in südafrika, nur, dass es hier bloss einen typ häuser anzuschauen gab und die leute keinen käse herstellten.
bei der rückfahrt nach centurion haben wir uns dann etwas verfahren. das ist das blöde an gauteng, hier gibt es keinen tafelberg oder sonstige hügel, an denen man sich orientieren kann. und die ganze umgebung von johannesburg und pretoria ist irgendwie durch viele grössere und kleinere ortschaften zusammengebaut. da wir ohne karten unterwegs waren, war es oftmals reine glücksache, die richtige ausfahrt und die richtige abzweigung zu treffen. zudem deckten sich die gut gemeinten tipps aus der bevölkerung auch nicht immer zu hundert prozent. schlussendlich fanden wir unser ziel aber immer, denn brö hat da so ein brieftabuenorientierungsorgan eingebaut, das meistens ganz akzeptabel funktioniert.
wir wechselten noch zweimal unser domizil. unsere gastgeber waren jeweils so nett, uns abzuholen und wir konnten ihnen hinterherradeln um nicht ganz aus der übung zu kommen. wir mussten natürlich ganz schön strampeln um bei den "don't stop - car hijacking hot-spot" (nicht anhalten - wagen-entführungs/raub-stelle oder so ähnlich) vorbeizuflitzen, die hier an gewissen kreuzungen und auf gewissen strassenabschnitten gekennzeichnet waren. bloss: wie überquert man eine vierspurige kreuzung bei rotlicht ohne dabei über den haufen gefahren zu werden?
die rykaarts lebten ungefähr so, wie man sich eine typisch südafrikanische familie gemeinhin so vorstellt: ein riesiges grundstück, grosses haus, swimmingpool, sauna, whirlpool, tennisplatz und bar im untergeschoss, von den zig kühlschränken ganz zu schweigen. das tönt jetzt wohl ganz schön versnobt, war's aber mitnichten. stefanie und dawid waren die unkompliziertesten und liebenswürdigsten menschen, die man sich vorstellen kann. und ihr verhältnis zu ihren farbigen angestellten war überaus warmherzig und grosszügig. so lebten sie auf dem grundstück mit einer hand voll angestellter zusammen in quasi symbiotischer beziehung. die hausangestellte rebecca war schon seit dreissig jahren dort und mittlerweile auch die töchter und deren töchter. so kommt david für eine ganze sippschaft auf, bezahlt schulgelder, sogar ein neues haus in der stadt, kommt eigentlich für alle bedürfnisse von bestimmt zwanzig, dreissig leuten auf. und so lange er es sich noch leisten kann, wird er dies wohl auch tun. mit ihnen hatten wir besonders interessante gespräche. dawid, als apotheker, kriegt so ziemlich alles zu spüren, was das neue südafrika mit sich bringt. bewaffnete raubüberfälle, immer wieder neue gesetze der regierung, verarmung, der wandel in der schwarzen und weissen bevölkerung. wir denken noch heute oft an die gemütlichen und lustigen stunden und natürlich an die leckeren braais am mittwochabend zurück. ganz zu schweigen von ihren putzigen hunden. wir hätten uns ja nicht im traum einfallen lassen, dass wir mal an einem dackel den narren fressen würden! aber pixi haben wir in unser herz geschlossen: ein komplett überfressener "worshond" (wursthund). so nennt man die dackel hier und das ist eigentlich eine ganz treffende bezeichnung. logischerweise hatten sie nicht bloss einen hund. für küsse war tuka zuständig. ein fünzig-kilo-fetzen, der aus heiterem himmel an einem hochsprang und einem einen dicken schmatz auf's gesicht drückte. bei grossvaters achtzigstem waren wir natürlich auch eingeladen und halfen mit beim vorbereiten und spanferkel präparieren - wir gehörten beinahe zur familie.
die allerletzte woche in afrika verbrachten wir bei faan, der mit freunden mitten in der kalahari in botswana auf der strecke für uns anhielt. kaum hatte brö seinen fuss über die schwelle seines hauses gesetzt, klebte er an der hi-fi-anlage, die im wohnzimmer thronte. war das eine wohltat, endlich mal wieder musikgenuss auf höchstem niveau, ein wahrer ohrenschmaus. und zu edlem musikgenuss hatten wir die gelegenheit, edle tropfen aus seinem weinkeller zu kosten. so wurden unsere philosophischen plauderstündchen zum erlebnis für alle sinne. damit wir es rundum wohl hatten in seinem heim, überliess faan uns sogar sein schlafzimmer mit doppelbett und begnügte sich währenddessen mit dem gästezimmer. genauso wie bei robert, dem typen mit dem landcruiser. bloss, dass in seinem gästezimmer bereits seine schwester schlief und er sich mit der couch im wohnzimmer zufrieden gab. sind schon recht grosszügige gastgeber hier, muss man schon sagen. mit robert uns seinen kumpels verbrachten wir einen fröhlichen abend in johannesburg - auch in dieser stadt mit seiner schlechten reputaion kann man es gemütlich haben - und besuchten am nächsten tag zusammen das apartheidsmuseum. ein sehr eindrückliches museum, nicht nur wegen seines inhalts, sondern auch dessen präsentation und das gebäude selbst waren äusserst ausdrucksvoll. wir besuchten auch das quasi gegenstück dazu, das voortrekker monument in pretoria, mächtig und verstaubt. manchmal erstaunte es uns schon, wenn wir an denkmälern vorbeikamen, die vergangenen schlachten gegen die "eingeborenen neger" huldigten und die wende dieser staaten überlebt haben. nicht bloss in südafrika, auch anderswo, wo der übergang zur demokratie blutiger vonstatten ging. ob da weiter gedacht wurde oder ob die befreier einfach anderes zu tun hatten, als die ikonen ihrer unterdrücker zu zerstören? auf jeden fall ist es richtig und wichtig, alle teile der geschichte darzustellen und auch zu sehen. in südafrika war das sehr viel einfacher als anderswo. einerseits konnte hier praktisch jeder englisch und politik und geschichte waren so gut wie immer ein thema. es wurde sehr viel geschrieben und die informationen waren einfach zu erhalten. selbst das staatliche fernsehen sabc kam seinem auftrag als öffentlich-rechtliche anstalt nach und zeigte nicht bloss talkshows, seifenopern und big brother-derivate um quoten hinterher zu hecheln. geradezu eine seltenheit heute! es war immer amüsant, den sprechern zuzuhören, denn in südafrika haben sie wirklich ein ulkiges aber liebenswürdiges englisch. unter dem logo "proudly southafrica" (stolz südafrikanisch) gab es aber nicht nur spots am tv zu sehen. jede marke, jede firma, die etwas auf sich hielt, schmückte sich mit diesem prädikat. vielleicht waren die südafrikaner nicht nur stolz auf ihre heimat, aber zumindest etwas stolzer, als viele schweizer auf ihr heimatland sind (oder es zumindest öffentlich bekunden), obwohl die allen grund dazu hätten. wir auf jeden fall haben noch kein land angetroffen, wo wir lieber leben würden. und wenn wir jemanden sagten, wir kämen aus der schweiz, taten und tun wir dies mit einem gewissen stolz. klar wird unsere kleine schweiz im ausland manchmal auf ihre geldinstitute reduziert oder auf die üblichen klischees, aber immerhin kannten die meisten menschen diesen kleinen staat und sogar dessen flagge, die hinten an unserm tandem flatterte. da war es uns manchmal schon etwas peinlich, wie wenig wir von gewissen ländern wussten. wir, mit unserem super bildungssystem und allen erdenklichen ressourcen. interessant war, wie ein land sich als ganz anders, meist viel freundlicher und sicherer entpuppte, als die medien dies vermittelten. was wussten wir schon von afrika, unsere vorstellungen reichten gerade mal zu weiten steppen, hungernden menschen, korrupten staatsoberhäuptern und kindersoldaten. steppen hat es zwar auch und korrupte staatsoberhäupter sowieso. hungernde und leidende menschen bestimmt auch in gewissen zonen und kindersoldaten leider ebenso. aber der grossteil von afrika war so viel grüner, so viel friedvoller als wir uns das vorgestellt hatten. den berühmten african bug, den afrikanischen käfer hat auch uns ein bisschen erwischt. ob wir wohl nicht vergebens ein retourticket johannesburg - buenos aires - johannesburg gekauft hatten? der westen afrikas würde uns ja schon auch noch reizen. es gäbe noch so viel zu entdecken auf diesem wunderschönen kontinent mit diesen fröhlichen menschen. wer weiss, wo unsere reise uns noch hinführt...
die nähere zukunft aber war geplant und wir bereiteten uns auf den flug nach südamerika vor, schickten die letzten erinnerungen an den schwarzen kontinent mit einem paket nach hause, verpackten das tandem und unsere habseligkeiten und genossen einen letzten abend in fans gesellschaft. ein letzter diskurs über die schräglage der mondsichel, ein letzter brandy, eine letzte nacht unter afrikas sternenfirmament. morgens um fünf brachte uns unser liebenswerte gastgeber im extra ausgeliehenen bakkie zum flughafen und wir verabschiedeten uns herzlich von ihm und stellvertretend auch von allen, die wir in südafrika und auf unserer reise durch afrika kennen gelernt hatten. wir werden euch vermissen!